Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

verabschieden. Dies ist aus Sicht des Mark- tes das ‚beste‘ Ergebnis, da es die größte Stabilität verleiht.“ Während der weiteren Auszählung der Stimmen wurde aber klar, dass die Demokraten in Georgia für zwei Senatssitze einen zweiten Wahlgang erreichen konnten – die- ser findet im Januar 2021 statt. Gewinnen die Demokraten beide Sitze, haben sie die Mehrheit im Senat und Biden kann „durch- regieren“. Das Puzzle auslegen Wer ob all dieser Nachrichten und ihrer teils diametral auseinan- derlaufenden Interpretationen mit Irritation reagiert, steht nicht allein da – wenn man sich selbst gegen- über ehrlich ist, stellen die Auswir- kungen der US-Wahlen ein Rätsel oder „Puzzle“ dar, wie es auch Santa Clara und Valkanov bereits im Jahr 2003 in ihrer Arbeit „The presidential puzzle: political cycles an the stock markets“ thematisierten. Die Autoren identifizierten damals an den Aktienmärkten einen um jährlich rund zehn Prozent höhe- ren Ertrag, wenn Demokraten – und nicht Republikaner – imWeißen Haus residierten. Und das obwohl vor und während der de- mokratischen Präsidentschaften eine höhere Risikoaversion der Investoren im Vergleich zu republikanischen Prä- sidentschaften verzeichnet wurde – also eigentlich ein Paradoxon. Was die Lage noch unübersichtlicher macht, ist die Tatsache, dass die ersten Marktreaktionen bei Wahl- siegen der Demokraten negativ waren, erst danach kam der Um- schwung. Bei diesen Marktbewe- gungen handelt es sich um keine vereinzelten Geschehnisse, das konsistente Datenmaterial reicht bis ins Jahr 1927 zurück. Das bedeutet, das Vorurteil, wonach Republikaner besser für die Märk- te sind als Demokraten, hätte sich inzwischen in Luft auflösen und eigentlich dazu führen müssen, dass die Märkte steigen, sobald die Wahrscheinlichkeit für einen de- Wird es auch unter Joe Biden zu einer überdurchschnittlichen Rendite an den US-Aktienmärkten kommen? Nimmt man die Muster der Vergangenheit als Beispiel, so sind die Voraussetzungen dafür denkbar günstig. In den ersten Jahren einer demokratischen Präsidentschaft gab es nach einer zuvorigen Machtübergabe durch einen Republikaner in der Regel deutliche Gewinne. Spiel der Macht Was passiert, wenn eine Präsidentenpartei im Amt bleibt oder es neu übernimmt? Bleibt im Amt Löst andere Partei ab Reps. Dems. Diff. Reps. Dems. Diff. VWR-TBL 4,46 14,73 -10,27 -1,92 7,78 -9,70 p-Wert 0,25 0,00 0,07 0,69 0,01 0,09 VWR-INF 6,02 14,26 -8,24 0,60 6,27 -5,67 p-Wert 0,13 0,00 0,15 0,90 0,05 0,32 EWR-TBL 6,40 21,67 -15,27 -2,98 11,18 -14,16 p-Wert 0,22 0,00 0,06 0,62 0,01 0,06 EWR-INF 7,96 21,20 -13,24 -0,46 9,67 -10,13 p-Wert 0,13 0,00 0,10 0,94 0,03 0,17 TBL-INF 1,56 -0,47 2,03 2,52 -1,51 4,03 p-Wert 0,00 0,17 0,00 0,00 0,00 0,00 Das aktuelle Szenario s pielt sich in der zweiten Spalte von rechts ab: Ein Demokrat hat einen Republikaner im Weißen Haus abgelöst. In der Vergangenheit hat es in einer derartigen Situation deutliche annualisierte Gewinne gegeben. Abkürzungen: VWR=valuegewichtet, TBL=3-Monats-Treasuries, INF= Inflation, EWR=gleichgewichtet Quelle: Studie N o. 4/2020 | www.institutional-money.com 189 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | US - PRÄ S I DENT S CHA F T

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=