Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

Asset-Liability-Modeling Thurnes’ Einstieg in die bAV war das Asset-Liabili- ty-Modeling, ein Thema, bei dem er einiges auf den Weg gebracht hat. „Zu Beginn meiner Berufstätigkeit kam das Thema gerade aus dem angelsächsischen Raum über den Kanal, und wir wollten es damals mit aufneh- men. Neu in Deutschland war, dass man dazu sowohl die Aktiv- als auch die Passivseite verstehen und mo- dellieren musste“, erklärt Thurnes. Früher kümmerten sich deutsche Aktuare nicht son- derlich um die Vermögensanlage, sondern lediglich um die Passiv-Seite, also um Reservierungen und Renten- auszahlungen. „Das Matching der beiden Seiten war damals mein Entrée in die bAV. Bei Versicherungen gab es das schon“, erklärt Thurnes. „Ich war dann 1992 der Erste, der dieses Prinzip für deutsche Pensionskassen vorgestellt hat“, erinnert er sich. Anfangs stieß er damit auf Unverständnis: „Ich weiß noch, wie ich das Thema einmal bei der Pensionskasse einer Bank vorgestellt habe. Der Personaler, der die Passiv-Seite im Blick hatte, erklärte mir, dass er gar nicht wisse, wer für die Aktiv-Seite das Geld anlegt.“ Damals haben die beiden Seiten also nicht einmal miteinander gesprochen, geschweige denn Fristigkeiten oder Zahlungsströme gematcht. Es ist unter anderen Thurnes zuzuschreiben, dass es gelungen ist, die angelsächsischen Modelle für die deutsche bAV zu adaptieren. „Die Angelsachsen operieren beispielsweise mit Marktwerten, deutsche Pensionskassen mit Buchwerten. Das ist nicht so einfach zu modellieren, aber am Ende wurden unsere Modelle immer praxistauglicher.“ Selektiv stützen Auch heute noch möchte der bAV-Experte das Thema weiterentwickeln. Beispielsweise setzt er sich über die aba für die Möglichkeit zur Sanierung von Teilbestän- den ein. „Irgendwie müssen wir ja die Altbestände über die Bühne kriegen“, meint Thurnes. „Bei vielen Pen- sionskassen ist es so, dass sie Mitglieder haben, die durch Verkäufe von Unternehmensteilen zu unterschied- lichen Unternehmen gehören, teilweise sogar zu Kon- kurrenzunternehmen“, erklärt er. Die Systematik bei Pensionskassen- und Lebensversicherungstarifen sei aber so, dass man sie nicht partiell sanieren könne. „Das geht nur ganz oder gar nicht. Wenn sich in dieser Situa- tion keiner findet, der Geld zahlt, werden eben die Leis- tungen gekürzt … für alle.“ Er tritt dafür ein, dass Unternehmen, die für die Renten ihrer Mitarbeiter etwas tun wollen und können, auch Teilbestände sanieren. „Wir haben dazu bei der aba ein Modell entwickelt, das auch die BaFin unterstützt. Nun werden wir damit beim BMF und beim BMAS vorstellig, damit das Gesetz dahingehend geändert wird“, berichtet er, merkt aber an: „Die Sanierung von Mathematisches und musikalisches Talent liegen oft eng beieinander, so auch bei Dr. Georg Thurnes. Er spielt Klavier, Kirchenorgel und Gitarre. „Wenn man sich verpflichtet, den Standard-Organisten zu vertreten, dann übt man auch“, so Thurnes. Als Schüler wollte er Musiklehrer werden, hat aber wegen der mangelnden Berufsaussichten dort lieber eine Banklehre absolviert. Sein nächster Berufswunsch war dann Beamter bei der Deutschen Bundesbank, was er offensichtlich auch verworfen hat. N o. 3/2020 | www.institutional-money.com 249 S T E U E R & R E C H T : POR T RÄ T VON DR . GEORG THURNE S | THURNE S BAV

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