Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

Erfolgreiches Timing Der bestechend einfache Faktor-Timing- Ansatz von Faros Consulting ist ein wichti- ger empirischer Beitrag zur akademischen Diskussion, ob Market-Timing überhaupt erfolgreich möglich ist. Das Time-Series- Momentum scheint es tatsächlich zu ermög- lichen, Faktoren erfolgsversprechend zu ti- men, um systematisch die Benchmark zu schlagen. Das gilt für Aktien und auch Bonds und noch viel mehr für eine ge- mischte Allokation von Aktien und Bonds, die sich als Absolute-Return-Ansatz am Geldmarkt misst. In letzterem Fall sind die Ergebnisse sogar noch besser: Hier lassen sich Information-Ratio-Werte von 1,85 zei- gen. Was die Aktienergebnisse anbelangt, so könnte man meinen, dass beim MSCI USA oder dem MSCI Europe im Vergleich zum MSCI World die Resultate der Faktor-Ti- ming-Strategie wegen des höheren idiosyn- kratischen Risikos bei kleineren Universen mehr Noise und damit geringere Renditen infolge höherer Volatilitäten erzeugen könn- ten. Dies war auch tatsächlich zu beobach- ten, was diese Vermutung zu belegen scheint. Auf der Bondseite konnten beson- ders beeindruckende Ergebnisse erzielt wer- den, die alle hoch signifikant ausfielen. Das liegt an dem hohen High-Yield-Anteil, der jedoch nicht dazu führt, dass das Risikopro- fil der Strategie High-Yield-ähnlich ausfällt, denn Tracking Error und Volatilität sind markant niedriger. Das Gleiche gilt für Ab- solute Return: Auch dort sind High Yields ein Core-Investment in der Long-only- und in der Long/Short-Variante. Einfach umsetzbar Zu guter Letzt ist festzuhalten, dass alle Backtests signifikante Vorteile des Timings gegenüber statischen Allokationen ans Ta- geslicht bringen. Da der Ansatz relativ „Bestechend einfach“ Ein mit Faktor-ETFs bespielter Momentumansatz schlägt passive Investments aus dem Feld. D r. Marc Rohloff ist promovier- ter Mathematiker und hält ei- nen Master in Physik. Er ist seit 2017 für Faros tätig, unter ande- rem als Spezialist für Asset-Liability- Simulationen sowie strategische As- set Allocation, deren Durchführung zu seinem Alltagsgeschäft gehört. Konzeptionell arbeitet Rohloff an der wissenschaftlichen Weiterentwick- lung der Anlagestrategien im Bereich Faktorinvestments. So hat er in seiner Rolle als Quant-Stratege die Faros- Multi-Faktor-Strategie für institutio- nelle Kunden mitentwickelt. Unter Akademikern wird heiß disku- tiert, ob man mit Timing Alpha erzie- len kann. Die Studienergebnisse dazu fallen durchwachsen aus. Wenn man Ihre Backtest- und Live-Ergebnisse ansieht, kommt man kaum umhin, für Timing zu votieren … Marc Rohloff: Faktor-Timing anhand eines Momentumansatzes funktioniert empirisch, das konnten wir zweifellos feststellen. Zum Momentumansatz: Momentum als Faktor funktioniert oft eine Zeitlang gut, doch gibt es immer wieder Mo- mentum-Crashs, die sehr heftig ausfal- len können und für kräftige Draw- downs sorgen. Wenn Sie die Momen- tumstrategie mit Faktoren bespielen, müssten doch sehr ähnliche Muster entstehen. Wie beugen Sie dem vor, speziell wenn es ein Tracking-Error- Limit gibt? Tatsächlich haben wir bis ins Jahr 2000 zurück Backtests durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass der Maximum Drawdown dazu führt, dass man 3,5 Prozent hinter der Benchmark liegt. Das liegt bei einem Tracking Error von zwei Prozent im Rahmen der Erwartungen. Das Fat-Tail-Risiko ist schwierig zu berechnen. Interessan- terweise zeigt sich aber, dass sich Faktor-Timing gerade in Krisenzeiten wie nach dem Millennium oder auch 2008 und jetzt im März 2020 besser rechnet als in ruhigen Zeiten. So liegt das durchschnittliche Alpha bei zwei bis drei Prozent pro Jahr, 2020 sind es aktuell aber schon vier Prozent. Was kommt heraus als Risk/Return bei Aktien, Bonds und Mixed Allocation, wenn man keine Tracking-Error-Vor- gaben macht? Wir haben Berechnungen für Tracking- Error-Vorgaben von zwei und vier Pro- zent durchgerechnet. Dabei errechnet sich wie gesagt ein annualisiertes Al- pha für zwei Prozent Tracking Error von drei Prozent, was also einer Infor- mation Ratio von 1,5 entspricht. Im Fall eines Tracking Errors von vier » Momentum ist nicht faktorspezifischer Natur, sondern kommt rein aus den Zeitreihen. « Dr. Marc Rohloff, Leiter der Geschäftsentwicklung, ALM Consultant & Quant-Stratege bei Faros Consulting GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main Fortsetzung nächste Seite  N o. 4/2020 | www.institutional-money.com 203 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | MULT I - FAK TOR

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