Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

nahezu effizienten Märkten stets das Pro- blem der Unbeständigkeit sowie eines potenziell negativen Renditebeitrags des Alphas besteht. Der Grund für den beständigen Trend von Alpha zu Beta, von der Ineffizienz zur Effizienz und von der Exklusivität zur Standardisierung scheint jedenfalls offen- sichtlich: Auf der Suche nach Überrenditen finden die Marktteilnehmer zunächst be- stehende Ineffizienzen und Ano- malien, die sich ausnutzen lassen und so tatsächlich einen Perfor- mancevorteil ermöglichen. Sobald dies jedoch nach festen Regeln, also systematisch und mit ent- sprechend investierbaren Produk- ten, geschieht, erodieren die Effekte zu bloßen Prämien für anteilig übernommenes Risiko. Zu diesem Zeitpunkt sind die wirklichen Spe- zialisten schon längst auf der Suche nach neuen Anomalien. Beta ist billiger Der bisherige Effekt wird dagegen in klassischen betalastigen Produkten einem breiten Publikum als standardisierte Stra- tegielösung angeboten – was durchaus für alle Beteiligten positiv sein kann. Denn die durchschnittlichen Kosten und Gebühren sind umso niedriger, je mehr eine Prämie durch Beta repräsentiert wird. Es muss also keine schlechte Strategie sein, auf bereits bekannte Risikoprämien zu fokussieren, solange sich Anleger dessen bewusst und entsprechend effizient gestaltete Produkte verfügbar sind. Sowohl Asset Manager als auch Investo- ren sollten der Studie zufolge eine Strategie entwickeln, wie sie sich im Kontinuum des Alpha-Beta-Prozesses im Zeitablauf anpas- sen und positionieren möchten, um die dynamischen Veränderungen zu managen. Produktanbieter müssen klären, ob in inten- sives Research zur fortlaufenden Migration in neuere alphalastige Strategien investiert werden soll. Alternativ besteht die Möglich- keit, strategisch auf bekannte Prämien zu setzen und gleichzeitig andere Effekte, etwa aufgrund eines vermuteten „Run for the Exit“, (vorübergehend) zu meiden. Die Ent- scheidung über die Positionierung ist von der Philosophie des Hauses, aber auch von den verfügbaren Ressourcen abhängig. Flexibilität gefordert Auf Seiten der Anleger lautet die ent- scheidende Frage, welche Kombination von Asset Managern im Hinblick auf verschie- dene Bereiche des Alpha-Beta-Kontinuums für die Allokation gewählt werden soll. Hier gehe es vor allem um die Themen Rendite- erwartung, Timing und Diversifikation. Eines ist dabei angesichts der fortlaufenden Dynamik des Alpha-Beta-Prozesses klar: Auf beiden Seiten sind flexible Ansätze notwendig, um sich dem fortlaufenden Wandel anzupassen. DR. MARKO GRÄNITZ FOTO : © CH I CAGO UN I V E R S I T Y » Wenn aktive Manager gewinnen, muss dies auf Kosten anderer aktiver Manager gehen. « Eugene F. Fama, Robert R. McCormick Distinguished Service Professor of Finance, Chicago Strategievergleich – vor und nach der Finanzkrise Die statistischen Eckdaten der meisten Investmentstrategien haben sich nach der Krise 2008/2009 zum Teil beträchtlich verändert. Jan. 1993 – Juni 2007 Jan. 2010 – Juni 2018 P-Wert: Differenz P-Wert: Strategie Ertrag Standard- Ertrag Standard- Ertrags- P-Wert: Sharpe- Sharpe- der Differenz Ø p. a. abwei- Sharpe Korr. Ø p. a. abwei- Sharpe Korr. differenz Ertrags- Ratio- Ratio- Korre- d. Korre- in % chung (%) Ratio S&P 500 in % chung (%) Ratio S&P 500 (%) differenz Differenz Differenz lationen lationen Anleihen Carry 5,20 9,90 0,53 -0,04 4,30 10,00 0,43 -0,19 -0,90 0,42 -0,10 0,34 -0,15 0,00 Rohstoff Carry 2,70 10,80 0,25 0,02 8,20 10,20 0,81 0,07 5,50 0,88 0,56 1,00 0,05 0,91 Aktien Carry 2,40 10,00 0,24 0,00 -3,70 10,30 -0,36 0,09 -6,00 0,08 -0,59 0,00 0,09 0,99 Währungen Carry 7,80 10,00 0,78 0,18 0,00 10,50 0,00 0,48 -7,80 0,04 -0,78 0,00 0,30 1,00 Anleihen Momentum 0,70 9,90 7,00 -0,04 0,70 9,80 0,07 -0,09 0,00 0,50 0,00 0,49 -0,06 0,06 Rohstoff Momentum 6,50 10,70 0,61 -0,04 5,20 10,40 0,50 0,08 -1,30 0,39 -0,11 0,33 0,11 1,00 Aktien Momentum -0,80 10,30 -0,08 0,02 -4,40 10,10 -0,44 0,05 -3,60 0,19 -0,36 0,04 0,03 0,79 Währ. Momentum 4,00 10,40 0,39 0,00 0,50 9,80 0,05 0,16 -3,50 0,21 -0,33 0,08 0,16 1,00 Anleihen Trend 6,90 10,40 0,66 -0,07 1,20 10,30 0,12 -0,30 -5,70 0,11 -0,55 0,01 -0,22 0,00 Rohstoff Trend 5,30 11,00 0,48 -0,04 -0,60 10,30 -0,06 -0,03 -5,9 0,10 -0,54 0,00 0,01 0,58 Aktien Trend 5,40 10,70 0,50 0,07 -3,80 10,10 -0,38 -0,03 -9,20 0,02 -0,88 0,00 0,09 0,01 Währungen Trend 4,70 12,40 0,38 -0,06 1,00 12,30 0,08 0,01 -3,70 0,25 -0,30 0,07 0,06 0,96 Aktien Value 6,60 10,10 0,65 -0,19 -1,40 10,30 -0,14 0,19 -8,00 0,04 -0,79 0,00 0,38 1,00 Währungen Value 5,30 10,20 0,52 0,22 1,50 12,00 0,13 -0,10 -3,80 0,23 -0,39 0,05 -0,32 0,00 Die Renditen sowie Sharpe Ratios von 13 der 14 dargestellten Strategien waren nach der Finanzkrise gleich oder niedriger als zuvor. Bei acht Strategien waren die Sharpe Ratios statistisch signifikant niedriger und bei nur einer Strategie statistisch signifikant höher (jeweils auf dem 5-%-Level). Quelle: Studie 174 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : A L PHA S T RAT EG I EN

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