Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

S oziale Medien sind ein zu- nehmend wichtiger werden- der Kanal für Unternehmen, wenn es darum geht, Infor- mationen aus Bereichen wie Marketing, Finanzen und Kundenbeziehungen zu kommunizieren. In bisherigen Studien wurde bereits untersucht, ob und wie das Verhalten von Anlegern auf diesen Plattformen die Aktienkurse beeinflusst. Bisher ist jedoch wenig darüber bekannt, ob sich die Nutzung bestimm- ter sozialer Medien durch Unternehmen auf deren Aktienrenditen auswirkt. Kon- kret stellt sich beispielsweise die Frage, ob Social-Media-Aktivitäten von Unter- nehmen ein nicht oder schwer diversifi- zierbares Risiko darstellen, für das In- vestoren eine entsprechende Prämie ver- langen. Diesem Thema widmet sich das Paper „The Social Media Risk Premi- um“, das von den Autoren Amin Hosseini, Gergana Jostova und Robert Savickas von der George Washington University sowie Alexander Philipov von der George Mason University verfasst wurde. Darin wird ein eigens erstellter Datensatz untersucht, der für jedes Unternehmen im klassi- schen US-Aktienuniversum identifi- ziert, ob es einen Twitter-Account hat, wie aktiv es auf dieser Plattform ist, um welche Art von Tweets es sich handelt, wie das Sentiment die- ser Inhalte ist und wie Nutzer durch Retweets, Antworten und Likes da- rauf reagieren. Den Autoren zufolge handelt es sich dabei um die bisher umfassendsten Daten aus diesem Bereich, die im Untersuchungszeit- raum die gesamte Aktivität aller US- Unternehmen auf Twitter abdecken. Beim Start von Twitter im Jahr 2006 lief die Nutzung durch Unter- nehmen zunächst schleppend an, Ende des Jahres 2007 gab es nur 16 Unternehmenskonten. Ende 2008 waren es bereits 145 und Ende 2009 623. Die Entwicklung verlief anschließend wei- terhin dynamisch, sodass Ende 2016 rund 1.800 US-Unternehmen eine Twitter-Prä- senz aufwiesen. Im institutionellen Bereich anfangs mitunter als „SMS des Internets“ belächelt, hat sich Twitter heute als veritable Kommunikationsplattform etabliert. Inzwi- schen akzeptiert auch die SEC den Kanal für die Veröffentlichung von Informationen entsprechend dem US-Standard Regulation FD. Effiziente Kommunikation Einer der Vorteile einer Twitter- Präsenz bestehe darin, so die Auto- ren, dass Unternehmen auf diese Weise schnell und effizient ein brei- tes Publikum erreichen könnten. So lässt sich im Hinblick auf die Kun- den etwa das Markenbewusstsein stärken, und es können neue Produk- te beworben sowie Fragen und Be- denken direkt beantwortet werden. Die Tweets der Unternehmen kön- nen sich auf diese Weise direkt auf die Cashflows und damit letztlich auf den Unternehmenswert auswir- ken. Im Hinblick auf die Anlegerin- teressen lassen sich durch eine Poli- Wie wirkt sich Social-Media-Präsenz auf die Aktienrenditen von Unternehmen aus? Eine aktuelle Analyse gelangt zu dem erstaunlichen Ergebnis: Aktien von Unternehmen, die über ein Twitter-Konto verfügen, erzielen absolut und risikoadjustiert höhere Renditen. Twitter-Aktivitäten von US-Unternehmen Die Anzahl der „twitternden“ AGs in den USA zwischen 2007 und 2016 So nutzten börsennotierte US-Unternehmen Twitter von 2007 bis 2016. Die Themen wurden von Machine-Learning-Algorithmen aus mehr als 33 Millionen Tweets ermittelt. Quelle: Studie 0 500 1.000 1.500 2.000 2015 2014 2013 2016 2012 2011 2010 2009 2008 2007 Firmen mit Twitter-Konto Firmen, die twittern Firmen mit Finanz-Tweets Firmen mit Marketing-Tweets Firmen mit CRM-Tweets Anzahl Unternehmen FOTO : © P I X I EME | S TOCK . ADOB E . COM Zwitschern lohnt sich Dem Einfluss der sozialen Medien können sich auch börsennotierte Aktiengesellschaften nicht entziehen – Unternehmen, die ihre Investoren und die Öffentlichkeit via Twitter informieren, schneiden messbar besser ab. 176 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : SOC I A L MED I A

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