Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

vor allem dazu bei, die Liquidität des Port- folios zu gewährleisten – und durch die Mittelverwendung zugleich positive Ent- wicklungen fördern.“ Deutschland hat vor der Anleihenbe- gebung im eigens erstellten „Green Bond Framework“ folgende fünf Sektoren fest- gelegt, denen die Green-Bond-Emissionser- löse zugutekommen: 1) Verkehr; 2) inter- nationale Zusammenarbeit; 3) Forschung, Innovation und Bewusstseinsbildung; 4) Energie und Industrie sowie 5) Land- und Forstwirtschaft, Naturlandschaften und Biodiversität. „Bei der Auswahl der grünen Haus- haltspositionen orientiert sich der Bund an etablierten internationalen Markt- standards, beispielsweise den Nach- haltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs), und insbesondere an den Green Bond Principles der International Capi- tal Market Association (ICMA)“, erläu- tert Vishal Khanduja, Director Invest- ment Grade Fixed Income (IGFI) Port- folio Management and Trading bei Eaton Vance Management. Manchen ESG-Investoren ist das aber längst nicht streng genug. „Obwohl wir es für eine positive Entwicklung halten, dass Deutschland begonnen hat, grüne An- leihen zu emittieren, ist der Rahmen für grüne Anleihen des Landes nicht so klar an internationalen Standards wie den Green Bond Principles sowie den Taxonomien der EU und der Climate Bond Initiative ausgerichtet wie einige andere grüne Staats- anleihen“, sagt Bos. „Zum Beispiel wird ein großer Teil dieser Erlöse aus grünen An- leihen für Züge und Schieneninfrastruktur verwendet werden, was auch den Güterver- kehr mit fossilen Brennstoffen umfassen könnte.“ Viel beachtete Zwillingsanleihe Die grüne Bundesanleihe fand internatio- nal vor allem wegen ihres Konzepts als „Zwillingsanleihe“ große Beachtung. Das bedeutet, dass für diese und auch allen zukünftig begebenen grünen Bundesanlei- hen als „Zwilling“ auch eine mit identen Ausstattungsmerkmalen (vor allem Kupon und Laufzeit) versehene, „klassische“ Bun- desanleihe existiert. Jedes Papier hat seine eigene ISIN. „So haben Investoren jederzeit Preistransparenz und können sehen, wie teuer oder günstig die grüne Anleihe im Vergleich ist“, erklärt Lamy. Bei der Lan- cierung der grünen Bundesanleihe hat die Bundesfinanzagentur die bestehende kon- ventionelle (Zwillings-)Anleihe (0 %, 8/2030) mit der ISIN DE0001102507 um 6,5 Milliarden Euro auf ein Volumen von nunmehr 27,5 Milliarden Euro aufgestockt und diese 6,5 Milliarden Euro zur „Markt- pflege“ in den Eigenbestand des Bundes überführt. Diese Aufstockung des konven- tionellen Bonds soll dem Markt auch zei- gen, dass grüne Bundesanleihen zumindest bis auf Weiteres ein niedrigeres ausstehen- des Volumen haben sollen als ihre klassi- schen Zwillinge. Laut NN IP will die Bun- desfinanzagentur mit diesem Schritt vermei- den, dass grüne Anleihen eines Tages die Marktliquidität klassischer Bundesanleihen negativ beeinflussen. Investoren scheinen derzeit jedenfalls mehr Gefallen am neuen Green Bond zu finden. Während die kon- ventionelle Bundesanleihe Ende Oktober zu einem Kurs von 106,35 Prozent notiert, wird die mit identischen Merkmalen ausge- stattete grüne Anleihe mit 106,59 Prozent um 24 Basispunkte höher gehandelt. Un- term Strich haben sich beide Investments für Investoren gerechnet. Zinskurve im Aufbau Deutschland hat es nicht bei der einen grünen Anleihe belassen und wird diese Emission nicht nur in regelmäßigen Inter- vallen aufstocken, wie es beispielsweise Frankreich mit seinem einzigen Green Bond macht, der dadurch auf mehr 27,4 Milliarden Euro Volumen angestiegen ist. Deutschland plant ganz im Gegenteil die Begebung weiterer Green Bonds, wobei die zweite Emission im November mit einer Laufzeit von fünf Jahren stattfand. Emittiert wurde ein Volumen von gut 4,6 Milliarden Euro, die Aktion war um das 1,3-fach über- zeichnet. Die Rendite lag bei minus 0,85 Prozent. „Deutschland plant eine Green-Bond- Zinskurve mit der Hinzufügung von Credit- Instrumenten mit Laufzeiten von zwei bis 30 Jahren“, sagt David Zahn, Head of Eu- ropean Fixed Income, Franklin Templeton Fixed Income. Dieser Schritt erlaubt es an- deren Green-Bond-Emittenten und ESG- Marktteilnehmern, sich an dieser Referenz- kurve mittels Risikoaufschlägen (Spreads) zu orientieren. Inklusive der zwei neuen grünen Bundesanleihen verfügt die Eurozo- ne über sechs staatliche Green Bonds mit Laufzeiten von fünf bis 20 Jahren und Ra- tings von AA bis AAA mit einem ausste- henden Gesamtbetrag von über 60 Milliar- den Euro. „Das Prinzip der ‚grünen Zwillingsanlei- hen‘ ist eine neue und innovative Form der Emission von grünen Anleihen, die wir befürworten. Wir halten dieses Modell für eine viel bessere Option als das Konzept, das derzeit von der dänischen Regierung geprüft wird, die versucht, separate grüne Etiketten oder Aufkleber auszugeben, die an jeder herkömmlichen Anleihe angebracht werden könnten“, erklärt Bos. » Der Green-Bond-Markt ist zu groß geworden, um ihn ignorieren zu können. « Bram Bos, Lead Portfolio Manager Green Bonds bei NN Investment Partners » Die grüne Bundesanleihe trägt vor allem dazu bei, die Liquidität des Portfolios zu gewährleisten. « Simon Bond, Director Responsible Investment Portfolio Management bei Columbia Threadneedle 178 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | GR E EN BONDS FOTO : © COL . T HR E ADNE ED L E , NN I P

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