Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

D afür, dass Gold seit Men- schengedenken als Geld, Asset oder Vermögenshort dient, weiß man bemerkens- wert wenig darüber, wie der Preis für das Edelmetall überhaupt zustandekommt. Wie groß die Unschärfen sind, zeigt sich anhand der Aussagen von Ben Bernanke und Janet Yellen, die es sich als ehemalige Fed-Vor- sitzende leisten können, auch unbeque- me Wahrheiten auszusprechen. Wäh- rend Yellen noch relativ diplomatisch meint: „Ich glaube nicht, dass irgend- jemand über ein wirklich gutes Modell zu den Ursachen von Preisschwankun- gen verfügt“, meint ein deutlicher Ber- nanke: „Niemand versteht den Gold- preis wirklich. Und ich werde nicht behaupten, dass ich das tue.“ Blase oder nicht? Trotzdem ist es verständlich, dass Markt- teilnehmer und Investoren versuchen, den Goldpreis zumindest so gut wie möglich nachzuvollziehen. Das gilt umso mehr, als im Jahresverlauf bekanntlich die 2.000-Dol- lar-Marke geknackt wurde. Die sich daraus ableitende Frage lautet: War es das? Kommt nun – wie nach den früheren Rallys von 1980 oder 2011 – eine deutliche Korrektur, oder ist es diesmal anders? Um uns dieser Frage anzunähern, wollen wir zunächst Pimco zurate ziehen. Der An- leihengigant hat bei potenziellen Einfluss- faktoren wie Inflation, Wirtschaftswachstum oder Zinsen eine besondere Expertise. In seiner aktuellen Prognose „Gold Still Shines Bright“ meint Rohstoffmanager Nicholas Johnson, „dass Gold trotz des Rekordhochs von Anfang August attraktiv bewertet bleibt“. Johnson kommt über das Pimco- eigene Bewertungsmodell, das in „Demysti- fying Gold Prices“ umrissen wurde, zu die- ser Prognose. Bei Pimco geht man davon aus, „dass es zwar eine Menge an Faktoren gibt, die den Goldpreis beeinflussen, aber nur einen, der den Großteil der Preisbe- wegungen der vergangenen zehn Jahre erklärt – und zwar die Veränderung der realen, also der inflationsangepassten Ren- diten von US-Staatsanleihen (TIPS)“. Bei der Analyse wird de facto nur die 2.000 US-Dollar. Diese historische Höchstmarke hat Gold im August dieses Jahres geknackt. Damit stellt sich die Frage, ob sich die Geschichte wiederholt und – wie nach 1980 und 2011 – eine mehrjährige Korrektur auf die Investoren zukommt. Nahezu deckungsgleich Negative Korrelation zwischen Renditen und Goldpreis Pimco leitet sein Goldpreismodell aus der negativen Korrelation zwischen Goldpreis und den Renditen auf zehnjährige inflationsgeschützte US-Staatsanleihen ab. Alle anderen Einflussfaktoren seien demnach relativ irrelevant. Quelle: Bloomberg -1,5 % -1,0 % -0,5 % 0,0 % 0,5 % 1,0 % 1,5 % 1.000 1.200 1.400 1.600 1.800 2.000 2.200 USD Goldpreis USD/Unze US-TIPS, 10 Jahre; Rendite in % 2015 2018 2017 2020 2019 2016 Bereinigter Goldpreis und der Aufstieg der ETFs Zusammenhang zwischen bereinigtem und nominellem Goldpreis Gemäß der Pimco-Theorie verschafften die Nachholeffekte des renditebereinigten Goldpreises auch dem nominellen Goldpreis weiteres Kurspotenzial. Mit dem Aufkommen der ETFs hat sich der Goldmarkt jedenfalls fundamental verändert. Quelle: Pimco 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 USD Goldpreis USD/Unze Bereinigter Goldpreis Erster Gold-ETF Dez. ’04 Beginn der Finanzkrise 2015 2020 2010 2005 FOTO : © A L E X K R AU S | B LOOMB E RG, SCHANK Z | S TOCK . ADOB E . COM » Ich glaube nicht, dass irgendjemand über ein wirklich gutes Modell zu den Goldpreisschwankungen verfügt. « Janet Yellen, Fed-Vorsitzende a. D. Die Stunde der Spekulanten 204 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : GOLD

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=