Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

versum schon vorab einzupreisen beginnen. Eine Morningstar-Untersuchung ergab, dass Zwangsverkäufe Fallen Angels im Durch- schnitt um fast neun Prozent fallen ließen. Bis sich die Kurse von den Fire Sales wie- der erholen, dauert es Morningstar zufolge um die 30 Wochen. Extrem war es dieses Jahr. So beobachtete Fran Rodilosso, Head of Fixed Income ETF Portfolio Manage- ment bei VanEck, dass 2020 Fallen Angels bereits vor dem entscheidenden Down- grade rund 20 Prozent an Wert verloren, was aber auch dem diesjährigen schwie- rigen Marktumfeld geschuldet sei. Ausverkaufspreise nutzen „Die steigende Zahl an ,Fallen An- gels‘ seit Jahresbeginn bedeutet, dass es mehr Chancen gibt, in herabgestufte Anleihen mit einem Abschlag zu inves- tieren“, sieht Paul Benson, Head of Fixed Income Efficient Beta bei Mellon, die potenziellen Renditechancen, die Investoren mit längerem Anlagehorizont winken, wenn sie antizyklisch die temporär verschmähten Papiere einsammeln. Abgesehen davon, dass es sich grundsätzlich rechnet, bei „Ausverkaufspreisen“ zuzuschlagen, gibt es noch andere Gründe, die für eine Fallen- Angel-Strategie sprechen, weiß Andrey Kuznetsov, Senior Portfolio Manager für Renten bei Federated Hermes. Zuallererst verfügen Fallen Angels im Gegensatz zu den in der Regel viel kleineren HY-Bond-Emittenten über eine Unternehmensgröße, die gleich mehrere Möglichkeiten zur Linde- rung beziehungsweise Beseitigung finanzieller Probleme birgt. So kön- nen oftmals aufgrund einer beste- henden Aktienbörsennotiz frische Gelder über Kapitalerhöhungen in das Unternehmen gelangen und in der Folge die Verschuldungsquote reduziert werden. Auch die Versil- berung von einzelnen Geschäftsbe- reichen führt angesichts des vielen trockenen Pulvers bei Private-Equi- ty-Gesellschaften zu hohen, erziel- baren Verkaufserlösen. Falls das Unternehmen sehr groß ist und vor allem Arbeitgeber vieler Menschen ist, stehen im Extremfall als einer der letzten Auswege auch Staatshil- fen offen. „Fallen Angels befinden sich als Gruppe in einer starken Po- sition, den Sturz zu überstehen“, resümiert Kuznetsov. Summa summarum haben Fallen Angels Pachatouridi zufolge eine höhere Wahr- scheinlichkeit, dass sie als „Rising Star“ das begehrte Investment-Grade-Rating zurück- erhalten und sich damit wieder günstiger refinanzieren können. Darauf zu spekulieren kann sich für Investoren auszahlen, rechnet Stephen Baines, Rentenfondsmanager bei Artemis, anhand eines konkreten Beispiels vor. So lag im Sommer dieses Jahres die Rendite des ICE BofA 7–10 Year BB US Cash Pay High Yield Index bei 4,88 Pro- zent, die des ICE BofA 7–10 Year BBB US Corporate Index hingegen bei 2,75 Prozent. Schafft ein Unternehmen die Heraufstufung seines Ratings von BB auf BBB, rentieren danach seine Anleihen um gut zwei Pro- zentpunkte niedriger, und die Kurse steigen abhängig von der Duration. „Bei Anleihen mit einer Duration von sieben Jahren ergibt sich für Anleihengläubiger ein Gewinn von 14 Prozent. Hinzu kommen noch die aufge- laufenen Zinserträge“, schlussfolgert Baines. Performancevergleich Genannte Argumente sprechen dafür, dass sich Fallen Angels auf lange Sicht grosso modo für Investoren auszahlen. Da- bei können Fallen Angels sogar das breite HY-Bond-Universum outperformen, ob- wohl Letztgenanntes aufgrund noch höherer Risiken Investoren eigentlich am Ende des Tages höhere Renditen bieten sollte. Laut BlackRock zeigt ein Vergleich des Bloom- berg Barclays US High Yield Fallen Angel 3% Capped Index mit dem Bloomberg Bar- clays US High Yield Index per Ende des ersten Quartals 2020, dass Fallen Angels in den zehn zurückliegenden Jahren eine an- nualisierte Performance von 7,48 Prozent bei einer Volatilität von 8,09 Prozent erziel- ten, während der HY-Index nur auf eine Performance von 5,64 Prozent bei einer et- was niedrigeren Volatilität von 6,92 Prozent kam. Die jährliche Outperformance von 1,8 Pro- zent erkauften sich Investoren mit einer höheren Volatilität von 1,17 Prozent. Während Fallen Angels in den USA und auf- grund der Dominanz dieses Marktes damit auch bei einem globalen Ansatz die Nase vorn haben, fällt das Ergebnis dieses Vergleichs für Europa anders aus. Während auf 20-Jahres- Sicht Fallen Angels auch in Europa klar outperformen, brachten sie Investoren bei kür- zerer Betrachtung eine Under- performance. Wenn man die Performance von Anfang 2010 bis Ende August 2020 des Blomberg Barclays Pan Euro- pean Fallen Angel Index (7,20 %) mit jener des Bloomberg FOTO : © F EDE R AT ED HE RME S » Fallen Angels befinden sich als Gruppe in einer starken Position, den Sturz zu überstehen. « Andrey Kuznetsov, Senior Portfolio Manager für Renten bei Federated Hermes Indizes im Wettbewerb Fallen Angels im Vergleich zu High-Yield-Bond-Indizes Während in den USA der Fallen-Angel-Index „Bloomberg Barclays US Fallen Angel 3% Cap TR Index“ (orange Linie) seit Anfang 2010 eine klare Outperfor- mance gegenüber dem breiten US-High-Yield-Bond-Index (rote Linie) erzielte, waren Fallen Angels in Europa flügellahm (dunkelblaue Linie) und hinkten dem High-Yield-Bond-Markt (hellblaue Linie) hinterher. Quelle: Bloomberg, Performance in jeweiliger Landeswährung | Daten per Ende August 2020 50 % 100 % 150 % 200 % 250 % 300 % Bloomberg Barclays US Corporate HY Total Return Index Bloomberg Barclays US Fallen Angel 3% Cap TR Index Bloomberg Barclays Pan European HY TR Index Bloomberg Barclays European HY Fallen Angel Index 2015 2014 2013 2018 2017 2020 2019 2016 2012 2011 2010 200 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : UNT E RNEHMENS ANL E I HEN

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