Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

D ie institutionelle Tranche des Clartan (vor dem Rebranding: Rouvier) Europe startete nach der Auflage am 20. Januar 2015 als Quasi-ETF. Das erste Jahr klebte man trotz eines aktiven Managementansat- zes am MSCI Europe, ehe man 2016 ein wenig hinterherhinkte, worauf man 2017 wieder aufschließen konnte. In der ersten Jahreshälfte 2018 war man auch noch an der Benchmark, bevor man ab dem dritten Quartal und dann verstärkt im vierten den Anschluss endgültig verlor und im Gesamt- jahr 2018 eine Underperformance von 11,99 Prozent aufriss. 2019 performte man fast genauso gut wie der MSCI Europe. Und dann kam 2020. Year to date per 5. Novem- ber verbuchte man ein dickes Minus von 12,32 Prozent zum MSCI Europe. Resü- mee: Wer dabeiblieb, wurde wechselweise mit einer ETF-Rendite zu aktiven Kosten oder einer heftigen Underperformance be- dient. Besonders herausfordernde Jahre wie 2018 und 2020 wurden schlecht gemanagt. Zielverfehlung Die Anlagerichtlinien sehen vor, dass mindestens 75 Prozent der Unternehmen, die im Fonds gehalten werden, ihren Sitz in einem EU-Mitgliedsstaat haben müssen, der Rest von bis zu 25 Prozent kann auf Unter- nehmen aus Mitgliedsstaaten des Europa- rates entfallen. Die Strategie sieht eine Aus- wahl von Titeln mit mittelfristig hohem Aufwärtspotenzial vor. Ganze vier Fonds- manager kümmern sich um den Clartan Europe. Verderben hier zu viele Köche den Brei? Der Fonds hat zum Ziel, eine überdurchschnitt- liche Wertentwicklung über einen Zeitraum von mehr als fünf Jah- ren zu erreichen. Nun sind 5¾ Jahre vergangen, und der Investor bleibt ratlos mit einer kumulierten Underperformance zum MSCI Europe von 30,12 Prozent oder 4,98 Prozent pro Jahr zurück. Dem Fonds sind in der Zwischenzeit mehr als 100 Millionen Volumen bei den Assets under Management abhandengekommen: Am 13. März 2015 waren es noch 203,74 Millionen Euro, per 5. November 2020 sind es gerade noch 64,03 Millionen, die trotz des offensichtlichen Mangels an Fortüne bei der Stange geblieben sind. Nun könnte man ins Treffen führen, dass der Fonds einen gewissen Value-Bias be- sitzt. Aber selbst wenn man ihn ausschließ- lich mit dem MSCI Europe Value Index ver- gliche – was Bloomberg und Morningstar nicht tun, die ihn als „blend“ einstufen –, dann läge man seit Start annuali- siert noch immer um 0,79 Pro- zent zurück. Versucht man ihm dadurch gerecht zu werden, dass man den Fonds – analog zu Mor- ningstars Style Box – als Mid- Cap-Fonds einstuft und ihn daher mit dem MSCI Europe Mid Cap Net Return EUR Index ver- gleicht, so sieht die relative Per- formance noch schlechter aus als im Fall des Messens am MSCI Europe: Denn dann ist der Clartan Europe I gar ku- muliert 44,97 Prozent seit Start zurück. Wie man es dreht und wendet, das Ergebnis ist leider immer das Gleiche: Es erschließt sich dem Betrachter nicht, warum man als In- vestor einem Engagement nahetreten sollte. Fazit Wer Exposure zum MSCI Europe auf- nehmen will, ist mit einem ETF eindeutig besser bedient. Zudem sind hier noch die laufenden Kosten von Relevanz, die in der I-Tranche bei stolzen 1,49 Prozent pro Jahr liegen. Des Weiteren ist der Clartan Europe ein Beispiel dafür, dass ein kon- zentriertes Fondsportfolio und ein hoher Active Share keineswegs ein Garant für eine herausragende Performance sind. Zum 30. September umfasste der Fonds 37 Positionen bei einer Aktienquote von 91 Prozent. 54 Prozent des Fonds sind in Titel mit einer Marktkapitalisierung von über zehn Milliarden Euro inves- tiert, was eine Mid-Cap-Zuordnung des Fonds fragwürdig erscheinen lässt. Au- ßerdem besitzt der Fonds einen großen Länder-Bias, da an die zwei Drittel des Fondsvermögens in französische Aktien investiert sind. Was Hoffnung gibt, ist die große Unterbewertung der Fonds- titel. Mit einem bald verfügbaren Coro- na-Impfstoff sähen die zumeist der Old Economy zugehörigen krisenresistenten Fondsbestände auf einen Schlag wieder besser aus. DR. KURT BECKER Abgeschlagen Clartan Europe im Wettbewerber-Vergleich Die Punktwolke des Diagramms zeigt, wie weit der Clartan Europe vom Branchendurchschnitt und vom MSCI Europe entfernt ist – und zwar sowohl performance- als auch risikomäßig. Quelle: quantalys Deutlich abgehängt FLOP k FLOP. Wer in den letzten fünf Jahren in europäische Aktien investierte, musste mit mageren Renditen auskommen. Beim Clartan Europe I gab es nicht einmal das. Der Fonds in Zahlen Clartan Europe I ISIN: LU1100077012 Auflagedatum: 20. Januar 2015 (I-Tranche) Struktur: Luxemburger SICAV Ertragsverwendung: thesaurierend Laufende Kosten: 1,49 Prozent p. a. Depotbank: Banque de Luxembourg 10 % 0 % 4 % 8 % 2 % 6 % -6 % -2 % -8 % 10 % 15 % 20 % 25 % -4 % Fünf-Jahres-Volatilität, annualisiert annualisierte Performance; Fünf-Jahres-Zeitraum N o. 4/2020 | www.institutional-money.com 157 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | F LOP FOTO : © S TOCK . ADOB E . COM MSCI EUROPE quantalys Universum Fonds Aktien Europa Clartan Europe I

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