Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks ist Honorarprofessor für Mergers & Acquisitions, Gründer und Vorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions sowie Ehrenmitglied der AMAA American M&A Advisors Association und der CMA Chinese M&A Association. Er war 35 Jahre bei Siemens tätig, verantwortete dort Kooperationen, Strategieprojekte des Konzerns und M&A-Integrationen. K ai Lucks ist ein Mann, der in großen Zusammenhängen denkt, die Welt als Ganzes sieht. Ihn interessieren die großen strukturellen Veränderungen, die unsere Wirtschaft beeinflussen. Im Inter- view spannt er daher einen weiten Bogen von den aktuellen technischen Entwicklun- gen über unsere kulturelle Prägung bis hin zum internationalen Wettbewerb. In der Vorbereitung auf unser Gespräch kommt es einem vor, als hingen alle Themen zusammen und als gäbe es kein Thema, über das man Sie nicht fragen könnte … Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks: Mein Traum war immer, Enzyklopädismus zu betreiben. Als Junge habe ich Dampfmaschinen aus dem Lexikon meines Vaters abgemalt. Ich sage aber auch: Ich bin ein Generalist, der von allem nichts weiß. Der Spezialist ist hinge- gen einer, der von nichts alles weiß! Sie waren 35 Jahre bei Siemens verantwort- lich für Kooperationen, Strategieprojekte und M&A-Integration. Wie wichtig war dabei das Thema Digitalisierung? Digitalisierung ist fast mein Lebensthema. Schon bevor ich 1976 zu Siemens kam, hatte Siemens ein rein digitales Produkt, ein Ultraschallgerät. Damals erlebten wir in der Konzernplanung die Übergangsphase von der Analog- zur Digitaltechnik. Wie funktioniert die Planung in einem so großen Konzern wie Siemens? Damals hatte Siemens 17 Geschäftsbereiche mit über 250 Geschäftsfeldern. Das war die Zeit der Diversifikation und der „Germany Inc“. Deutsche Unternehmen waren alle irgendwie miteinander verbunden, weil ein Konzernvorstand Aufsichtsrat in einem anderen deutschen Konzern war. Aber diese Zeiten sind vorbei! Welche Vorteile hatte die Germany Inc? Wir bekamen dadurch Einblick in die M&A-Strategien verschiedener anderer deutscher Konzerne. Das ging europaweit, ja sogar weltweit, und es kam zu guten Kooperationen. Siemens hatte zum Beispiel eine mit Boeing. Wir hatten dort 20 Teams, die sich aus Siemens- und Boeing-Leuten zusammensetzten und gemeinsam forschten. Der Fusions- und Übernahmeexperte Kai Lucks im Gespräch über Deglobalisierung, Digitalisierung und internationalen Wettbewerb: Welche Regionen, welche Strategien werden profitieren? Wer wird zurückfallen? Was muss Europa tun, um zu reüssieren? A L L E F OTO S : © S E B A S T I A N W I DMA NN » VON DER FORSCHUNG 60 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : KA I LUCKS | MERGER MANAGEMENT INS T I TUT

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