Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

Werte signifikant positiv mit Ausnahme je- nes Zeitfensters, das vom Tag null bis zu plus 30 Tagen reicht. Was die Größe dieser Renditen anbelangt, so sind diese höher in der Periode von 2004 bis 2007 als in der großen Finanz- und Wirtschaftskrise. Low-Beta-Aktien-Stichprobe Betrachtet man die Teilstichprobe mit einem Risiko, das geringer als jenes des Marktes ist (Beta <1), und führt die analo- gen Untersuchungen aus, so beziehen sich diese auf ein Sample aus 154 Aktien in der Schön- und 39 in der Schlechtwetterpe- riode. Nach dem Marktmodell sind die durchschnittlichen kumulativen abnormalen Renditen in fünf von sechs Zeitfenstern (Ausnahme: minus 30 bis minus zwei Tage) zwischen 2004 und 2007 signifikant positiv. Geringere Signifikanz In der Krisenperiode hingegen sind die durchschnittlichen kumulativen abnormalen Renditen nur dann signifikant positiv, wenn man die Fenster von plus/minus einem Tag beziehungsweise plus/minus zwei Tagen rund um den Ankündigungstag des Aktien- splits betrachtet. In den vier anderen Fällen ist diese Rendite negativ und nicht signifi- kant. Im Fall der marktbereinigten durch- schnittlichen kumulativen abnormalen Ren- diten von Split-Firmen mit einem Beta, das geringer als jenes des Gesamtmarktes ist, lässt sich folgende Feststellung treffen: Die- se Renditen sind in allen sechs Zeitfenstern positiv und hoch signifikant, während jene zwischen 2008 und 2011 zwar ebenfalls in allen sechs Zeitabschnitten positiv ausfallen, aber nur in vier Fällen auch statistisch aus- sagekräftig sind. An Signifikanz mangelt es Das Tesla-Aktiensplit-Experiment Eine akademische Arbeit befasste sich schon im August mit irrationalen Kursanstiegen nach der Ankündigung. G enau am 11. August 2020 um 16.59 Uhr EDT (Eastern Daylight Time), das ist die nordamerikani- sche Ostküstensommerzeit, platzte die Bombe: Tesla gab den Aktiensplit im For- mat „Five for one“ bekannt. Bradford Cor- nell, emeritierter Professor für Finance an der Anderson School of Management der Universität von Kalifornien, Los Angeles, machte sich in den Folgetagen bis 17. August gleich daran, den Handel im „After Market“ nach Börsenschluss am 11. August sowie an den beiden fol- genden Handelstagen genauer unter die Lupe zu nehmen. Obwohl ja Aktiensplits keinerlei fun- damentale Auswirkung auf den Wert des Unternehmens haben, stieg der Aktienkurs von Tesla in den beiden Ta- gen nach der Split-Ankündigung um 17,94 Prozent. Damit stieg die Markt- kapitalisierung von Tesla um zirka 46 Mil- liarden US-Dollar. Zum Vergleich: Jene von BMW liegt bei in etwa vergleichbaren 38,6 Milliarden Euro. Cornell bezieht sich ebenfalls auf die bahnbrechende Studie von Fama, Fisher, Jensen und Roll von 1969, die besagt, dass die Nachricht eines Splits eigentlich ein Non-Event dar- stellt, da damit keine fundamentale wirt- schaftliche Information verbunden ist. In Übereinstimmung damit fanden die vier Urväter heraus, dass obwohl die Aktien bis zur Durchführung des tatsächlichen Splits steigen, sie nach dem Split im Schnitt keine Mehrrendite zu verzeichnen haben. Zuletzt haben Huang, Liano und Pan 2009 und 2015 grundsätzlich ähnliche Er- gebnisse publiziert. Ausnahmefall Tesla Sobald Elon Musk die Neuigkeit be- kanntgab, zog die Tesla-Aktie nachbörslich um sechs Prozent an. Am Folgetag, als ebenfalls keine fundamentalen News be- kannt gegeben wurden, kam es zu wilden Kursbewegungen, die dann in einem Tagesgewinn von 13,12 Prozent gipfelten. Damit nicht genug, legte die Tesla-Aktie am darauffolgenden Tag noch einmal um 4,26 Prozent zu (siehe Grafik „Teslas Husarenritt“) . Die Nasdaq stieg zu diesen kumulierten 17,94 Prozent an zwei Tagen durch Tesla im Vergleich nur um 2,40 Pro- zent, wovon ein Teil des Anstiegs wieder- um Tesla geschuldet war. Somit betrug die abnormale Rendite in dieser kurzen Zeit stolze 15,54 Prozent. An den Tagen drei und vier nach der Verlautbarung des Splits zog Tesla im Übrigen weiter an, und zwar um 1,83 respektive 11,16 Prozent, wäh- rend die Nasdaq zuerst um 0,21 Prozent fiel und am Folgetag um 0,57 Prozent zulegte. Über diese ersten vier Tage stieg Tesla um 33,51 Prozent, während die Nasdaq ein Plus von 2,78 Prozent ver- buchte. Teslas Zuwachs an Marktkapitali- sierung über diese vier Tage entspricht einem Wert von 85,8 Milliarden US-Dol- lar, das ist ungefähr die Market Cap des VW-Konzerns (87 Milliarden US-Dollar) und deutlich mehr, als Tesla am 13. März 2020 an der Börse wert war. Damals belief sich die Marktkapitalisierung des disruptiven Autobauers auf 65,8 Milliarden US-Dollar. Der Mehrertrag von Tesla ge- genüber der Nasdaq beläuft sich in diesen vier Tagen auf 30,74 Prozent. Ein Mehrer- trag in einer solchen Höhe über einen so kurzen Zeitraum ist bei Large Caps schon vorgekommen und außergewöhnlich, nicht aber gänzlich ohne Beispiel, merkt Cornell an. Abnormale Renditen dieses Ausmaßes sind bei unerwarteten Unter- nehmensmitteilungen zur Gewinnentwick- » Die starke Kursreaktion von Tesla auf die Split-Ankündigung ist rational nicht erklärlich. « Bradford Cornell, emeritierter Professor für Finance an der Anderson School of Management der Universität von Kalifornien, Los Angeles FOTO : © UN I V. K A L I FORN I EN Fortsetzung nächste Seite  90 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : AK T I ENS P L I T S

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