Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

Oktober veröffentlichten Green-Bond- Studie, dass der weltweite Markt für grüne Anleihen auf eine Billion Euro bis Ende 2021 und zwei Billionen Euro bis 2023 an- wachsen könnte. Vor dem Hintergrund, dass auch in China und den USA grüne Anleihen an Bedeutung gewinnen, sollte nach Ein- schätzung von Bertrand Roucher, Portfolio Manager und Senior Credit Analyst bei Mi- rova, das hohe Wachstumstempo noch bis Ende dieses Jahrzehnts anhalten. „Dann dürfte vielen Unternehmen der nachhaltige Umbau ihrer Geschäftsmodelle weitgehend geglückt sein. Der Bedarf an grünen Anlei- henfinanzierungen wird dann zurückgehen.“ Rechtzeitig positionieren Bei Green Bonds steigt nicht nur das aus- stehende Anleihenvolumen, auch insgesamt ist der Markt gereift. Interessierten sich frü- her nur deklarierte ESG-Investoren für diese Papiere, greifen nunmehr auch klassische Kapitalsammelstellen bei den Emissionen kräftig zu. Das könnte jenen Investoren, die früher als andere Anleger Positionen auf- bauen, zugutekommen, erklärt Arnaud-Guil- hem Lamy, Spezialist für Anleihen und nachhaltiges Investieren bei BNP Paribas AM: „Die Assetklasse ist erwachsen gewor- den: Bis 2018/19 bestimmte das Angebot die Nachfrage, nun dreht sich das Verhält- nis. Die Nachfrage nimmt stärker zu, als das Angebot mitwachsen kann. Das heißt, Green Bonds werden künftig teurer. Wer rechtzeitig einsteigt, profitiert.“ Wichtiger Meilenstein Neben namhaften Emittenten aus dem Unternehmenssektor, die nach der sommer- lichen Ferienzeit im traditionell emissions- reicheren Monat September den Green- Bond-Markt anzapften – beispielsweise Ve- rizon, Orange, Société Générale oder Volks- wagen mit gleich zwei Tranchen –, sorgten im genannten Monat die Green-Bond- Marktdebüts von Schweden und insbesondere jenes von Deutschland für erhöhte Investorenaufmerksamkeit. Mit der ersten grünen Bundesanleihe folgte die hiesige Finanzagentur spät, aber doch an- deren Staaten. Darunter sind Frankreich (das bereits 2017 Green Bonds emittierte und mit mehr als 27 Milliarden Euro aus- stehendem Volumen europäischer Markt- führer ist), Belgien, Irland, die Niederlande und Polen, das 2016 als erstes europäisches Land einen in Euro denominierten Green Bond lancierte. „Wir denken, dass dies ein wichtiger Meilenstein für den Markt grüner Anleihen ist, da der Markt für deutsche Staatsanleihen einer der wichtigsten Orien- tierungspunkte auf den Kapitalmärkten ist“, sagt Bos. Liquidität vor Rendite Obwohl die grüne Bundesanleihe (ISIN: DE0001030708) einen Zinskupon von null aufweist, war das Interesse an dem zehnjäh- rigen Papier (8/2030) mit einem ausstehen- den Volumen von 6,5 Milliarden Euro enorm: Investoren reichten Gebote von mehr als 33 Milliarden Euro ein, um von den vom Bund mandatierten Banken im Rahmen eines Syndikatsverfahrens eine Zuteilung zu 104,717 Prozent zu erhalten und damit im Fall des Haltens bis zur Fäl- ligkeit einen sicheren Verlust zu machen. Einer, der trotzdem gezeichnet hat, war Simon Bond, Director Responsible Invest- ment Portfolio Management bei Columbia Threadneedle und Portfoliomanager des Threadneedle (Lux) European Social Bond Fonds. Der Fondsmanager nennt seine Be- weggründe: „Die grüne Bundesanleihe trägt Grüne Anleihen haben sich in den letzten Jahren zu einem ernst zu nehmenden Rentensegment weiterentwickelt. Das wird vor allem am stark gestiegenen Volumen deutlich. N o. 4/2020 | www.institutional-money.com 177 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | GR E EN BONDS

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