Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

die Wiederöffnung der Kapitalmärk- te hilfreich“, erklärt Gene Tannuzzo, Deputy Global Head of Fixed In- come bei Columbia Threadneedle. Äußerst hilfreich war aber auch die Fed, erinnert Christel Rendu de Lint, Head of Global Fixed Income, Union Bancaire Privée: „Zum ersten Mal überhaupt ging die US-Noten- bank dazu über, Unternehmensan- leihen sowohl am Primär- als auch am Sekundärmarkt anzukaufen, Fallen Angels zu erwerben und in ETFs auf Investment-Grade- und High-Yield-Papiere zu investieren.“ Auch wenn seit dem ersten Quar- tal die Bonitätswächter ihr Herab- stufungstempo etwas gedrosselt ha- ben und sich die Konjunktur eini- germaßen zu erholen scheint, dro- hen aufgrund der mittel- bis lang- fristigen negativen wirtschaftlichen Folgewirkungen des Corona-Shut- downs weiterhin Downgrades und entsprechend eine Zunahme an Fal- len Angels. Das liegt daran, dass in den vergangenen Jahren aufgrund immer höherer Verschuldungsquo- ten der Anteil von mit „BBB“ gera- teten Unternehmen im rund acht Billionen US-Dollar schweren glo- balen IG-Corporate-Bond-Markt (ex Finanzwerte) auf mehr als 50 Pro- zent gestiegen ist, wobei in Europa die BBB-Quote zuletzt sogar 58 Prozent betrug. Das ist viel, wenn man bedenkt, dass vor der Finanzkrise der Anteil von „BBB“-Bonitäten bei rund 30 Pro- zent lag. Unter der Annahme, dass bis Ende kommenden Jahres zirka 500 Milliarden US-Dollar an Corpo- rate Bonds ihren Investment-Grade- Status verlieren, sind mehr als sechs Prozent des gesamten IG-Corporate- Bonds-Marktes beziehungsweise rund 13 Prozent aller mit „BBB“ be- werteten Emittenten von einer Abstu- fung bedroht. Viel zu verdauen Diese Flut an Fallen Angels ver- setzt den mit rund zwei Billionen US-Dollar viermal kleineren HY- Bond-Markt in Stress. Das liegt einerseits daran, dass einzelne Fallen Angels im Vergleich zu klassischen High-Yield-Bond-Emissionen wesentlich größere Volumina aufweisen, die vom kleinteiligeren HY-Markt erst verdaut wer- den müssen. Die strukturelle Schwäche auf der Käuferseite hat Auswirkungen. „Eines der größten Risiken bei Fallen An- gels sind kurzfristige Kursverluste, wenn Fonds, die nur Investment- Grade-Titel halten dürfen, zum Ver- kauf gezwungen sind“, betont Tatja- na Greil-Castro, Portfoliomanagerin bei Muzinich & Co. Aus diesem Grund fallen gerade bei Fallen Angels Drawdowns verhältnismäßig stark aus. „Die Anleihenpreise überschie- ßen beim Downgrade nach unten, gefolgt von einer nachträglichen Erholung“, ergänzt Vasiliki Pachatouridi, Head of EMEA iShares Fixed Income Strategy bei BlackRock. Oftmals beginnen die Kursverluste schon Wochen und Monate vor der eigentlichen Abstu- fung, wenn vorausschauende Cor- porate-Bond-Marktteilnehmer den möglichen Abstieg aus dem IG-Uni- Wenn ein „Engel“ aus dem Investment-Grade-Paradies fällt, wird er alles versuchen, um wieder zurückzukehren in den „Himmel“ äußerst günstiger Refinanzierungskosten. Hohes Interesse Investoren wollen Fallen Angels beimischen. Von Fallen Angels hält mehr als jeder dritte Teilnehmer (33,9 %) einer Onlineumfrage von Institutional Money „sehr viel“. Auf die Frage „Von einer Beimischung von ,Fallen Angels‘ halte ich …“ antworten fast 20 Prozent mit „viel“. Es gibt aber auch Skeptiker, die „wenig“ bis „gar nichts“ von Fallen Angels halten beziehungsweise nicht im Sub-Investment-Grade-(IG)-Bereich investieren. Quelle: Institutional Money Online | Umfragezeitraum: Sommer 2020 sehr viel | 33,9 % 9,7 % | weniger als früher 11,3 % | Ich investiere nicht im Sub-IG-Bereich. Von einer Beimischung von „Fallen Angels“ halte ich … viel | 19,4 % wenig | 10,5 % gar nichts | 15,3 % N o. 3/2020 | www.institutional-money.com 199 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : UNT E RNEHMENS ANL E I HEN

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