Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

Active Ownership bei Axa Investment Ma- nagers, anlässlich der Veröffentlichung. Unterschiede Mag. Harald Egger, Chefanalyst bei der österreichischen Fondsgesellschaft Erste Asset Management (EAM), untersuchte sei- nerseits die Performance unterschiedlich nachhaltiger Aktien für den Dreimonatszeit- raum 20. Februar bis 19. Mai 2020. Das hat den Vorteil, dass dadurch nicht nur der Kurseinbruch, sondern auch ein gro- ßer Teil der anschließenden Kurserho- lung mitberücksichtigt wird. Im Rahmen seiner Untersuchung bil- dete Egger auf Basis der von MSCI ver- gebenen sieben ESG-Ratings („AAA“ bis „CCC“) unterschiedliche kapital- gewichtete Portfolios, wobei er zwecks besserer Übersichtlichkeit beziehungs- weise Vergleichbarkeit auch noch die drei Übergruppen „Leader“, „Durchschnitt“ und „Nachzügler“ bildete. Egger ordnete die „AA“ und „A“-Unternehmen der Gruppe „Leader“ zu, die drei Ratings „A“, „BBB“ und „BB“ sind „Durchschnitt“ und die schlechten „B“ sowie „CCC“ ergeben die „Nachzügler“, die der Erste-AM-Mann in seiner Analyse „Laggards“ (englisch für Nachzügler, Zauderer, Bummler) nennt Der Erste-AM-Chefanalyst fokussierte sich im Gegensatz zu den meisten anderen Studien nicht nur auf die Entwicklung unterschiedlicher Unternehmen des Anlage- universums „Aktien Global“, sondern ver- glich auch andere Anlageregionen, bei- spielsweise Industriestaaten und Ent- wicklungsländer, oder Europa und die USA miteinander, um in einem Folge- schritt herauszuarbeiten, inwieweit jeder Einzelne der drei Buchstaben „ESG“ kursbeeinflussend war. Eggers Analyse liefert einige für Investoren interessante Erkenntnisse: So gab es beispielsweise bei der Analyse der OECD-Aktien zwischen den ESG- Leadern und den „durchschnittlich“ be- werteten Unternehmen kaum oder nur relativ geringe Performanceunterschiede. Bei einem anderen Vergleich ist die Spreizung größer, weshalb Investoren jedenfalls die Finger lassen sollten von den am niedrigsten bewerteten ESG- Nachzüglern: Denn CCC-Unternehmen hinkten bei der Performance den AAA- Musterschülern um beachtliche 17,8 Prozent hinterher. Das begründet sich damit, dass insbesondere in den USA die mit „AAA“ gerateten ESG-Unternehmen die „CCC“-Aktien aus Performancesicht fast schon vernichtend schlugen. Egger kommt in seiner Analyse auf einen Performanceun- terschied von über 30 Prozent. Dafür ver- antwortlich sind unter anderem Energiewer- te, insbesondere die aus ESG-Sicht als be- denklich eingestuften US-Fracking-Unter- nehmen, die vor dem Hintergrund eines kol- labierenden Ölpreises starke Verluste erlit- ten beziehungsweise zum Teil auch Gläubi- gerschutz beantragen mussten. ESG ist nicht immer besser Dass sich ESG-Vorreiter nicht immer besser entwickeln als ESG-Nachzügler, ist wohl eine der großen Überraschungen von Eggers Kurzanalyse auf Basis der Auswer- tung von MSCI-Ratings. Zumindest war dies beim Anlageuniversum Emerging-Mar- kets-Aktien im genannten Dreimonatszeit- raum zu beobachten: In den Schwellenlän- der entwickelten sich die führenden ESG- Unternehmen deutlich schlechter als die ESG-Nachzügler (siehe Grafik „Unter- schiedliche Entwicklungen“) . „In den Emer- ging Markets scheinen noch andere Gesetze zu gelten. Hier konnte zumindest in der kur- zen Beobachtungsperiode kein Performance- vorteil festgestellt werden. Im Gegenteil, die schlechter bewerteten Unternehmen konn- ten die Leader signifikant outperformen“, kommentiert Egger. Er nennt einen mögli- chen Grund dafür: „Das kann auch damit zusammenhängen, dass es vergleichsweise noch wenige Emerging-Markets-ESG- Fonds gibt.“ Eggers Beobachtungen werden auch durch einen von Institutional Money auf Basis von Bloomberg-Daten erstellten Ver- gleich für den Zeitraum Januar bis Ende Juli 2020 untermauert. In diesem Vergleich haben sich in Europa und den USA ESG- Aktien, repräsentiert durch regionale „MSCI ESG Leaders“-Indexvarianten, bes- ser geschlagen als klassische MSCI-Aktien- indizes, während ESG-Leader-Aktien aus » Gute ESG-Zahlen könnten ein Signal für Qualität und Widerstandsfähigkeit sein. « Yo Takatsuki, Head of ESG Research and Active Ownership bei Axa IM FOTO : © A X A I M Spitzenentwicklung Die Entwicklung einzelner ESG-Faktoren im Zeitablauf Eine quantitative Analyse von Invesco auf Basis der Entwicklung unterschiedlicher Aktienkörbe für das erste Halbjahr 2020 ergibt, dass sich ESG (oberste Linie) in der Krise gesamthaft für Investoren ausgezahlt hat. Am Krisenhöhepunkt überzeugte vor allem das „E“, das aber in den Folgemonaten wieder verlor. Eine gute Governance (G) und das Einhalten sozialer Kriterien (S) bringen Unternehmen dauerhaft eine höhere Wertschätzung des Kapitalmarktes und damit höhere Bewertungen. Quelle: Invesco 98 % 100 % 102 % 104 % 106 % 108 % Unternehmensführung (G) ESG Soziales (S) Umwelt (E) Juni Mai April März Feb Jan 2020 230 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : NACHHA LT I GK E I T

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