Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

noch, wenn die Übergabe von einem Repu- blikaner an einen Demokraten stattgefunden hat: Dann liegt die Überrendite bei – eigent- lich schon überhitzenden – knapp 25 Pro- zent pro Jahr. „Aus Risikosicht könnte man meinen, dass die Preise fallen, sobald die Wahl eines Demokraten wahrscheinlich wird und er dann tatsächlich gewählt wird, es dann aber zu ständig steigenden Erträgen während einer demokratischen Präsident- schaftsperiode kommt.“ Das würde be- deuten, dass die Risikotoleranz der Marktakteure direkt an die jeweilige Partei gebunden ist. Welche Art von Risiko? Genau von dieser These ist aber bei- spielsweise Michael Halling, Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung bei Spängler Iqam Invest und Associate Professor am Department of Finance an der Stockholm School of Economics, nicht unbedingt überzeugt. Er hat sich über die hauseigene Publikation von Iqam ebenfalls zum „Presidential Puzzle“ geäußert. Dabei geht Halling davon aus, dass „die Risiko- aversion der Investoren nicht ansteigt, weil ein demokratischer Präsident im Amt ist.“ Für Hailing geht „die Kausalität vielmehr in die andere Richtung. Perioden mit hoher Risikoaversion sind normalerweise Perio- den mit Krisen an den Aktienmärkten, einer stagnierenden Wirtschaft und hoher Arbeits- losigkeit. In diesen Perioden erscheint eine sozial orientierte Politik, in der das soziale Netz ausgebaut wird, für die Wähler attrak- tiver, und demokratische Kandidaten haben dementsprechend eine größere Chance, ins Amt gewählt zu werden.“ Umgekehrt stei- gen demnach die Chancen eines republika- nischen Kandidaten, der im Normalfall eher einen schlankeren Staat und niedrigere Steuern bevorzugt, wenn die Wirtschaft boomt. Das bedeute aber auch, dass in die- ser Erklärung nicht die politische Einstel- lung des Präsidenten an sich ausschlag- gebend für den erwähnten Renditeeffekt wären. Vielmehr spiele es laut Halling eine Rolle, zu welchem Zeitpunkt eher demo- kratische beziehungsweise eher republikani- sche Präsidenten in der Vergangenheit in ihr Amt gewählt wurden. Mehr Puzzleteile als zuvor Tatsächlich muss man in der Sondersitua- tion einer Pandemie ohnehin vorsichtig mit historischen Rückschlüssen auf die Märkte sein. Das meint auch Halling, der die ame- rikanische Wirtschaft aufgrund der Covid- 19-Pandemie „in einer schwierigen Phase“ sieht. „Auch befinden sich die amerikani- schen Aktienmärkte auf sehr hohen Niveaus und haben die Verluste aus den ersten Tagen der Pandemie schon bei Weitem aufgeholt.“ Und dann gibt es da natürlich noch den amtierenden Präsidenten Donald Trump, von dem man vieles sagen kann, aber sicher nicht, dass er als perfekt abgeschliffenes Teil in irgendein Puzzle passt. Sein Agieren könnte die Phase der politischen Unsicher- heit weiter prolongieren. Mit seiner Aus- sage, „Die einfache Wahrheit ist, dass diese Wahl noch lange nicht vorbei ist“, hat er bereits anklingen lassen, dass er noch eini- ges vorhat. Die politische Unsicherheit, auch angesichts der bereits geschilderten Situation in Georgia, könnte demnach wei- ter relativ hoch bleiben. Fest steht jeden- falls: Mit Trump sind zum „Presidential Puzzle“ mehr neue Teile hinzugekommen, als bislang gelegt wurden. HANS WEITMAYR Vielversprechendes Szenario für 2021 Welche Auswirkung die Amtsübergabe zwischen Republikanern (R) und Demokraten (D) im jeweils ersten Jahr einer neuen Präsidentschaft hatte (1) (2) (3) (4) Differenz Differenz Differenz Differenz Differenz Differenz R zu D D zu R R zu R D zu D (1)-(2) (1)-(3) (1)-(4) (2)-(3) (2)-(4) (3)-(4) VWR-TBL 25,80 -12,67 -3,46 5,99 38,47 29,26 19,81 -9,21 -18,66 -9,45 p-Wert 0,04 0,12 0,66 0,34 0,01 0,04 0,15 0,42 0,07 0,35 VWR-INF 24,59 -10,60 -2,17 5,15 35,19 26,75 19,43 -8,44 -15,76 -7,32 p-Wert 0,04 0,20 0,78 0,43 0,02 0,07 0,16 0,46 0,13 0,47 EWR-TBL 48,39 -12,90 -10,86 8,89 61,28 59,25 39,50 -2,03 -21,79 -19,75 p-Wert 0,02 0,23 0,24 0,30 0,01 0,01 0,07 0,89 0,11 0,12 EWR-INF 47,17 -10,83 -9,57 8,06 58,00 56,74 39,12 -1,26 -18,88 -17,62 p-Wert 0,02 0,32 0,30 0,36 0,01 0,01 0,07 0,93 0,18 0,17 TBL-INF -1,21 2,07 1,29 -0,83 -3,28 -2,51 -0,38 0,77 2,90 2,13 p-Wert 0,18 0,00 0,06 0,36 0,00 0,03 0,77 0,39 0,01 0,06 # Beob, 60 47 72 84 Wiederholen sich die Muster aus der Vergangenheit, so steht im ersten Jahr der Biden-Präsidentschaft eine starkes Börsenjahr ins Haus. Ob dieses historische Muster auf Aufhol- effekten, konjunkturellen Einflüssen oder politischer Risikowahrnehmung beruht, ist umstritten und Teil des bislang ungelösten Presidential Puzzle. Tatsache ist, dass das gegenwärtige Pandemie-Szenario hier noch weitere Teile hinzufügt. Abkürzungen: VWR=valuegewichtet, TBL=3-Monats-Treasuries, INF= Inflation, EWR=gleichgewichtet Quelle: Studie » Die einfache Wahrheit ist, dass diese Wahl noch lange nicht vorbei ist. « Donald Trump, bei Redaktionsschluss Präsident der USA 192 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | US - PRÄ S I DENT S CHA F T FOTO : © YUR I GR I PA S | B LOOMB E RG

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