Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

zu einem weiteren Rückgang der Solvabili- tätsquote um zehn bis 20 Prozent führen“, fanden die Studienautoren heraus. Bei ihrer Schätzung für den Bewertungsrückgang der illiquiden Assets stützen sie sich auf den beobachteten Drawdown während der glo- balen Finanzkrise 2008. Dieser Effekt würde zu einer weiteren zehn- bis 20-prozentigen Verschlechterung der Solvabilitätsquoten führen. Nicht-Lebensversicherungen Das Bild im Bereich der Sachversiche- rungen stellt sich anders dar. „Seit 2017 haben Erstversicherer von neutralen Underwriting-Bedingungen und den kombinierten Solvenzquoten profitiert und waren daher relativ stabil“, schrei- ben die Autoren in ihrer Studie. Ledig- lich ein paar Spezialversicherer und Rückversicherer seien mit härteren Be- dingungen konfrontiert gewesen. Entsprechend war der Einfluss der Marktbewegungen auf die Solvenzquo- ten der Sachversicherer im ersten Quartal deutlich geringer als bei den Lebensversi- cherungen. Sie fielen im jeweiligen Landes- durchschnitt um zehn bis 35 Prozent je nach Land, während es bei den Lebensversiche- rern teilweise bis zu 80 Prozent waren. Die wenigsten Nicht-Lebensversicherun- gen nutzen die Volatilitätsanpassung. „Die- jenigen, die es aber tun, profitieren über- proportional, da die Duration ihrer Port- folios deutlich niedriger ist als die des Benchmark-Portfolios, das bei der Kon- struktion der Volatilitätsanpassung verwen- det wird“, so die Studie. Was den Nicht-Lebensversicherungen aber zu schaffen macht, sind Versicherungs- ansprüche, die im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie entstehen. Diese könn- ten beispielsweise in den Bereichen Kran- ken, Reisen/Tourismus, Betriebsunterbre- chung oder Credit entstehen. Typischer- weise werde in internen Modellen davon ausgegangen, dass Underwriting-Ereignisse und Marktszenarien unkorreliert sind. Die Coronakrise sei daher beispiellos. „Wir glauben, dass die Auswirkungen auf die Solvabilitätskennzahlen für Nicht-Lebens- versicherer weiter negativ sind und deren 2020er-Ergebnisse beeinflussen werden“, so die Studienautoren. Auswirkung auf Kapitalanlagen Was die Kapitalanlage betrifft, so gab es im ersten Quartal nur wenige Änderungen an der Asset Allocation der Versicherer. Allerdings haben die meisten Versicherer ihre Bestände an hochwertigen Unterneh- mensanleihen aufgestockt, um sich bei der rekordverdächtigen Neuemissionstätigkeit höhere Renditen zu sichern. Angesichts der Unsicherheiten, die nach wie vor bestehen, raten die Studienautoren den Investoren, Herabstufungen und Insol- venzen imAuge zu behalten, da sie im Rah- men der Covid-19-Krise eine Gefahr dar- stellten. Ein besonderer Fokus sollte dabei auf Papieren mit „BBB–“-Rating liegen. Zur besseren Einschätzung: Auf dem euro- päischen Markt für Unternehmensanleihen haben rund zehn Prozent der Anleihen ein „BBB–“-Rating, und vier Prozent der An- » Versicherungsunternehmen sollten ein besonderes Augenmerk auf alternative Assets legen. « Sebastian Schu, Head of DACH, Global Insurance Solutions, bei J.P. Morgan AM Solvenzquoten der Nicht-Lebensversicherungen im 1.Quartal 2020 Geschätzte absolute Veränderungen der Solvenzquoten der Nicht-Lebensversicherungen mit Aufteilung auf die einzelnen Assetklassen. Der Einfluss der Marktbewegungen auf die Solvenzquoten der Sachversicherer war deutlich geringer als bei den Lebensversicherungen. Sie fielen im jeweiligen Landesdurchschnitt um zehn bis 35 Prozent. Besonders hoch waren sie in Ländern, wo hohe Aktienquoten vorherrschen. Quelle: J.P. Morgan Asset Management -7 % -6 % -5 % -4 % -3 % -2 % -1 % 0 % -35 % -30 % -25 % -20 % -15 % -10 % -5 % 0 % Belgium France Germany Italy Netherlands Spain Sweden United Kingdom Marktwert-Bewegungen, in % der Total Assets Absolute Veränderung der Solvenzquoten Solvenzquote Staatsanleihen des Europäischen Wirtschaftsraums (EEA) Staatsanleihen außerhalb des EEA Unternehmens- anleihen Aktien Herabstufungen Verbindlichkeiten 134 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | VE R S I CHE RUNGEN FOTO : © MAN J I T J A R I | J. P. MORGAN AM

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