Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

legung von KKWs – Kernkraftwerke, die Schweizer Version des AKW – finanzieren. Da es sich hierbei um zwei verschiedene Aufgaben handelt, gibt es auch zwei unter- schiedliche Fonds: den Stilllegungsfonds für Kernanlagen mit Gründungsdatum 1984 und den Entsorgungsfonds für Kernkraft- werke, der im Jahr 2000 aufgelegt wurde (zusammen Stenfo). Gemeinsam verfügen sie über eine Kapitalausstattung von 8,5 Milliarden Schweizer Franken (7,9 Milliarden Euro). Komplexe Vorgänge Anders als beim Kenfo erfolgt die Dotierung nicht einmalig, sondern laufend. Beitragspflichtig sind die Eigentümer der Kernkraftwerke Beznau 1 und 2, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt sowie das Zentrale Zwischenlager für radioaktive Abfäl- le in Würenlingen. Dass der Beitrag nicht auf einmal entrichtet wurde, vermied zum da- maligen Zeitpunkt zwar hohe An- fangskosten, auf der anderen Seite führen die fortlaufenden Zahlungen der Kraftwerksbetreiber, die an die sich ändern- den Kostenschätzungen angepasst werden, zu fortlaufenden Diskussionen. Die Belas- tungen werden dabei alle fünf Jahre über- prüft – was einem veritablen Freigabe- Marathon gleichkommt: So wurde für die aktuell gültige Kalkulation in den Jahren 2015 und 2016 die „Kostenstudie 2016“ erarbeitet. 2017 fand die unabhängige Über- prüfung der Studie durch das Eidgenössi- sche Nuklearsicherheitsinspektorat und in- ternationale Experten statt. Nach aktuellen Berechnungen belaufen sich die Stillle- gungs- und Entsorgungskosten für die fünf schweizerischen Kernkraftwerke und das Zentrale Zwischenlager auf rund 22 Mil- liarden Franken. Ende 2017 stellte die Verwal- tungskommission dem Eidgenössi- schen Departement für Umwelt, Ver- kehr, Energie und Kommunikation (UVEK) den Antrag zur Festsetzung der Stilllegungs- und Entsorgungs- kosten. Auf Grundlage des UVEK- Entscheids werden die Jahresbeiträ- ge der Betreiber an die beiden Fonds veranlagt. Seit diesem Jahr besteht auch eine eigene Investmentschiene – und zwar die für die Außerbetrieb- nahme des KKWMühleberg, das im vergangenen Jahr vom Strom ge- nommen wurde und dessen Ab- wrackprozess seither läuft. „Für die- ses KKW wurde eine individuelle Anlagestrategie mit kontinuierlich Der lange, kurvenreiche Weg raus aus einer atomaren Vergangenheit und hinein in eine atomfreie Zukunft gestaltet sich komplex und finanziell schwierig. Für die Entsorgung atomarer Abfälle und die zukünftige Stillegung der Anlagen, etwa des Kernkraftwerks Leibstadt , legt der Schweizer Staatsfonds Stenfo seit 1984 Geld am Kapitalmarkt an. Wie die Stilllegung greift am Beispiel des Schweizer Kernkraftwerks Gösgen Der Fonds erreicht Mitte der 2030er-Jahre seine höchste Ausstattung. Ab dann greifen die Kosten – hier beispielhaft für das KKW Gösgen – und fressen sich bis zur endgültigen Abwicklung ins Vermögen. Quelle: Stenfo 2060 2055 2050 2045 2040 2035 2030 2025 2020 2015 -200 0 200 400 600 800 1000 1200 Mio. CHF Entwicklung Fondsbestand Stilllegungskosten N o. 3/2020 | www.institutional-money.com 243 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : S TAAT S FONDS

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