Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

Das Autorenduo verständigte sich für diesen Vergleich auf die beiden Zeitfenster von 2004 bis 2007 beziehungsweise 2008 bis 2011 für die Schön- und die Schlecht- wetterphase. Erschwerend wirkte, dass es bei Rückenwind 336 Ankündigungen von Ak- tiensplits gab, während es in der gleich langen Krisenperiode aber nur 80 Fälle wa- ren. Basis sind US-Aktiendaten des Daten- anbieters CRSP (Center for Research in Security Prices). Tag null ist der Tag der Ankündigung des Aktiensplits, unter- sucht werden sechs verschiedene Zeit- fenster. Das erste reicht von minus 30 bis plus 30 Tagen, das zweite von minus 30 bis minus 2 Tagen, das dritte von minus 30 Tagen bis zum Tag 0, das vier- te von minus 2 bis plus 2 Tagen, das fünfte von minus 1 bis plus 1 Tag und das sechste von Tag 0 bis plus 30 Tage. Erfolgte Dividendenzahlungen in diesen Zeiträumen bleiben unberücksichtigt. Die Tabelle „Durchschnittliche kumulative ab- normale Renditen“ vergleicht die gemesse- nen Renditen in den sechs Zeitfenstern um den Split-Tag über die beiden Perioden vor und nach der großen Finanz- und Wirt- schaftskrise. In Teil A werden die durch- schnittlichen kumulativen abnormalen Ren- diten gemäß dem Marktmodell (Capital Asset Pricing Model, CAPM) mit einem marktkapitalisierungsgewichteten Index unter Ausschluss von Dividenden zu Vergleichszwecken herangezogen, in Teil B die kumulierten durchschnittlichen abnormalen marktbereinigten Renditen. Letztere sind die um den Market Cap Index bereinigten Renditen der Split- Aktien. Signifikant positiv Die auf dem Marktmodell basierten durchschnittlichen kumulativen abnor- malen Renditen (Teil A) sind signifikant positiv in allen sechs Zeitfenstern der Schönwetterperiode 2004 bis 2007, in der Schlechtwetterperiode 2008 bis 2011 allerdings nur in zwei von sechs Zeit- fenstern, und zwar in den beiden engsten von einem beziehungsweise zwei Tagen, die symmetrisch um den Tag null der Split-Bekanntmachung herum angeord- net sind. In diesen acht Fällen sind die Ergebnisse hoch signifikant mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von weniger als einem Prozent. Betrachtet man hin- gegen die marktbereinigten (Teil B) durch- schnittlichen kumulativen abnormalen Ren- diten, so sind diese sowohl in allen sechs Zeitfenstern der untersuchten Hausse- als auch der Krisenperiode signifikant positiv. Die schwächere Marktreaktion zwischen 2008 und 2011 führen die Autoren Jain und Robbani auf das bearishe Sentiment wäh- rend der globalen Finanz- und Wirtschafts- krise zurück. Beta-Separation In einem nächsten Schritt teilt das Auto- renduo die untersuchten Aktien in solche mit einem Beta größer eins und jene mit einem Beta kleiner eins und untersucht die durch- schnittlichen kumulativen abnormalen Ren- diten dieser beiden Teilstichproben wie vor- hin geschildert. Die riskanteren Aktien mit einem Beta von mehr als eins umfassen 182 Titel zwischen 2004 und 2007 sowie 41 Ak- tien zwischen 2008 und 2011. Gemäß dem Marktmodell ist die durchschnittliche kumu- lative abnormale Rendite in der Schönwet- terperiode der riskanteren Aktien fast immer statistisch signifikant – die Ausnahme stellt das Zeitfenster vom Tag null bis zum 30. Tag nach Split-Ankündigung dar. In der Schlechtwetterphase sieht es anders aus: Hier lassen sich signifikante durchschnittli- che kumulative abnormale Renditen nur in den Zeitfenstern von minus 30 bis plus 30 Tagen, von minus zwei bis plus zwei Tagen und minus einem bis plus einem Tag finden. Bei den marktbereinigten durchschnittlichen kumulativen abnormalen Renditen für Split- Aktien mit einem Beta größer eins sind alle » Allerdings verschwinden diese positiven abnormalen Renditen in der Finanzkrise schneller. « Dr. Mohammad G. Robbani, Chair, Department of Accounting and Finance an der Alabama A&M University Geteilter Apfel: Zuerst rauf, dann runter Das Verhalten der Apple-Aktie vor und nach Splits weist ein klares Muster auf. Insgesamt vier Splits hat die Apple-Aktie bereits hinter sich. Im Durchschnitt gab es in dem genannten Zeitfenster die dargestellte Kursentwicklung. Damit verhält sich die Apple-Aktie fast idealtypisch, denn verschiedene Studien haben positive abnormale Renditen um den Tag der Ankündigung eines Aktiensplits herum dokumentiert und unterschiedliche Erklärungs- ansätze für diese Anomalie vorgeschlagen. Streng genommen müsste die Marktkapitalisierung eines Unternehmens durch diese rein technische Maßnahme eines Splits ja keiner Änderung unterliegen. Quelle: SFG Research, Bloomberg 9 5 % 105 % 90 % 100 % 85 % 80 % n Durchschnittliche Trendverläufe vor und nach Split-Ex-Datum n Durchschnittlicher Kursverlauf der Apple-Aktie bei den letzten vier Splits Durchschnittlicher Apple-Aktien-Kursverlauf indexiert auf 100 zum Split-Ex-Datum 35 28 21 14 7 Handelstage vor und nach dem Split-Ex-Datum (0=Ex-Datum)) 0 -7 -14 -21 88 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : AK T I ENS P L I T S

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