Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

Was lässt sich mit solchen Daten machen? Mit Datenströmen können Sie sehr genaue, personalisierte Profile erstellen. Außerdem können Sie aus der Datenmenge neue Daten schöpfen. So wird aus Big Data dann Smart Data. Smart Data sind aus der Datenmasse heraus elaborierte neue Daten und Erkennt- nisse. Diese werden erneut aggregiert und gegeneinander gespielt, um wieder neue Erkenntnisse zu ziehen. Die Amerikaner haben einen unglaublichen Datenvorsprung, sichtbar am Beispiel autonomes Fahren, eines der ganz wichtigen Zukunftsthemen. Die Automobilindustrie ist für uns die wich- tigste Branche, aber wir sind furchtbar zu- rückgefallen. Weder sind wir führend in der Elektromobilität – das ist Tesla – noch beim autonomen Fahren – das ist Wymo, das aus einem Google-Projekt entstanden ist. Wieso sind wir so zurückgefallen? Das liegt unter anderem an den Regularien: In Deutschland ist es nicht erlaubt, im lau- fenden Verkehr die vierte und fünfte Ebene des automatisierten Fahrens zu testen. Was machen wir? VW, Mercedes und BMW weichen dahin aus, wo es erlaubt ist: nach China. Dort haben momentan rund 70 Un- ternehmen die Erlaubnis, autonome Fahr- zeuge im Realverkehr zu testen. Xi Jinping hat Frau Merkel zwar gesagt, dass mit den Daten nichts passiert. Ich weiß aber, dass die Daten von allen 70 Unternehmen zentral ge- sammelt und ausgewertet werden. 50 Para- meter für jedes Auto, aus jedem Kilometer! Können Sie sich vorstellen, was dieser Da- tenvorsprung bedeutet? Die Chinesen haben sich das Ziel gesetzt, in diesem Bereich die Welt zu dominieren. Wir dürfen in Deutsch- land wegen des Datenschutzes aber die Daten nicht untereinander austauschen. Wir regulieren uns an manchen Stellen kaputt. Datenschutz ist aber auch wichtig; Sie sag- ten ja, dass wir hier keine amerikanischen Verhältnisse haben wollen. Welche Lösung sehen Sie? Wir brauchen ein bisschen Optimismus, dass man die Dinge durch Technik auch wieder in den Griff bekommt. Mein Lö- sungsvorschlag sieht so aus: Wenn es ein neues Forschungsfeld gibt, wissen wir, dass es irgendwann einmal Datenschutz- und an- dere Probleme geben wird. Zunächst sollte man die Wissenschaftler aber mal forschen lassen. Wenn man dann so weit ist, dass man eine Testserie herstellen kann, ist der Zeitpunkt gekommen, das Thema Daten- schutz anzugehen. Manchmal ist das Pro- blem dann gar nicht mehr so groß. Nehmen Sie als Beispiel die Covid-19-App: Es ist gar nicht wichtig zu wissen, wer es war, der für Sie eine Ansteckungsgefahr gewesen sein könnte. Wichtig ist nur, dass jemand längere Zeit dicht bei Ihnen war, der Covid- 19 hatte. Und warum ging das so schnell? Weil der Druck so groß war! » Die Big-Five-Ameri- kaner zeichnen sich dadurch aus, dass sie bis heute ihre Start-up- Kultur erhalten haben. « Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks, Honorarprofessor für M&A und geschäftsführender Gesellschafter des MMI Merger Management Instituts Enzyklopädist aus Leidenschaft Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks ist Honorarprofes- sor für M&A an der TH Ingolstadt, Geschäfts- führer des MMI Merger Management Insti- tuts, Gründer und Vorsitzender des Bundes- verbandes Mergers & Acquisitions sowie Ehrenmitglied der AMAA Ameri- can M&A Advisors Association und der CMA Chinese M&A Association. Er war 35 Jahre bei der Siemens AG und für deren Beteiligungsgesellschaften tätig, vor allem für Gesund- heitswesen und Energietech- nik. Er gilt als Vater des Siemens-Ansatzes für M&A Integrationsmanagement. In seiner Karriere war er an der Integration von mehr als 1.500 Gesellschaften beteiligt. An den größten Übernahmen der Siemens AG zeichnete Kai Lucks seinerzeit als Projektleiter oder Mitglied des Steering Committees verantwortlich. Auf ihn geht der prozessorientierte Ansatz für M&A-Projektmanagement zurück. Er ist Autor und Herausgeber mehrerer Bücher über M&A-Management, unter anderem das im Herbst 2017 erschiene- ne „Praxishandbuch Industrie 4.0 – Branchen, Unternehmen, M&A“, und trug mit zahlreichen Artikeln zur Weiterentwicklung des M&A-Manage- ments bei. Sein aktuelles Buch „Der Wettlauf um die Digitalisierung“ ist im Februar 2020 erschienen. A L L E F OTO S : © S E B A S T I A N W I DMA NN 66 2020 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : KA I LUCKS | MERGER MANAGEMENT INS T I TUT

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