Institutional Money, Ausgabe 4 | 2020

ser Wert ist nach Aufhebung des Banns nicht nur in Österreich konstant hoch ge- blieben, er hat sich auch auf den anderen Märkten nach dem Ende der Handelsbe- schränkungen kaum verändert – auch dieser Effekt trat unabhängig davon ein, ob eine staatliche Aufsicht ein Verbot verhängt hatte oder nicht. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass vieles darauf hindeutet, dass Short Sel- ling Bans während der ersten Phase der Co- vid-19-Pandemie in Europa schlicht keine Wirkung auf die Liquidität oder die Preis- entwicklung an den Märkten hatten. Sie räumen aber gleichzeitig ein, dass es noch einige Faktoren zu untersuchen gilt und al- ternative Herangehensweisen – etwa bei der Erfassung von Marktliquidität – die Materie weiter ausleuchten könnten. Zu den noch unbeantworteten Fragen gehört etwa jene nach Transparenz und Informationsgehalt bei der Preisfindung. Immerhin ist ja die These, wonach Short Selling Bans zwar keine Auswirkung auf die Preise haben, aber sehr wohl den Informationsgehalt des Marktes negativ beeinflussen, nicht mehr ganz unbekannt. Eine brandaktuelle Arbeit zu dem Thema kommt von Hae Mi Choi, die anhand des US-Aktienmarktes neue Argumente dafür findet, „dass Leerverkäufe die Preisfindung bei negativer Information, insbesondere bei KMU-Aktien, beschleuni- gen“. Die Arbeit „Short-sale constraints and informational efficiency to private informa- tion: A natural experiment“ bezieht sich auf die Zeitspanne von 2005 bis 2007, als die SEC den Markt einem Quasi-Experiment aussetzte und für bestimmte Aktien Leer- verkäufe erschwerte, was wiederum die Informationseffizienz deutlich verschlech- terte. Eine andere Arbeit zum selben Thema haben wir bereits in Institutional Money 02/2020 ( Anm: „Short Bann killt Dividenden“ ) vorgestellt. Das Re- sultat lautete dahingehend, dass Leerverkaufsverbote zu einer Aus- schüttungsreduktion der Dividen- den von Unternehmen führen, die durch ein derartiges Verbot ge- schützt werden. Auch hier ist der Effekt für KMU am stärksten. Ana- loge, weiterführende Forschung für Europa in der Zeit von Covid-19 wäre angesichts der sich zu Redaktions- schluss anbahnenden „zweiten Welle“ wün- schenswert, um die Märkte vor allfälligen Fehlentscheidungen durch die entsprechen- den Behörden zu schützen. HANS WEITMAYR Nicht einmal auf dem ureigensten Feld effektiv Wie sich Leerverkaufsverbote auf den Prozentsatz von Short-Positionen zur Gesamtkapitalisierung ausgewirkt haben Der Anteil von Leerverkaufspositionen ist tendenziell vor, während und nach den Leerverkaufsverboten gleich geblieben. Besonders bemerkenswert ist, dass dieser Trend für Länder mit und ohne Bann de facto ident ist. Anekdotisch ist der Anteil von Short-Positionen in Ländern mit Verbot – siehe Österreich – sogar gestiegen. Quelle: Studie 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % I Juni I Mai I April I März I Februar I Jan 2020 I Verbot eingeführt Verbot aufgehoben Österreich Niederlande Deutschand UK Frankreich Finnland Schweden Norwegen Spanien Italien Ungarn Polen Schweiz Durchschnittliche Short-Positionen » Leerverkäufe beschleunigen die Preisfindung bei negativer Information – insbesondere bei KMU-Aktien. « Hae Mi Choi, Quinlan School of Business, Loyola University Chicago N o. 4/2020 | www.institutional-money.com 113 T H E O R I E & P R A X I S | SHOR T T RAD I NG

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