Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

D ie Frage, welcher Umwand- lungssatz gerecht ist, wird in der Schweiz heiß diskutiert. Es geht um die Generatio- nengerechtigkeit. Mithilfe des Umwand- lungssatzes wird das angesparte Alters- guthaben einer Pensionskasse in eine jährliche Altersrente umgerechnet. Ak- tuell liegt der Mindestumwandlungssatz für die obligatorische berufliche Vorsor- ge in der Schweiz bei 6,8 Prozent; für darüber hinausgehende – sogenannte „überobligatorische“ – Vorsorgebeiträge kann er auch niedriger sein. Ein Alters- kapital von 450.000 Schweizer Franken wird also in eine jährliche Rente von 30.600 Franken umgewandelt. Dass der aktuelle Mindestumwandlungssatz in der heutigen Zeit zu hohe Renten auszahlt, ist den meisten klar, denn er stammt noch aus Zeiten mit höheren Renditen und kürzerer Lebenserwartung. Zwei Volksabstimmun- gen gab es bereits, in denen eine stufen- weise Senkung des Mindestumwandlungs- satzes gefordert wurde, aber bisher konnten sich die Jungen gegen- über den Alten beziehungsweise deren politischen Vertretern nicht durchsetzen. Zulasten der Jungen „Aufgrund des unverändert tie- fen Zinsniveaus führt die Finan- zierung des unrealistisch hohen BVG-Mindestumwandlungssatzes zwangsläufig zu ungewollter Um- verteilung. Der gesetzgeberische Handlungsbedarf bleibt hoch“, schreibt die Oberaufsichtskommis- sion Berufliche Vorsorge (OAK BV) auf ihrer Website. Ferner teilt die OAK mit: „Die Umverteilung zulasten der aktiven Versicherten belief sich im Jahr 2019 auf 7,2 Milliarden Franken.“ Im Jahr 2018 waren es 5,1 Mil- liarden. Laut OAK entspricht das 0,8 Pro- zent des Vorsorgekapitals der aktiven Versi- cherten und der Rentner, sei also „substan- ziell“. „Dieses Geld fehlt für jene, die noch arbeiten und eigentlich für die eigene Rente ansparen sollten“, kommentiert die OAK. Die Diskussionen über den Umwand- lungssatz zeigen, dass Reformmaßnahmen zur Altersvorsorge in der Schweiz dringend anstehen, weil sich die Dinge verändert haben. Wie es um die Pensionskassen in der Schweiz insgesamt bestellt ist, untersucht eine Studie des schweizerisch-deutschen Consultingunternehmens Complementa, die das Unternehmen am 8. September per Videokonferenz vorgestellt hat. Seit 26 Jah- ren führt die Complementa ihre Pensions- kassen-Studie nun schon durch. Gutes Ergebnis 2019 „2019 war ein sehr gutes Jahr für Pen- sionskassen“, erklärt Oliver Gmünder, Head of Relationship Management bei der Com- plementa. „Im Schnitt erzielten sie ein positives zweistelliges Ergebnis in Höhe von 10,7 Prozent.“ Ge- rechnet wurde ein kapitalgewichte- ter Durchschnitt, auch unter Einbe- ziehung der öffentlich-rechtlichen Pensionskassen in der Schweiz. Auch 2008 habe man ein zweistel- liges Ergebnis erzielt, das damals allerdings negativ war (siehe Chart „Rendite der Pensionskassen“). Die kumulierte Rendite der Pen- sionskassen entspricht damit Ende 2019 wieder den kumulierten An- sprüchen von Aktiven und Rent- nern. Allerdings liegt die Verzin- sung der Aktiven unterhalb der Verzinsung der Rentner. „Mit dem guten Ergebnis hat sich auch die Deckungsgradsi- Wie es um die zweiten Säule der Altersvorsorge in der Schweiz bestellt ist, untersucht eine Studie des Consultingunternehmens Complementa. Dabei geht es um Themen wie Umwandlungssatz, Generationenumverteilung und verschiedenen Reformmaßnahmen. Rendite der Pensionskassen 2019 war ein besonders gutes Jahr für die Pensionskassen in der Schweiz. Insgesamt gab es in diesem Jahrtausend erst drei Mal ein zweistelliges Ergebnis. Dabei war nur 2005 noch einen Tick besser als 2019. Quelle: Complementa -12 % -9 % -6 % -3 % 0 % 3 % 6 % 9 % 12 % Aug 20 2015 2010 2005 2000 Rendite der Pensionskassen » 2019 war ein sehr gutes Jahr für Pensionskassen. Im Schnitt erzielten sie ein Ergebnis von 10,7 Prozent. « Oliver Gmünder, Head Relationship Management, Complementa, Zürich Modernisierungs bedarf FOTO : © COMP L EMENTA , B RU S I NA RN | S TOCK . ADOB E . COM 126 N o. 4/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | P ENS I ONS KA S S EN- S TUD I E

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