Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

im Grunde alle Institute – ob nun in Deutschland oder Luxemburg – in Atem hält, das ist die Steigerung der Transparenz in Bezug auf alles, was mit dem Thema Geldwäsche zu tun hat, und das nicht erst seit den jüngst bekannt gewordenen Ent- hüllungen rund um diesen Aspekt. Die Aufsichtsbehörden erwarten dazu inzwi- schen eine enorme Detailfülle an Informa- tionen, was bei Anlegern zum Teil durchaus auf Fragezeichen stößt. Zumal sich mancher semiprofessionelle, aber auch viele private Anleger oft schwertun, bestimmte Infor- mationen zur Herkunft ihres Vermögens im Detail offenzulegen. Deshalb wird uns dieses Thema auch weiterhin begleiten. Der zweite wirklich bedeutende Komplex ist das Thema Nachhaltigkeit. In Bezug auf Ihr eigenes Unternehmen oder Ihre Kunden? Holger Sepp: Das betrifft weniger die Frage nach intern und extern. Das Thema Nach- haltigkeit zieht sich im Grunde durch alle Bereiche unseres Unternehmens, also sowohl die Ebene der Bank als auch die Ebene unserer Produkte und Dienstleistun- gen. Das reicht von den Anlageportfolios unserer Privatkunden über unser gesamtes Asset-Management-Geschäft bis hin zum Asset Servicing, wo wir sukzessive überall auf ESG-konforme Lösungen umstellen werden – allein schon um zu demonstrieren, dass wir ernsthaft Teil dieser ESG-Commu- nity sein wollen und nicht auf einen billigen Marketingeffekt aus sind. Im Hintergrund droht dabei der 10. März 2021. An diesem Tag tritt die Offenlegungsrichtlinie der EU in Kraft, und wir haben schon den An- spruch, die darin gesetzten Rahmenbedin- gungen vollständig zu erfüllen. Und gleichzeitig wollen Sie jetzt auch noch in digitale Bereiche wie die Blockchain vordringen? Holger Sepp: Die Digitalisierung unserer Prozesse findet längst statt und stellt einen bedeutenden Bereich unserer Strategie dar. Das bezieht sich nicht nur auf die Erfassung und Evaluation von Daten, zum Teil unter- stützt von künstlicher Intelligenz, sondern auch auf die Verbesserung von Prozessen durch Automatisierung. Das sind inzwischen wichtige Bestandteile des technologischen Fortschritts, mit denen wir langfristig den steigenden digitalen Bedürfnissen unserer Kunden gerecht werden wollen. Nur so können wir ihnen helfen, ihr Geschäft zu optimieren und Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Und in diesem Zusammenhang arbeiten wir auch an Lösungen, die sich mit Anwendungen wie der Distributed-Ledger- Technologie, der Blockchain sowie der Verwahrung von Kryptoassets befassen. Haben Sie keine Angst, dass Sie sich selbst überflüssig machen durch den Einsatz von Blockchain-Technologien? Holger Sepp: Ich habe natürlich entsprechen- de Berichte gelesen, wonach durch die Blockchain das Verwahrstellengeschäft dem- nächst überflüssig werden soll. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Tokenisierung einen solchen Effekt haben wird. Die Kontrollfunktion der Verwahrstel- le über den Asset Manager, aber auch über den Administrator wird auch künftig ge- braucht. Aber die Prozesse und Verfahren werden sich ändern. Und bei dem Wachs- tum, das unser Haus in den vergangenen Jahren an den Tag gelegt hat, braucht sich keiner unserer Mitarbeiter Sorgen zu ma- chen. Und weil wir auch weiterhin wachsen wollen, wäre ich froh um jede frei werdende Kapazität, um sie an anderer Stelle sinnvoll und nutzbringend einsetzen zu können. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Ein vermögender Privatkunde und ein Family Office stellen heute ähnlich hohe Anforderungen an eine Servicegesellschaft wie der klassische institutionelle Investor. « Holger Sepp, Mitglied des Vorstands, Hauck & Aufhäuser A L L E F OTO S : © CH R I S TO P H H E MM E R I CH 78 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : HOLGER SEPP | HAUCK & AUFHÄUSER

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