Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

ten, setzen britische, belgische und franzö- sische Versicherer vermehrt auf Corporate Bonds. Norwegen und Schweden haben ho- he Aktien- und Alternatives-Quoten; Versi- cherer aus den Niederlanden und aus Bel- gien halten hohe Anteile an Hypothekenan- leihen. „Deren Kapitalbedarf wird nach dem Kontrahentenrisiko-Modul berechnet, sodass diese Assetklasse von niedrigeren Kapitalkosten profitiert“, so die Studie. In einigen Märkten mussten die Versicherer ihr Aktien-Exposure reduzieren, um ihre Sol- venzquoten wiederherzustellen. In Italien und Spanien ist die Quote der heimischen Staatsanleihen in den Portfolios der Lebensversicherer mit jeweils über 40 Prozent besonders hoch. Dazu meint Haslip: „Italienische Versicherer investieren einen Großteil ihres Kapitals in zehnjährige italie- nische Staatsanleihen; die Garantien der Versicherungsverträge laufen aber oft viel länger. Es wäre gut, wenn die italienischen Versicherer ihr Portfolio breiter diversifizie- ren würden, um einen besseren Match mit den Garantielaufzeiten zu haben und mehr Rendite zu erzielen.“ Kurzfristig haben sich die hohen Staatsanleihenquoten allerdings positiv ausgewirkt. „Bemerkenswerte Aus- reißer waren im ersten Quartal Italien und Spanien, wo die Versicherungsunternehmen von Kursgewinnen in ihren Staatsanleihen- portfolios profitieren konnten“, heißt es in der Studie. Wie es weitergeht Die bisher sichtbaren Auswirkungen auf die Solvenzquoten beziehen sich überwie- gend auf die Marktpreisentwicklungen der liquiden Assets in den Versicherungsport- folios. Doch weitere Konsequenzen aus der Covid-19-Krise werden erst mit zeitlicher Verzögerung sichtbar. Ein Beispiel sind Bonitätsherabstufungen. „Im weiteren Verlauf der Krise können Her- abstufungen und Insolvenzen im Corporate- Bond-Bereich zu einem weiteren Anstieg des Marktrisikos führen, was dann eine zu- sätzliche Belastung der Solvabilitätsquoten bedeuten wird“, schreiben die Studienauto- ren. Ein weiteres Beispiel für zeitlich nach- laufende Effekte stellen die illiquiden Anla- gen dar. „Private Assets haben sich auch in dieser Krise als weniger volatil erwiesen“, erklärt Haslip, „aber eine Neubewertung der illi- quiden Assets aufgrund eines möglicher- weise veränderten Marktumfelds muss erst noch erfolgen.“ Die Studienautoren haben eine Schätzung der Auswirkung von Bonitätsherabstufungen und Abwertungen der illiquiden Assets auf die Solvenzquoten vorgenommen (siehe Chart „Nachlaufende Effekte auf die Solva- bilitätsquoten“) . Bei den Herabstufungen haben sie die „Recession Transition Matrix“ von Moody’s auf das Fixed-Income-Port- folio (A-Rating) der Versicherer angewen- det. „Die Auswirkungen von Ausfällen auf die Eigenmittel der Versicherer wären zwar recht klein, aber der gestiegene Eigenmittel- bedarf durch das erhöhte Marktrisiko würde Für die Kapitalanlage der Versicherungsunternehmen raten die Studienautoren, Papiere mit „BBB–“-Rating im Auge zu behalten, da es hier zu Herabstufungen und Insolvenzen kommen kann. Mittelfristig sehen sie Opportunitäten bei Emerging Market Debt und High Yield und langfristig insbesondere bei den Real Assets. N o. 4/2020 | www.institutional-money.com 133 T H E O R I E & P R A X I S | VE R S I CHE RUNGEN

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