Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

über die vorgeschriebenen Anforderungen hinausgeht. Ganz einfach, weil wir uns ge- sagt haben, dass wir möglichst nie mehr in eine Situation wie im Jahr 2011 geraten wollen. Wir wollten vielmehr sicherstellen, dass wir mit unseren Investments zu jeder Zeit in einer Verfassung sind, in der wir beide Stresstests bestehen, den gesetzlich vorgeschriebenen und den freiwilligen inter- nen – sodass wir danach immer noch nicht gezwungen sein würden, uns von Risiko- Assets zu trennen. Das hat uns in den Jah- ren nach 2011 im Management unserer Portfolios enorm geholfen. Selbst in der krisenhaften Situation, wie wir sie im ersten Halbjahr erlebt haben? Magnus Billing: Gerade in der jüngsten Zeit der Krise mit zeitweise starken Kursrück- gängen an den Aktienmärkten waren wir in der Lage, nicht nur vergleichsweise gute Performanceergebisse zu erzielen, sondern auch eine starke Eigenkapitalsituation auf- rechtzuerhalten. Deshalb ist das neben der Kontrolle unserer Kostenentwicklung die bedeutendste Weiterentwicklung in unserem Unternehmen, auch wenn ich dafür keine Lorbeeren ernten kann, denn das wurde bereits vor meiner Zeit umgesetzt. Es eröff- net uns jedenfalls die Möglichkeit, auch in den nächsten zehn oder 15 Jahren weiterhin erfolgreich am Markt zu agieren. Außerdem bin ich noch längst nicht überzeugt davon, dass die Krise, die wir im Frühjahr erlebt haben, tatsächlich vorbei ist – im Gegenteil: Vor uns liegen meiner Ansicht nach noch durchaus schwierige Zeiten, die wir durch- stehen müssen. Bedeutet das, dass Sie aktuell Ihr Pulver trocken halten? Magnus Billing: Mit dem Blick nach vorn auf eine Zeit, in der es nach meiner Erwartung zu erneuten Rückschlägen an den Aktien- märkten kommen könnte, sollten wir immer in der Lage sein, solche Schwächephasen bewusst für Investments zu nutzen, statt gezwungen zu sein, Positionen notgedrun- gen abbauen zu müssen. Wir müssen in der Lage sein, genügend Eigenkapital vorzuhal- ten, um eventuell zwei oder besser drei mögliche Rückschläge an den Kapitalmärk- ten zu überstehen. Wir wollen einfach nicht mehr in die rote Zone geraten, was die Kapitalanforderungen des Regulators an- geht. Deshalb werden wir auch künftig unsere Standards möglichst hoch setzen, um unsere erreichte Asset-Basis nicht zu gefähr- den, wenn es an den Börsen wieder einmal nach unten geht. » Vor uns liegen meiner Ansicht nach noch durchaus schwierige Zeiten die wir durchstehen müssen. « Magnus Billing, CEO des schwedischen Pensionsfonds Alecta Erfahrener Kapitalmarktstratege Magnus Billing übernahm Anfang 2016 den CEO-Posten bei der in Stockholm beheimate- ten Altersvorsorgeeinrichtung Alecta, einem der größten Pensionsfonds in Schweden. Das Unternehmen bietet betriebliche Vorsorgesyste- me in Form von Defined-Contribution- wie auch Defined-Benefit-Plänen an und befindet sich im Besitz von etwa 2,6 Millionen Privatkunden und zirka 35.000 Firmenkunden. Das von Alecta verwaltete Ver- mögen beläuft sich auf knapp 93 Milliarden Euro. Bevor er zu Alecta kam, war Billing CEO der Nasdaq Nordics und Head of Fixed Income Nordic and Baltic Markets. Innerhalb der Nasdaq hatte er zuvor die Position des Chefsyndikus und Senior Vice President der Nasdaq Group inne. Vor seiner Zeit bei der Nasdaq war er Direktor der Federation of European Securities Exchanges, einer Non-Profit-Organisation der Wertpapier- börsen in der Europäischen Union. In gleicher Position hat er zuvor für das Swedish House of Finance, ein nationales Research-Center für Wirt- schaftswissenschaften, gearbeitet. Billing verfügt über einen Abschluss in Rechtswissenschaften der Universität Stockholm. Im Jahr 2016 wurde Billing zum Mitglied der bei der Europäischen Kommission angesiedelten „High- Level Expert Group“ ernannt. N o. 3/2020 | www.institutional-money.com 55 THEOR I E & PRA X I S : MAGNUS B I L L ING | AL ECTA

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