Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

D as Ziel war klar formuliert und wurde an die erste Stelle der 17 Sustainable Develop- ment Goals (SDG) gestellt: „Keine Armut“. Und das bis 2030. Mit Armut ist die extreme Spielart gemeint, also die, bei der einem Menschen weniger als 1,9 US-Dollar pro Tag zur Verfügung ste- hen. Formuliert wurde diese Aspiration im Jahr 2015, und zunächst sah es ganz gut aus, konnte der bestehende fallende Trend doch weitergeführt werden (siehe Grafik „Verfehlte Ziele“) . Denn nach- dem 2010 weltweit noch 15,7 Prozent unter dieser Art der Armut litten, waren es 2015 nur mehr zehn Prozent. Doch dann begann die Kurve abzuflachen und fiel bis 2020 nur mehr um 1,8 Prozent- punkte auf 8,2 Prozent – und das war noch vor dem Ausbruch der Pandemie. „Die Welt lag bei der Erreichung der Armutsziele bereits vor Covid-19 hinter dem Zeitplan zurück“, schlussfolgern Yongyi Min & Francesca Perrucci in ihrem gemeinsam verfassten UN Policy Brief No. 8 mit dem Titel „Impact of Covid-19 on SDG pro- gress: a statistical perspective“. Zu befürchten seien nun „verheerende Effekte der Pandemie auf die Errei- chung aller 17 Ziele. Bereits ge- machte Fortschritte könnten gefähr- det werden, denn es sind die Ärms- ten und Verwundbarsten, die am meisten unter den Auswirkungen dieser Krise leiden.“ Selbstschutz Doch selbst wenn man als Bürger einer entwickelten Industrienation aus nichtaltruistischen Beweggrün- den agiert, sollte man allein aus Selbstschutz dafür eintreten, dass die SDGs in all ihren Facetten so schnell wie möglich erreicht werden (siehe Grafik „Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO“) , tragen sie doch nicht nur in den Emerging Markets, sondern auch in den Industrie- ländern indirekt zu mehr Wohlstand bei. So hätten laut den beiden Autorinnen „stärkere Fortschritte bei der Umsetzung der Agenda 2030 dazu geführt, dass die Welt besser auf die Pandemie eingestellt gewesen wäre“. So hingegen muss die Weltwirtschaft die volle Wucht der nächsten Virus-Welle hinneh- men, was – egal wie vielversprechend zu Redaktionsschluss die Forschung nach ei- nem Vakzin aussieht – für das laufende Jahr „die weltweit schlimmste Rezession seit der großen Depression mit einem Rückgang des realen Pro-Kopf-BIP um 4,2 Prozent bedeu- tet“, wie die Autorinnen vorrechnen. Doch wenn die UNO bereits vor der Pan- demie beobachten musste, dass die Umset- zung der Agenda 2030 gefährdet ist und die herkömmliche Wirtschaftspolitik somit of- fensichtlich an ihrer Grenzen stößt, stellt sich die Frage nach neuen Mechanismen. Laut UN-Daten hat die Covid-19-Pandemie die Welt bei ihren Bemühungen, die Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung umzusetzen, ein weiteres Stück zurückgeworfen. Höchste Zeit, Unternehmen und Investoren bei ihren Impact-Bemühungen noch stärker zu unterstützen – auch medial. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO Die Sustainable Development Goals (SDGs) sollen bis 2030 umgesetzt werden – dazu braucht es verstärkte Anstrengungen. Diese Ziele im angestrebten Zeitraum umzusetzen, war vor Covid-19 schwierig – der Ausbruch der Pandemie bedeutet einen neuerlichen Rückschlag und verlangt nach neuen, engagierten Ansätzen. Quelle: UNO » Es geht nicht nur um Rendite und positive Wirkung. Es geht darum, für die Zukunft gerüstet zu sein. « Angelika Delen, bei Mercer Head of Institutional & Distribution Clients & SRI Impact: Wann, wenn nicht jetzt? FOTO : © S I MS HOT- FOTOGR A F I E , P I CT R I DE R | S TOCK . ADOB E . COM 160 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | IMPAC T I NVE S T I NG AWARD | M4C

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