Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

reichs Stewardship und Sustainable Inves- ting bei Fidelity International. Er ergänzt: „Unsere Untersuchungsthese, dass Unter- nehmen mit guten ESG-Bilanzen auch über bessere Managementteams verfügen und sich in einer Krise daher besser als der Markt entwickeln, wurde klar bestätigt.“ Da Fidelity das hauseigene fünfstufige ESG-Rating auch bei Unternehmensanlei- hen anwendet, untersuchte das Fondshaus, ob sich Nachhaltigkeit auch bei Credits ausgezahlt hätte. Interessanterweise wurde dabei ein längerer Zeitraum, nämlich von Jahresanfang 2020 bis zum 23. März, gewählt. Fidelity erklärt dies auf Nachfrage von Institutional Money damit, dass die Untersuchungen von zwei unterschied- lichen Teams vorgenommen wurden und jedes Team sein eigenes Zeitfenster gewählt hat. Am Ende des Tages wurde aber beschlossen, die zwei ursprünglich unabhängig voneinander geplanten Unter- suchungen zusammen in einer einzigen Studie zu veröffentlichen. Die Analyse von 1.398 Emittenten aus dem Unternehmens- sektor ergab, dass sich Anleihen von Firmen mit einem besseren ESG-Rating im Beob- achtungszeitraum besser hielten als der Durchschnitt der Peergroup. So erlitten An- leihen der 149 Unternehmen mit A-Rating einen Verlust von lediglich 9,23 Prozent, verglichen mit minus 13,16 Prozent von Unternehmen mit B-Rating und minus 17,14 Prozent von Unternehmen mit C- Rating. Quartalsbetrachtung Einen etwas längeren Betrachtungszeit- raum als Fidelity, und zwar das gesamte ers- te Quartal 2020, wählte Axa Investment Managers für ihre Analyse. Auch hier wa- ren der Untersuchungsgegenstand Aktien und Unternehmensanleihen und die Frage, ob Firmen mit höheren ESG-Ratings ihre Pendants mit niedrigen ESG-Einstufungen bei der Performance überflügeln konnten. Bei Aktien bildeten die Franzosen aus dem Basisindex MSCI All Countries World zwei nach Marktkapitalisierung gewichtete Un- tergruppen. Die erste Untergruppe umfasst die ESG-Vorreiter (mindestens acht Punkte auf einer zehnstufigen ESG-Skala) aus dem angeführten Index, die zweite Untergruppe besteht aus ESG-Nachzüglern, die auf höchstens zwei Punkte im Ranking kamen. Der Vergleich für das erste Quartal (in dem der MSCI All Countries World Index 19,6 Prozent verlor) zeigt, dass ESG-Ge- winner lediglich 14,5 Prozent abgaben, während die ESG-Nachzügler um 31,3 Pro- zent abschmierten. Damit übertrafen ESG- Gewinner die Verlierer um beachtliche 16,8 Prozentpunkte. Auch bei Unternehmensanleihen hätte sich laut Axa-IM-Untersuchung eine Nach- haltigkeitsstrategie gerechnet. So wurden in Analogie zu Aktien für das erste Quartal basierend auf dem Bloomberg Barclays Global Corporate Aggregate Bond Index ebenfalls zwei Untergruppen mit ESG-Vor- reitern und ESG-Verlierern gebildet und ein Vergleich erstellt. Während die Benchmark im ersten Quartal 3,2 Prozent verlor, fielen ESG-Vorreiter nur um 1,8 Prozent. Die ESG-Nachzügler schmierten sogar um sie- ben Prozent ab. „Unsere Analyse scheint klar zu zeigen, dass gute ESG-Zahlen in turbulenten Ak- tien- und Anleihenmärkten ein Signal für Qualität und Widerstandsfähigkeit sein kön- nen. Dies würde darauf hindeuten, dass ein Portfolio, das auf höhere ESG-Werte aus- gerichtet ist, eine defensivere Positionierung in Zeiten von Marktstress bietet“, erklärte Yo Takatsuki, Head of ESG Research and FOTO : © RON YUE | F I DE L I T Y I NT E RNAT I ONA L » Es besteht ein grundsätzlicher Zusammenhang zwischen starken Nach- haltigkeitsfaktoren und Renditen. « Jenn-Hui Tann, Leiter des Bereichs Stewardship und Sustainable Investing bei Fidelity International ESG unter der Lupe Bei den drei Faktoren E, S und G wirkte es sich unterschiedlich aus, ob ein Unternehmen Vorreiter oder Nachzügler war. Industrieländer Schwellenländer Eine Analyse der ESG-Einzelfaktoren „E“, „S“ und „G“ zeigt, dass ein hohes Scoring beim Faktor „E“ sowohl in den Industrie- als auch in den Entwicklungsländern Performancevorteile gegenüber „E“-Nachzüglern hat. Eine gute Governance zahlt sich vor allem in den Industriestaaten aus, während dies zumindest im Betrachtungszeitraum in den Entwicklungsländern von den Investoren nicht honoriert wurde. Die Betonung des Faktors „Soziales“ brachte in der Krise laut Erste Asset Management Performancenachteile. Quelle: Erste Asset Management -25 % -20 % -15 % -10 % -5 % 0 % G S E Wertentwicklung in Prozent -25 % -20 % -15 % -10 % -5 % 0 % G S E Wertentwicklung in Prozent ESG-Vorreiter Durchschnitt ESG-Nachzügler ESG-Vorreiter Durchschnitt ESG-Nachzügler 228 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : NACHHA LT I GK E I T

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