Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

mokratischen Kandidaten zunimmt. In einer brandaktuellen Arbeit hat sich Javier Mella, der an der Luter School of Business Chris- topher Newport University wirkt, genau dieses Themas angenommen. Er hat die Daten um die Zeit bis 2016 – also dem Ende der Obama-Administration – erweitert und das Feld der Untersuchung um einige spezielle Aspekte vertieft. Zunächst zur Erweiterung des Zeithori- zonts: Dieser erhärtet die Erkenntnisse von Santa Clara und Valkanov, zeigt doch auch die demokratische Präsidentschaft von Barack Obama einen klaren Überertrag im Verhältnis zu risikofreien Assets ( siehe Zeit- leiste „Valuegewichtete Überschussrendite von US-Präsidentschaften“ ). „Es ist beacht- lich, dass keine einzige demokratische Prä- sidentschaft unterdurchschnittliche Erträge für US-Aktien ausweist, während das bei den Republikanern mit Hoover, Nixon und G. W. Bush drei Mal der Fall war“, wie Mella erklärt. Je nach Wahl der leicht zu konstruierenden Portfolios – Equal Weight oder Value – lag die Überrendite in demo- kratischen Jahren um bis zu knapp 15 Pro- zentpunkte über jener der republikanischen Jahre. Dafür war der jährliche inflations- bereinigte Ertrag von Treasuries mit 2,15 Prozent unter republikanischer Präsident- schaften nahezu doppelt so hoch wie unter demokratischer ( siehe Tabelle „Demokraten liegen vorn“ ). Aus aktuellem Anlass besonders interes- sant ist auch die Frage, wie sich die Märkte verhalten haben, wenn es zu einem Macht- wechsel zwischen Republikanern und De- mokraten gekommen ist ( siehe Tabelle „Spiel der Macht“ ). Hier hat sich Mella zwei unterschiedliche Szenarien angesehen. Erstens jenes, wonach eine Partei die Präsi- dentschaft verteidigen konnte, egal ob es dieselbe Person war – also fällt zum Bei- spiel die erste Amtszeit von George Bush sr. in die Spalte „War bereits im Amt“ weil dessen Vorgänger Ronald Reagan ja ebenso Republikaner war. Barack Obamas erste Amtszeit fällt unter „ Hat andere Partei abgelöst “, weil dessen Vorgänger George W. Bush republikanisch war. Hier bietet sich ein differenziertes Bild. Für alle Aktienmärkte hält sich die Dominanz der Demokraten. Sie konnten aber – besonders im Fall des inflationsbereinigten valuege- wichteten Portfolios – deutlich höhere durchschnittliche Erträge erzielen, wenn sie unmittelbar zuvor bereits eine Amtszeit absolviert hatten. Doch wie sieht es in den Übergangspha- sen aus, wenn klar wird, in welche Rich- tung der Gewinner denn nun wirklich geht, welche Ankündigungen eingehalten werden – und welche nicht? Hier ist zunächst ein- mal des letzte Jahr der alten Präsidentschaft interessant, tritt der neue POTUS doch erst im Januar sein Amt an. Hier gibt es – zu- mindest aus der Vergangenheit – schlechte Nachrichten. Denn das letzte Jahr einer Parteienpräsidentschaft endete in der Regel bei einer Amtsübergabe von Republikanern an Demokraten für ein valuegewichtetes, um Treasuries bereinigtes Portfolio mit minus 11,65 Prozent. Zu Redaktionsschluss lag der S&P 500 auf Jahressicht deutlich im Plus – würde man die Vergangenheit eins zu eins auf die nahe Zukunft projizieren, stünde also bis Jahresende eine deutliche Korrektur im Raum. Mehr als nur kom- pensiert werden könnte eine allfällige Schwächephase im ersten Amtsjahr von Biden: Denn tatsächlich ist es so, dass die statistisch relevanteste enorm positive Ak- tienperformance der Demokraten in Jahr eins der jeweiligen Präsidentschaft statt- findet ( siehe Tabelle „Entscheidend ist das erste Jahr“ ). Dieser Trend verstärkt sich » Es ist beachtlich, dass keine einzige demokratische Präsidentschaft unterdurch- schnittliche Erträge für US-Aktien ausweist. « Javier Mella, Luter School of Business Christopher Newport University Entscheidend ist das erste Jahr Wie die Marktportfolios in verschiedenen Phasen einer Präsidentschaft performen Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3 Jahr 4 Rep. Dem. Diff. Rep. Dem. Diff. Rep. Dem. Diff. Rep. Dem. Diff. VWR-TBL -6,63 12,03 -18,66 3,90 8,35 -4,45 3,55 11,81 -8,26 0,92 10,52 -9,60 p-Wert 0,24 0,05 0,03 0,55 0,14 0,61 0,57 0,00 0,26 0,91 0,01 0,28 VWR-INF -5,12 11,12 -16,25 6,23 6,06 0,17 6,14 10,72 -4,58 3,06 10,52 -7,46 p-Wert 0,37 0,07 0,05 0,35 0,29 0,98 0,32 0,01 0,53 0,69 0,01 0,40 EWR-TBL -10,11 22,36 -32,47 3,18 7,59 -4,41 7,69 16,97 -9,28 0,95 15,35 -14,40 p-Wert 0,15 0,02 0,01 0,70 0,30 0,69 0,33 0,00 0,34 0,92 0,01 0,21 EWR-INF -8,59 21,46 -30,05 5,51 5,30 0,21 10,28 15,88 -5,59 3,09 15,35 -12,26 p-Wert 0,22 0,02 0,01 0,51 0,48 0,99 0,18 0,01 0,56 0,75 0,01 0,28 TBL-INF 1,51 -0,91 2,42 2,33 -2,29 4,62 2,59 -1,10 3,69 2,15 0,00 2,14 p-Wert 0,00 0,16 0,00 0,00 0,01 0,00 0,00 0,05 0,00 0,00 0,99 0,00 Die Differenz der errechneten Überschussrenditen ist nur im ersten Jahr einer Präsidentschaft statistisch relevant. Gerade da ist der Unterschied zwischen einer republikanischen Beherrschung des Weißen Hauses auch am höchsten – teilweise mit erheblichem Abstand zu den restlichen drei Jahren einer Präsidentschaft. Insgesamt bleibt die Outperformance von Demokraten gegen- über Republikanern aber deutlich. Abkürzungen: VWR=valuegewichtet, TBL=3-Monats-Treasuries, INF= Inflation, EWR=gleichgewichtet Quelle: Studie 190 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | US - PRÄ S I DENT S CHA F T

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