Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

einschätzung der Aktie führen. Frühere Stu- dien zeigen, dass ein solches proaktives Ver- halten, demzufolge detailliertere Informatio- nen über mögliche Risiken mitgeteilt wer- den, nützlich in Bezug auf die Aktienpreis- sensitivität – sprich: die Entwicklung des Beta der Aktie – ist. Man darf also bei die- sen „Early Movern“ bei der Abschätzung der Corona-Folgen im Jahresbericht ein ver- ringertes Aktienkursrisiko in Form eines niedrigeren Beta erwarten. Corona-Erwähnung essenziell Die zweite Hypothese besagt: Dadurch, dass Firmen im Geschäftsbericht 2019 schon über die Folgen von Corona auf ihre Geschäftsaktivitäten berichten, schaffen sie mehr Transparenz und verringern die Infor- mationsasymmetrie. Höhere Transparenz und qualitativ höherwertige Offenlegungen werden laut anderen Studien mit einer bes- seren Aktienmarktperformance in Verbin- dung gebracht. Kurz gesagt, bei Zutreffen der zweiten Hypothese sollten Firmen, die über die Pandemiefolgen berichten, von einer besseren Aktienmarktperformance profitieren. Nachdem sich das Team 300 Geschäfts- berichte 2019 von Firmen, die in den füh- renden Aktienindizes von zehn Staaten ent- halten sind, händisch herausgesucht hatte, startete man eine Textanalyse, ob und wenn ja, in welchem Ausmaß die Unternehmen die Corona-Pandemie erwähnen. Darauf auf- bauend wurde die Variable COVID19 be- rechnet, die angibt, wie oft die Corona-Pan- demie im Geschäftsbericht angesprochen wird. Auch wurde eine Dummy-Variable D_COVID19 konstruiert, die alle Firmen identifiziert, die zumindest einmal im Text Covid-19 erwähnen. Dabei stellte sich her- aus, dass 70,9 Prozent aller Firmen in dieser Stichprobe, die über Corona berichten, im Durchschnitt das Virus 5,5-mal nennen. Wenig verwunderlich steigt die Zahl der Er- wähnungen pro Report, je später im Jahres- verlauf der Bericht publiziert wurde. Dabei weitet sich der Unterschied zwischen den Firmen, die über Corona berichten und je- nen, die das nicht tun, ab der elften Kalen- derwoche 2020 deutlich aus. Danach beträgt der Prozentsatz der Firmen, die Corona im Geschäftsbericht 2019 adressieren, zumin- dest 80 Prozent (siehe Grafik „Covid-19- Nennungen in Geschäftsberichten“). Um die Verbindung zwischen Corona- Reporting und der Aktienmarktentwicklung zu untersuchen, konzentrierte sich das Quar- tett auf zwei Aspekte, nämlich Aktienperfor- mance und Aktienrisiko, denen jeweils eine Variable zugeordnet wird, für den Zeitraum nach der Veröffentlichung des Geschäfts- berichts. Die Performance wird durch die kumulative abnormale Rendite angezeigt, das Risiko durch Beta. Ergebnisse Im Einklang mit den Annahmen zeigen die empirischen Tests, dass Firmen, die über Corona berichten, von einer besseren Ak- Der Ausbruch der Corona-Pandemie war für die heute aktiven Investoren und Marktteilnehmer, aber auch für alle Unternehmen ein Novum, das vor allem im zweiten Quartal für enorme Verunsicherung sorgte. Das zeitnahe Eingehen auf die Problematik in den bis Mai publizierten Geschäftsberichten wirkte sich daher positiv auf die Aktienkurse aus. N o. 3/2020 | www.institutional-money.com 81 T H E O R I E & P R A X I S : CORONA - R I S I K EN

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