Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

Ist das eine Frage des verwalteten Volu- mens? Können Sie so agieren, weil Sie mit Assets in Höhe von über 90 Milliarden Euro eine gewisse Größe erreicht haben? Magnus Billing: Es ist in dem Fall keine Frage des verwalteten Volumens. Größe spielt eher eine Rolle in Bezug auf die operative Seite, weil erst Größe enorme Skaleneffekte mög- lich macht. Aber in Bezug auf die Eigenka- pitalanforderungen und die Bilanzsituation sowie vor allem auf die Widerstandsfähig- keit eines Unternehmens wie unseres ist die Größe nicht wirklich entscheidend. Sie sagen selbst, dass eine hohe Aktienquote und die damit verbundenen Performance- möglichkeiten über die vergangenen Jahre hinweg ein Vorteil waren. Gleichzeitig aber haben wir es aufgrund der QE-Programme der Notenbanken mit extrem niedrigen Zinsen zu tun. Das wiederum führt dazu, dass auch die Diskontierungsraten von Verbindlichkeiten gesunken sind, was wie- derum den Wert heutiger Pensionsansprü- che erhöht. Wie gehen Sie damit um? Magnus Billing: Hier spielt eine Reihe von Aspekten eine Rolle. Auf unsere Situation bezogen war von besonderer Bedeutung, den Garantielevel in Bezug auf unsere Vor- sorgeprodukte halten zu können. Das haben wir durch unsere vorteilhafte Eigenkapital- situation geschafft. Daher haben wir uns dem allgemeinen Trend von immer weiter sinkenden Garantielevels zum Vorteil unse- rer Kunden entziehen können. Im Prinzip haben uns die im Grunde seit den achtziger Jahren sinkenden Zinsen bisher nicht viel anhaben können. Das könnte sich aber in Zukunft durchaus ändern. Inwiefern? Magnus Billing: Wir haben ungefähr zwölf Prozent unserer Anlagen in Immobilien investiert. Das ist ein Bereich, der ähnlich wie die Aktienmärkte aufgrund der immer weiter sinkenden Zinsen enorm profitiert hat. So ist der Wert von Risiko-Assets we- sentlich stärker gewachsen als andererseits der Wert der Verbindlichkeiten. Meine Sor- ge bezieht sich darauf, dass das nun einmal nicht ewig so weitergehen wird. Wir können nicht davon ausgehen, dass das Niveau er- wartbarer Erträge auch künftig erhalten bleibt. Deswegen müssen wir in absehbarer Zukunft mit einem zunehmenden Druck auf die Seite unserer Verbindlichkeiten rechnen. Allenfalls positiv ist die Tatsache, dass sich der Zinsabstieg in der jüngeren Zeit nicht mehr nennenswert fortgesetzt hat. Das wiederum würde für eine Art Stabilisierung sprechen, die wir auch auf der Bilanzseite der Verbindlichkeiten sehen. Das ist den- noch kein Grund zur Entwarnung. Was ist Ihre Befürchtung? Magnus Billing: Die Erwartung eines insge- samt geringeren Ertrags aus Risiko-Assets bei gleichzeitig weiterhin sehr niedrigen Zinsen und einer Notenbank- und Fiskal- politik mit Stützungsgeldern, wie wir es noch nie erlebt haben, und dann auch noch kombiniert mit einer nur noch geringen Pro- duktivität unserer Wirtschaft. Das kann doch irgendwann nur zu einem enormen Anstieg der Inflation führen. Das mag noch fünf oder sogar zehn Jahre dauern, aber dann müssen wir wirklich mit enormem Stress im gesamten Finanzsystem rechnen. Wobei es bis dahin, wie Sie ja selbst sagen, noch ein ziemlich weiter Weg ist. Sieht denn Ihre kurzfristige Erwartung etwas günstiger aus? Magnus Billing: Nicht wirklich, um ehrlich zu sein, zumindest was unser Pensionsge- schäft betrifft. Auf kurze Sicht beunruhigt mich eher, dass es zu einer ausgeprägten Deflation mit den entsprechenden Konse- quenzen für die Verbindlichkeitsseite der Bilanz kommen könnte. Denn das wäre in einem Umfeld geringerer Erträge für Risi- » Wir können nicht davon ausgehen, dass das Niveau erwartbarer Erträge auch künftig erhalten bleibt. « Magnus Billing, CEO des schwedischen Pensionsfonds Alecta A L L E F OTO S : © E V E L I N A C A R BOR N 56 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : MAGNUS B I L L ING | AL ECTA

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