Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

Die Interaktion zwischen Emerging Markets und Industrienationen wäre interessant gewesen, muss aber wohl das Objekt zu- künftiger Studien bleiben. CAPM-Ansatz Die Auswertung der Daten läuft über ein Ein-Faktor-Modell, das dem Ansatz des Capital Asset Pricing Models (CAPM) folgt. Mittels CAPM-Regression errechnen die Autoren nun die außerordentlichen Er- träge unter Berücksichtigung einer idiosyn- kratischen Marktkomponente heraus, die wiederum den Ansteckungseffekt simuliert. Sieht man sich nun rein den Ertrag des von den Autoren errechneten globalen Marktindex an, erkennt man, welchen Schub die Märkte in der Zeit nach Bret- ton Woods und somit der Epoche der höchsten Globalisierung erlebten (siehe Chart „Die vier Globalisierungsphasen seit 1880“) . Dass die jährlichen Erträge der mo- dernen Globalisierung trotzdem denen der Bretton-Woods-Ära hinterherhinken, liegt daran, dass die Globalisierung eine Zeit gebraucht hat, um ihre volle Wir- kung zu entfalten – mit dem Ende des Warschauer Paktes brachen aber binnen kürzester Zeit alle Dämme. Nichtsdesto- trotz bleibt das Bild ambivalent, ist doch auch die Volatilität in der Zeit der freien Wechselkurse höher als unter Bretton Woods. Ausschlaggebend dafür sind nicht zuletzt die bereits erwähnten Crashs, die im 21. Jahrhundert stattgefunden haben. Doch wie sieht es nun mit der Kennzahl aus, die uns am meisten interessiert – also der Korrelation der Märkte untereinander und in weiterer Folge den daraus entstehen- de Kontaminierungseffekten? Contagion-Killer? Rechnet man die Korrelationen über den gesamten Beobachtungszeitraum und alle ausgewerteten Märkte durch, so ist diese im Zeitalter der modernen Globalisierung mit einem Wert von 32,76 Prozent klar am stärksten. Es folgen der klassische Gold- standard mit 18,68 und schließlich die Zwi- schenkriegszeit und Bretton Woods mit 15,3 und 14,8 Prozent. Das scheint für Freunde der Diversifi- kation keine gute Nachricht zu sein. Wir er- innern uns aber: Es gibt einen Unterschied zwischen Korrelation – die ja auch positiv sein kann – und der Ansteckung, die den gleichzeitigen Abschwung, vornehmlich in Krisenzeiten, betrifft. Um genau für diesen Effekt „ein Gefühl auf Einzelmarktebene zu entwickeln, haben wir für jede Periode die Differenz zwischen Korrelation in Krisen- zeiten und der Korrelation in normalen Zeiten errechnet“, erklärt Accominotti. Die Methode Ist diese Differenz positiv, so hat die Krisenkorrelation die normale Korrela- tion übertroffen. Je höher dieser Wert, desto höher ist also der Kontaminie- rungsfaktor (siehe Tabellen „Kontami- nierung 1880–1914“, „Kontaminierung Zwischenkriegszeit“, „Kontaminierung Bretton Woods“ und „Kontaminierung moderne Globalisierung – Ära freier Wechselkurse“) . Für die erste Globali- sierungsepoche müssen wir uns wieder mit dem stark eingeschränkten Sample, bestehend aus Deutschland, Australien, Contagion Zwischenkriegszeit Je höher der Wert, desto höher das Kontaminierungsrisiko Däne- Frank- Deutsch- Nieder- Nor- Belgien mark reich land Italien lande wegen Schweden Schweiz UK Kanada USA Australien Japan Belgien Dänemark 0,07 Frankreich 0,26 0,02 Deutschland -0,05 -0,09 -0,05 Italien 0,04 0,14 -0,06 -0,07 Niederlande 0,17 0,20 -0,15 -0,10 0,11 Norwegen 0,22 -0,03 -0,12 -0,15 0,02 0,12 Schweden 0,05 0,18 -0,01 0,04 0,12 -0,08 0,13 Schweiz 0,21 0,28 -0,01 -0,19 0,04 0,25 -0,05 0,02 UK 0,26 0,21 -0,08 -0,12 0,17 0,12 0,08 0,14 0,37 Kanada 0,12 0,12 -0,18 0,00 0,02 -0,12 -0,07 -0,08 0,03 -0,07 USA 0,07 0,33 0,30 0,22 0,32 0,50 0,32 0,35 0,47 0,54 0,34 Australien -0,01 0,09 -0,11 0,07 0,05 -0,03 -0,12 -0,08 -0,08 -0,14 -0,35 -0,03 Japan 0,01 0,11 0,02 -0,15 0,05 -0,25 0,06 0,03 0,06 0,10 -0,10 0,23 -0,26 Südafrika 0,18 -0,04 -0,05 -0,01 -0,08 -0,01 -0,04 -0,10 -0,13 -0,04 -0,01 0,18 0,02 -0,13 Der Entkoppelungstrend setzt sich für Deutschland im Großen und Ganzen fort. Kontaminierungseffekte treten kaum auf, ausgerechnet mit den USA steigen diese auf einen historischen Höchstwert, der sich durch die Finanzmarkt-Apokalypse von 1929 erklären lässt und anekdotisch aufzeigt, dass Deglobalisierung nicht vor Kontaminierung schützt. Quelle: Studie Kontaminierung 1880–1914 Je höher der Wert, desto höher das Kontaminierungsrisiko Deutsch- land UK USA Deutschland UK -0,11 USA -0,09 0,26 Australien -0,38 0,03 0,34 Die Daten aus dieser frühen Globalisierungsphase weisen auf eine extrem geringe Verknüpfung des deutschen Aktien- marktes mit der Welt hin. Quelle: Studie 148 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : MARK T KONTAMI N I E RUNG

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