Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

reich ist. Seine spezialisierte Invest- mentboutique versucht, wiederkeh- rende Muster imAnlegerverhalten zu identifizieren und den hieraus entste- henden Sentiment Value in erfolgrei- che Börsenstrategien umzusetzen. Das Sentiment der Marktteilnehmer ermittelt Hübner mithilfe der sentix- Kapitalmarktumfrage, die es ihm er- laubt, das Anlegerverhalten nahezu in Echtzeit zu bewerten. Immerhin sieht Hübner hier eine Verbindung zu einem etablierten, langfristig funktio- nierenden Faktor: „Sentiment und Momentum stehen in einer Wechsel- wirkung, denn Preisänderungen wir- ken auf die Stimmung der Anleger, die wiederum auf Basis von Emotio- nen entscheiden.“ In Anlehnung an die Smart-Beta- Idee spricht er sogar vom Faktor „Sentiment“, der in der Krise Vortei- le aufweise, weil der Faktor Mensch so sei, wie er sei. Und in einer Krise, wenn Emotionen dominieren, kön- nen Stimmungssignale wertvoller sein als fundamentale Daten, auf denen Faktoransätze basieren. Tatsächlich hat das Konzept nur wenig mit dem klassischen Faktorinvestment zu tun, es stützt sich eher auf den Behavioral-Finance- Ansatz. „Aus Sentiment-Sicht ist ein Trend umso stabiler, je länger es dauert, bis ihn die Leute erklären können und sich daran adap- tieren“, sagt Hübner und gibt ein Beispiel: „Denken Sie an den langfristigen Trend fal- lender Zinsen, der erst im letzten Jahr von den Anlegern akzeptiert wurde.“ Die Markt- teilnehmer hätten diesen Trend lange nicht verstanden, ihn anfangs sogar bekämpft. „Sie haben erwartet, dass die Zinsen bald wieder steigen würden. Das positive Renten- markt-Momentum und die Ablehnung dieses Trends durch die Anleger waren ein Indiz für eine Investmentchance“, meint Hübner. Sein Ansatz erkennt Möglichkeiten etwa dann, „wenn beispielsweise deflationäre Tendenzen zunehmen und die Menschen diese Entwicklung ignorieren. Darin sehen wir eine Anlagechance.“ Das könnte man wie eine Formel betrachten: „Chance ist Ge- legenheit mal Ignoranz.“ Umgekehrt ließe sich auch das Risiko an der Börse definie- ren: „Risiko ist eine objektive Gefahr, geteilt durch die Empörung der Menschen.“ Sobald sich die Menschen empören, Angst oder gar Panik haben, sinkt der Wert des Bruchs, sprich das Investmentrisiko, da diese Anle- ger Maßnahmen ergreifen, um ihr Anlageri- siko zu senken. Laut Hübner sind außerge- wöhnliche Renditen immer nur auf der Seite der Überraschung, nie jedoch auf der Seite der Mehrheitsmeinung zu erzielen. Als Sentiment-Investor warte er deshalb auf Stimmungsextreme, da sie ihm exzellen- te Ein- und Ausstiegssignale liefern. In sei- nem Multi-Asset-Fonds Sentix Risk Return M hat er die Aktienquote rund um das Markttief Mitte März bis auf 65 Prozent aus- gebaut. „Damals waren die Leute hypersen- Dass Faktoransätze ebenso funktionieren wie Sentimentansätze, hat die selbe Ursache: In beiden Fällen entstehen Ineffizienzen auf- grund von Herdenverhalten. Trotzdem sehen die Ergebnisse der beiden Methoden keinesfalls gleich aus. Sentix Risk Return M Fonds vs. Multi-Asset-Benchmark Dem Fonds gelang eine rasche Erholung nach dem Corona-Einbruch. Der Sentix Risk Return M Fonds mit seinem Sentiment-Ansatz hat sich zwar der Coronakrise nicht widersetzen kön- nen, aber den Rebound schaffte er schnell und stark. Hier wird der Fonds (rote Linie) verglichen mit einer Customized Benchmark (orange Linie). Diese besteht zu 60 % aus PDR Barclays Euro Government Bond ETF (SYBB GY) und zu 40 % aus IBC0 GY (iShares Edge MSCI Europe Multi Factor ETF). Indexierung der beiden Kurven auf 100 zum Jahresanfang 2020. Quelle: Bloomberg n Sentix Risk Return M – I Fonds n Customized Index | Benchmark: 60 % SPDR Barclays Euro Government Bond ETF (SYBB GY) + 40 % iShares Edge MSCI Europe Multi Factor ETF (IBC0 GY) 2020 Jan Feb März April Mai Juni Juli August Sept 95 % 105 % 100 % 90 % 85 % N o. 3/2020 | www.institutional-money.com 239 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : FAK TOR S T RAT EG I EN UND BEHAV I ORA L F I NANC E

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