Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

E s sind Daten, die einen wei- teren Schritt auf dem Weg in eine atomfreie Zukunft ebnen sollen: Gemeint sind die jüngs- ten Geschäftszahlen des deutschen „Atom- fonds“ Kenfo – also des „Fonds zur Finan- zierung der kerntechnischen Entsorgung“. Besagtes Vehikel ist Deutschlands einziger klassischer Staatsfonds und konnte ange- sichts starker Kapitalmärkte im ver- gangenen Jahr eine Rendite von 10,2 Prozent auf das investierte Vermögen erzielen. Bezogen auf das Gesamtvermögen und damit unter Einbeziehung gezahlter Nega- tivzinsen betrug das Plus noch 3,3 Prozent. Das Jahr 2019 schloss der Fonds zur Finanzierung der kern- technischen Entsorgung mit einem positiven Stiftungsergebnis von 9,4 Millionen Euro ab, verglichen mit einem Minus von 71,5 Millionen Euro 2018. Damit erreichte der Fonds nach Anlaufver- lusten bereits ein Jahr früher als geplant ein positives Jahresergebnis. Dem im Juni 2017 gegründeten Fonds stehen nun allerdings harte Zeiten ins Haus, da man im laufenden Geschäftsjahr „aufgrund der Auswirkungen der Coronakrise deutlich schwieri- geren Geschäftsbedingungen ausge- setzt ist“, wie es in einer Stellung- nahme heißt. Gleichzeitig zeigt sich Anja Mikus, CEO und CIO von Kenfo, angesichts der Rahmenbe- dingung zuversichtlich: „Der Kenfo hat die heftigen coronabedingten Turbulenzen an den Finanzmärkten bislang gut überstanden und inves- tiert konsequent weiter. Unsere Stra- tegie hat sich bewährt.“ Aufgabe des vor drei Jahren mit 24,1 Milliarden Euro Startkapital ausgestatteten Fonds ist es jedenfalls, langfristig ausreichend Rendite zu erwirtschaften, um die Zwischen- und Endlagerung von radioaktivem Abfall zu finanzieren. Im Rahmen des Atomausstiegs mussten die Betreiber der Anlagen das Startkapital für den Fonds zur Verfügung stellen, womit die finanzielle Verantwortung für die Lagerung auf den Staat überging. Ende 2019 war rund die Hälfe des Kapi- tals an den Märkten investiert – und zwar fast ausschließlich in liquide Anlagen wie Aktien und Anleihen. Langsam wagt sich der Fonds jedoch auch in alternative Fahr- wasser. Das Ziel: eine Erhöhung der Rendi- ten. So nahm der Kenfo in der zweiten Jah- reshälfte 2019 drei Zeichnungen für illiqui- de Anlagen vor. Dabei handelt es sich neben einem Infrastruktur- auch um zwei Private- Equity-Fonds. Rund 171 Millionen Euro wurden hier zugesagt, von denen zum Bi- lanzstichtag 7,25 Millionen Euro geflossen sind. Diese Positionen sollen im laufenden Jahr weiter ausgebaut werden. Die insgesamt positiven Nachrichten sind nicht nur für das Projekt der Atommüll- entsorgung und das Management gut, sie bilden auch ein Pro-Argument rund um die Diskussion, ob man in Deutschland einen Staatsfonds zur langfristigen Sicherung und Veranlagung etwa von Pensionsansprüchen anlegen sollte. Der als vorbildlich angese- hene norwegische Staatsfonds wird hier gern als beispielgebend angeführt; bei die- sem Vergleich kann man aber schnell auf die Sondersituation reichhaltiger Ölvor- kommen und einer stetigen naturbedingten Kapitalzufuhr hinweisen. Wer hat’s erfunden? Die gute Nachricht: Um stichhal- tigere Pro-Argumente zu finden, muss man weder geografisch noch in der Materie allzu weit wandern – denn ähnlich wie in Deutschland wird auch in der Schweiz die Atom- problematik über einen Staatsfonds gelöst. Besagter Fonds wurde in einem ersten Schritt bereits in den 1980er-Jahren ins Leben gerufen und greift weiter als der deutsche Ansatz, soll er doch nicht nur die Abfallentsorgung, sondern auch den Rückbau beziehungsweise die Still- Zur Finanzierung einer atomfreien Zukunft geht Deutschland seit 2017 den Weg eines Staatsfonds. Der hat im Jahr vor Covid-19 hervorragend performt. Doch wie erfolgreich kann ein solches Vehikel langfristig geführt werden? Ein Blick in die Schweiz gibt seit immerhin 1984 Aufschluss. Wann die Kosten anfallen am Beispiel der Stilllegung des Schweizer Kernkraftwerks Gösgen Die beispielhaften Kosten für die Stilllegung des Kernkraftwerks Gösgen fallen 2030 an und erstrecken sich über die folgenden 20 Jahre. Diese Fälligkeiten muss der Stenfo im Auge haben. Quelle: Stenfo 2060 2055 2050 2045 2040 2035 2030 2025 2020 2015 0 30 60 90 120 150 180 Mio. CHF Overnight-Kosten FOTO : © SCH L I E RNE R | S TOCK . ADOB E . COM » Der Kenfo hat die heftigen corona- bedingten Turbulenzen gut überstanden und investiert konsequent weiter. « Anja Mikus, CEO und CIO von Kenfo AKW: A lles Kommt Weg 242 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : S TAAT S FONDS

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