Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

beträchtlichen Teil ihrer Bewertungsreser- ven auf festverzinsliche Papiere realisieren. „Die Hebung der Reserven ging mit einer Erhöhung des Umschlagsvolumens der Kapitalanlagen auf gut 350 Milliarden Euro einher, was etwa einem Drittel des Kapital- anlagebestandes der deutschen Lebensversi- cherer entspricht. Die Transaktionskosten dafür dürften sich auf über 500 Millionen Euro belaufen haben“, verweist Will auf die Konsequenzen. Er ist überzeugt: „Im Nied- rigzinsumfeld bleibt das Asset Liability Management (ALM) der Lebensversicherer besonders relevant. Außerdem hängt die weitere Entwicklung des Reservebestandes in Corona-Zeiten maßgeblich von der Kre- ditqualität im Portfolio ab.“ Mehr Einmalprämien Was die Zukunft der Branche betrifft, sieht es weder nach Desaster noch nach Glamour aus. Vielmehr richten die Anbieter ihre Produktpolitik auf Auskömmlichkeit und Eigenmittelschonung aus. Während der Anteil der Lebensversicherer an den Erst- versicherungsbeiträgen zwischen 2010 und 2018 um fünf Prozentpunkte gesunken ist, konnte er im Geschäftsjahr 2019 wieder um zwei Prozentpunkte ausgebaut werden. Zwar konnten auch andere Sparten ihr Prä- mienvolumen steigern, die Lebensversiche- rung allerdings überproportional, nämlich um plus elf Prozent. Dabei war das Branchenwachstum zuletzt stark von Einmalbeiträgen geprägt. Im Jahr 2019 machten Einmalbeiträge bei den Lebensversicherungsprämien in Höhe von insgesamt 98,7 Milliarden Euro ein gutes Drittel, nämlich 36,9 Milliarden Euro, aus. Von 2018 auf 2019 stiegen damit die Ein- malprämien um 36 Prozent, während die laufenden Prämien in diesem Zeitraum nur um 0,2 Prozent zulegten. Insgesamt hat die Lebensversicherungs- branche 2018 den Turnaround geschafft und generiert seitdem wieder positives Netto- wachstum im Bestand. Ohne den Branchen- primus Allianz wäre die Wachstumsdyna- mik allerdings deutlich geringer. Entspre- chend werden für die Branche weitere Kon- solidierungstendenzen gesehen. Was das Produktportfolio betrifft, war in den letzten beiden Jahren der größte Zuwachs bei sogenannten Mischformen mit Garantien festzustellen: Neue Klassik, Indexpolicen und Hybridpolicen. Im Neu- geschäft stieg ihr Beitragsanteil von 2018 bis 2019 von 41,0 auf 45,3 Prozent. Auch der Anteil an fondsgebundenen Lebens- versicherungen (FLV) stieg von 5,4 auf 6,1 Prozent, bleibt damit aber hinter den Erwar- tungen zurück. „Bei einer Absenkung des Höchstrechnungszinses rechnen wir markt- weit mit einem Anstieg der FLV-Angebote. Die Nachfrageentwicklung auf Kundenseite hängt allerdings stark von positiven Kapital- märkten ab“, meint Will. Laut dem Stimmungsbild, das Assekurata in der Branche abgefragt hat, dominieren Produkte zur Absicherung der Arbeitskraft die Erwartung. Ebenfalls hoch in der Gunst der Anbieter stehen Fondspolicen, wobei höhere Hoffnungen in die Varianten ohne Garantie gesetzt werden als in solche mit Garantie. Auch positiv werden die Neue Klassik und Indexpolicen eingeschätzt, während die traditionelle Klassik offenbar als Auslaufmodell gesehen wird. ANKE DEMBOWSKI » Das Thema Nachhaltigkeit wird zwar stark von äußeren Faktoren getrieben, aber es hat hier auch ein Kulturwandel stattgefunden. « Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung, Assekurata Die Finanzierung der ZZR Kapitalanlagerenditen und Garantiezinsen im Niedrigzinsumfeld Die Finanzierung der ZZR erfolgt überwiegend über die Auflösung stiller Reserven, was die Nettoverzinsung in die Höhe treibt. Dies wiederum beschleunigt den Rückgang der laufenden Durchschnittsverzinsung. Quelle: Assekurata 3,05 % 2,97 % 2,89 % 2,79 % 2,75 % 2,73 % 2,80 % 2,59 % 2,32 % 2,03 % 1,90 % 1,77 % 4,05 % 4,06 % 3,96 % 3,70 % 3,41 % 3,58 % 3,08 % 2,90 % 4,59 % 4,69 % 4,61 % 4,51 % 4,34 % 4,50 % 3,58 % 3,85 % 1 % 1,5 % 2 % 2,5 % 3 % 3,5 % 4 % 4,5 % 5 % 5,5 % 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019e Laufende Durchschnittsverzinsung Nominale Nettoverzinsung ZZR-Wirkung auf Bestandsgarantien Garantiezins vor ZZR Garantiezins nach ZZR 156 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : L EBENS VE R S I CHE RUNGEN

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