Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

Minimum aus dem „Liquidity at Risk (LaR)“ plus drei Prozent gebildet wird. Die- ser Wert muss dann mindestens an flüssigen Mitteln gehalten werden“, erklärt Neubauer. Bei weniger liquiden Assetklassen oder Strategien werde das Minimum erhöht, und auch bei größeren Zuflüssen für einen Fonds gibt es Vorsichtsmaßnahmen: „Dann greifen die Streuungsregeln, beispielsweise dass maximal zehn Prozent des Fonds- vermögens an liquiden Mitteln bei einer einzelnen Bankadresse gehal- ten werden dürfen.“ Research-Portal Einige Asset Manager reagieren auf die Veränderungen, indem sie die Liquiditätsströme an den Märk- ten genauestens analysieren. „Man kann sich nicht gegen eine Verrin- gerung der Marktliquidität immunisieren. Aber als Asset Manager kann man Maßnah- men ergreifen, um besser durch die neuen Rahmenbedingungen zu navigieren“, erklärt Markus Peters von AB. Als neue Rahmen- bedingung sieht Peters die Tatsache an, dass Investmentbanken nicht mehr in dem Maß für Liquidität am Markt sorgen wie früher, weil sie kein so großes Risikobuch mehr halten. „Das kam teilweise durch die Ban- kenregulierung, die viel mehr Eigenmittel erforderlich macht, und teilweise durch die Entscheidung der Banken selbst, sich weni- ger im Investmentbanking zu engagieren“, so Peters. „Die Liquidität wird nicht mehr durch die großen Pipelines geschossen wie früher, sondern durch ein Netz an kleinen Röhrchen“, wird er bildhaft. Ein „Weiter so“ dürfe es daher nicht geben. „Auch von den institutionellen Investoren erhalten wir mittlerweile sehr dezidierte Fragebögen zum Thema Liquiditätsmanagement. Das professionalisiert sich sehr“, so Peters. Entsprechend befasst sich sein Haus seit der Finanzkrise intensiver mit dem Thema Liquidität. Elektronischer Handel Auf der Produktseite hat AB eine unab- hängige Risikokontrollfunktion für die Beurteilung der Liquiditätsrisiken einge- führt und setzt bereits seit Längerem Swing Pricing ein. „Aber auch beim Handel und beim Portfoliomanagement haben wir Maßnahmen ergriffen, denn der Händler, der einen Pool an Dealmakern hat, ist ein- fach nicht mehr zeitgemäß“, erklärt Peters. Entsprechend hat AB 2014 damit begon- nen, eine elektronische Plattform aufzu- bauen, auf der verschiedene Preis- und Informationsquellen zusammengefasst wer- den. „Wir beobachten dort 70 verschiedene Preisquellen. Die Informationen stellen wir unseren Händlern zur Verfügung“, erklärt Peters. Der Aufbau einer solchen Daten- plattform sei zwar aufwendig, habe sich aber gelohnt. „Die Daten vermitteln uns ein besseres Verständnis dafür, wie sich der Anleihenmarkt entwickelt. So wissen wir: Wer handelt? In welchen Volumina? Welche Anleihe? Wie ist die Geld-Brief-Spanne? Und wie hat sich diese über die letzten Tage entwickelt?“, so Peters. Die gewonnenen Daten würden auch mit den Portfolioma- nagement-Tools vernetzt. „Unsere Aufmerksamkeit bezüglich der Liquiditätsströme hat sich deutlich ge- schärft“, so Peters. Durch die gewonnenen Erkenntnisse verstehen die Portfoliomana- ger nun besser, wie sich die einzelnen Marktteilnehmer positionieren oder wie es aktuell um die Handelbarkeit eines be- stimmten Emittenten oder Marktsegments bestellt ist. AB hat seine Handelsplattform ALFA 2018 über ein Drittunternehmen lizenzieren lassen und dafür Geld erhalten, das nun wieder in die Plattform investiert werden kann. Das System wird also auch von anderen Asset Managern genutzt. Um auch seinen Handel effizienter zu gestalten, hat AB einen virtuellen Handels- assistenten namens Abbie entwickelt. Er hilft dabei, die Liquiditätssituation am Markt zu erkennen und zu überblicken, wo es aktuell noch Liquidität gibt. „Damit verkürzt er die Prozesse von der Entschei- dung ,Wir wollen diese Anleihe handeln‘ bis zur Handelsbestätigung ,Ja, wir haben sie handeln können‘. So können wir zeitlich angemessen agieren“, ist Peters stolz. Auch der Asset Manager Bluebay setzt einen gan- zen Strauß an Liquiditätsmaßnahmen ein. Zum einen arbeitet das Risk Team laufend daran, das Liquiditätsprofil der einzelnen Fonds zu verbessern. Beispielsweise hat Bluebay angesichts der Ausweitung der Bid-Ask Spreads während der Coronakrise beschlossen, die dynamischen Faktoren beim Swing Pricing zu erhöhen. „So hatten wir ein Transaktionskostenbudget, das es den Investmentteams erlaubte, beim Ver- kauf der Assets soweit wie möglich einen vertikalen Anteil zu handeln und somit ein stabiles Risiko- und Liquiditätsprofil auf- rechtzuerhalten“, erklärt Jean-Philippe Blua, Partner und Head of Investment Risk, Per- formance and Attribution bei Bluebay. Außerdem erlässt Bluebays Liquiditäts- kontrollsystem interne weiche und harte Grenzen für alle Strategien, wo es um Kon- zentrationen innerhalb der Fonds – bei- spielsweise hinsichtlich der Emissionsgröße oder der Engagements in illiquiden Vermö- genswerten – geht. Blua merkt an, dass aber nicht nur die Asset Manager, sondern auch die Kundenseite die Liquidität im Auge be- hält: „Wir beobachten, dass professionelle Investoren die Marktliquidität gut verstehen und sich uns gegenüber eher wie Partner verhalten. Sie wenden sich proaktiv an uns, wenn sie große Zu- oder Abflüsse planen, und besprechen, wie diese unter den jeweils aktuellen Liquiditätsbedingungen optimal durchgeführt werden können“, so Blua. Solche Dinge zeigen, dass es neben den in Deutschland jetzt freigegebenen liquidi- tätssteuernden Maßnahmen für Fonds noch viele weitere Möglichkeiten gibt, um mit Liquiditätsschwankungen professioneller umzugehen. Trotz aller Maßnahmen wird es wohl so bleiben, dass sich Fondsgesell- schaften gegen Illiquidität nicht komplett immunisieren können. Aber man kann sie managen, und nach den genauen Methoden sollten Investoren ihre Fondsgesellschaften und Asset Manager künftig fragen. ANKE DEMBOWSKI FOTO : © CA P SOLU T I OS » Unsere institutionellen Kunden stellen vermehrt detaillierte Fragen nach der Liquidität der Fonds. « Georg Neubauer, Geschäftsführer des Haftungsdachs CapSolutions 260 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T : L I QU I D I T Ä T

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