Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

einen eigenen ESG-Report herausgebracht, der über die Integration von ESG in das Geschäftsmodell von Corestate Rechen- schaft ablegt. Demnach hat das Unterneh- men laut Eigenangaben bei der Energie- und Emissionsbilanz den CO 2 -Ausstoß pro Quadratmeter in den verwalteten Immo- bilien um mehr als zehn Prozent gesenkt. Der Energieverbrauch pro Quadratmeter wurde im gleichen Zeitraum mit minus zehn Prozent „doppelt so stark reduziert wie geplant“, so Lars Schnidrig, CEO der Core- state Capital Group. Vor der eigenen Tür kehren Neben den ökologischen Zielen konzen- triert sich Corestate auf die Bereiche Sozia- les und Corporate Governance. Das Unter- nehmen zielt darauf ab, Strukturen und Pro- zesse zu verbessern, die den Aufstieg von Frauen in Führungspositionen gezielt för- dern. Seit dem vergangenen Sommer ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen bereits um knapp sieben Prozent gestiegen. Zu jenem Zeitpunkt hatte sich das Unter- nehmen zum Ziel gesetzt, die Quote weib- licher Führungskräfte um fünf Prozent jähr- lich zu erhöhen. „Diversität umfasst jedoch weit mehr als das Geschlecht“, meint Schnidrig weiter. Und: „Corestate verstärkt daher die Berücksichtigung aller Aspekte von Diversität.“ Develop & Hold Als Beispiel für Nachhaltigkeit in der In- vestmentstrategie selbst seien sogenannte Develop-and-Hold-Strategien erwähnt, zu deren Implementierung unter anderem die Project Real Estate Trust zunehmend über- geht. Bei diesem Ansatz geht es kurz ge- fasst darum, in ein Immobilienprojekt ein- zusteigen, bevor es Endkundenreife erlangt. Das heißt, man steigt als Immobilieninves- tor bereits in die Entwicklungsphase eines Objekts ein. Laut Jürgen Uwira, Geschäftsführer von Project Real Estate Trust, ist dieser Ansatz nicht zuletzt der Renditenot geschuldet: „Durch die Niedrigzinsen und die hohen Kaufpreise für Bestandsimmobilien sind aber auch in diesem Bereich die Renditen stark gefallen. Hinzu kommt, dass gute Be- standsobjekte ohne versteckte Risiken kaum noch zu erwerben sind. Daher liegt ein frü- herer Einstieg mit eigenen Immobilienent- wicklungen zum Portfolioaufbau nahe. Der Entwicklungsgewinn verbleibt beim Inves- tor; zusammen mit niedrigeren Erwerbs- nebenkosten und günstigen Förderkrediten bei energieeffizienter Bauweise führt dies zu einer höheren laufenden Rendite.“ Zusätzlich sinken laut Uwira die Risiken in der Bestandsphase, denn im Idealfall wird ein zukunftsfähiges neues und energie- effizientes Wohnungsportfolio aufgebaut, das nachhaltig gut zu bewirtschaften ist. Die Strategie hat aber auch ihren Preis, nämlich die Übernahme von Entwicklungsrisiken. „Es ist wichtig, diese richtig einzuschätzen und sie mit dem richtigen, erfahrenen Part- ner zu begrenzen“, erläutert der Project- Geschäftsführer. Das ändert laut Uwira aber nichts an der Tatsache, dass der Trend zur Nachhaltigkeit weiter anhalten wird – das übrigens nicht nur aus altruistischen und wirtschaftlichen Gründen – denn seit ein, zwei Jahren ortet der Immobilienprofi „durch die Institutio- nalisierung und Regulierung auf EU-Ebene eine sehr starke Dynamik. Als Beispiel hier- für sei die Offenlegungs- und Transparenz- verordnung mit aus unserer Sicht zu ambi- tionierten Zeitvorgaben genannt. Es fehlt in vielen Bereichen noch an Daten und Bewer- tungsmaßstäben. Für unser Unternehmen, die Branche und vielleicht die Gesellschaft als Ganzes gibt es aber keine echte Alter- native zum nachhaltigen Wirtschaften“, so der Manager. HANS WEITMAYR Shades of Green Diverse Ratings schlüsseln den Nachhaltigkeitsgrad von Gebäuden auf – BREEAM als Beispiel. D er Zertifizierungsstandard BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) ist die älteste und international am weites- ten verbreitete Messmethode. Jeder Ge- bäudetyp (Wohnung, Krankenhaus, Büro- gebäude, Einkaufszentrum …) wird nach einem eigenen Schema bewertet. Die BREEAM-Zertifizierung ist in mehrere Ka- pitel unterteilt, um die Umwelteinflüsse des gesamten Bauprozesses zu berück- sichtigen. Für jedes Kapitel werden Punkte vergeben, die den Umwelteinfluss des Gebäudes über den gesamten Lebenszy- klus bewerten. In den 10 Subkategorien sind unterschiedliche Höchstpunktzahlen zwischen sechs und 21 Punkten möglich. Der Ideal-Score liegt bei insgesamt 112 Punkten. Anhand der schlussendlich er- zielten Gesamtpunktzahl werden die Ge- bäude nach der folgenden Skalierung zertifiziert: » Die Strategie hat aber auch ihren Preis – nämlich die Übernahme von Entwicklungsrisiken. « Jürgen Uwira, GF Project Investment, zu den Nachteilen von „Develop & Hold“ Sub-Kategorie Punkte Management 10 mögliche Punkte Gesundheit und Wohlbefinden 14 mögliche Punkte Energie 21 mögliche Punkte Transport 10 mögliche Punkte Wasser 6 mögliche Punkte Material 12 mögliche Punkte Abfall 7 mögliche Punkte Landverbrauch und Ökologie 10 mögliche Punkte Verschmutzung 12 mögliche Punkte Innovation 10 mögliche Punkte Total 112 mögliche Punkte BREEAM-Rating Score in % Nicht klassifiziert <30 % Ausreichend ≥30 % Gut ≥45 % Sehr gut ≥55 % Exzellent ≥70 % Herausragend ≥85 % 174 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | IMMOB I L I EN UND E SG

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