Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

D ie zentrale Voraussetzung für die relative Attraktivität pas- siver Investmentstrategien heißt Markteffizienz. Nur wenn die in Indizes abgebildeten Titel hin- sichtlich wichtiger Eigenschaften wie Liqui- dität, Corporate Governance, Reporting etc. homogen sind, kann der Kostenvor- teil von Indexprodukten greifen. Ist das nicht der Fall, sollten (gute) aktive Manager im Vorteil sein, weil sie Unternehmen meiden kön- nen, die in irgendeiner Hinsicht Schwächen aufweisen. Und da nicht die ganze Welt so effizient ist wie der S&P 500 Index, lag das Volumen passiver Fonds Ende Juli 2020 global bei 11,74 Billionen US-Dollar (9,91 Billionen Euro), womit ihr Anteil am Gesamtvolumen, das ohne Geld- marktfonds 36,70 Billionen US-Dollar beträgt, nur etwa einem Drittel ausmacht. Noch dominieren aktive Fondsstrategien den Markt und bringen es auf ein Volumen von 24,96 Billionen US-Dollar (21,07 Bil- lionen Euro). Effizienzfrage Da institutionelle Anleger tendenziell passive Lösungen bevorzugen, stellt sich für diese Gruppe vor allem die Frage, wo es auch heute noch klüger ist, die höheren Kos- ten aktiver Manager in Kauf zu nehmen, um nicht unterm Strich schlechter zu fahren. Die Pauschalantwort kennt man: Etablierte Märkte hoch entwickelter Industriestaaten kann man auch passiv kaufen, während Schwellenländerbörsen noch ineffizient genug sind, um aktiven Stockpickern die besseren Karten zu sichern. Allerdings ist der Übergang vom Emerging zum Mature Market fließend, weshalb man sich mit sol- chen Faustregeln nicht zufrieden geben kann. Unterstützung bei der Suche nach Ant- worten liefern wissenschaftliche Arbeiten, die die jeweils jüngsten Daten zu den Re- gionen und Märkten durchforsten. Eine sol- che Arbeit haben Anandita Kuthiala, Shuwen Sun und Tobias Wiest von der Hochschule St. Gallen erstellt. Sie haben im Februar Asien- und insbesondere China-Aktienin- vestments dahingehend untersucht, wie hier das Aktiv-Passiv-Pendel steht. Kurz zusam- mengefasst kommen sie zu folgendem Er- gebnis: Insbesondere bei chinesischen Ak- tieninvestments konnten aktive passive Stra- tegien outperformen. Je nachdem, welcher Zeitraum im Faktormodell zugrunde gelegt wurde, lag die Überrendite bei zehn bis 92 Basispunkten – und zwar nicht pro Jahr, sondern pro Monat. Die plausible Erklärung der Autoren für diese enorme Outperfor- mance lautet, dass die in den Indizes teilwei- se prominent enthaltenen staatsnahen chine- sischen Unternehmen eine Minderperfor- mance gegenüber den privat geführten Un- ternehmen aufweisen und es den aktiven Managern gelingt, diese unterzugewichten. Die MBA-Arbeit „Do Equity Funds in Asia Outperform Passive Alternatives?“, die von Fidelity unterstützt wurde, analysierte Angesichts des Siegeszuges passiver Anlagestrategien darf nicht übersehen werden, dass es nach wie vor Märkte gibt, in denen aktive Manager grundsätzlich bessere Chancen haben. Eine aktuelle MBA-Arbeit zeigt, dass dies unter anderem für asiatische und insbesondere für chinesischen Aktien gilt . Das Volumen passiver Fonds wächst Vergleich aktiver und passiver Fonds, global, 1. 8. 2010 bis 31. 7. 2020 in US-Dollar (ohne Geldmarktfonds) Passive Investmentstrategien erfreuen sich weltweit zunehmender Beliebtheit (hier: passive ETFs und nicht börsengelis- tete Indexfonds). Dennoch machen sie am Gesamtvolumen (ohne Geldmarktfonds) erst einen Anteil von etwa einem Drittel aus, denn das Volumen aktiv gemanagter Produkte wächst ebenfalls. Quelle: Morningstar 0 5 10 15 20 25 30 2020 I 2019 I 2018 I 2017 I 2016 I 2015 I 2014 I 2013 I 2012 I 2011 I 2010 Billionen USD Summe aktiver Fonds (ohne Geldmarktfonds) Summe passiver Fonds (ETFs und andere) FOTO : © P R I VAT » Das Halten von Aktien staatsgeführter Unternehmen in einem Portfolio verschlechtert die Fondsperformance. « Shuwen Sun, Co-Autorin der Studie „Do Equity Funds in Asia Outperform Passive Alternatives?” Zu früh für passiv 166 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | S TUD I E : AK T I V V S . PA S S I V

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