Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

D er Monarchfalter steht prin- zipiell auf der Speiseliste vieler Vogelarten. Dass er dennoch vergleichsweise selten gefressen wird, liegt an einem körper- eigenen Gift, das er bereits im Raupensta- dium entwickelt. Dieses ist zwar nicht töd- lich, bringt unvorsichtige Fressfeinde aber dazu, sich nach dem Verzehr des Falters zu übergeben, und macht das potenzielle Beu- tetier somit mehr oder weniger ungenießbar. In der Finanzwelt setzten vornehmlich US-Firmen lange Zeit eine sehr ähnliche Strategie ein: Fürchteten sie, Opfer einer feindlichen Übernahme zu werden, warfen sie eine sogenannte „Poison Pill“ ein. Der etwas sperrige und weniger aussagekräftige Fachausdruck dazu lautet: „Shareholder Rights Plan“. Gemeint sind Maßnahmen, die die Aktien- und Aktionärsstruk- tur eines Unternehmens auf eine Wei- se verändern, dass die Übernahme für den Angreifer zu teuer und somit wirtschaftlich uninteressant wird. Abgesetzte Pille Zur Jahrtausendwende, am Höhe- punkt der Poison-Pill-Popularität, hatten in den USA Tausende Unter- nehmen derartige Klauseln in ihren Statuten eingeführt. Dann nahm die Popularität dieser Strategie jedoch rapide ab – Joshua Samek, Co- Chairman des Anwaltsunternehmens DLA Piper, schreibt in einem Cor- porate Alert vomApril dieses Jahres, „dass es per 31. 12. 2019 nur noch 160 US-Firmen mit aktiven Rights Plans gegeben hat“. Im S&P 500 waren es zum Jahreswechsel nur noch 25. Das heißt nicht, dass Firmen in den USA die Hände in den Schoß gelegt hätten. Tatsächlich gibt es einen ganzen Strauß an Abwehr- maßnahmen gegen unerwünschte Übernah- men, die im angelsächsischen Raum auch gern „Shark Repellent Measures“ – also „Haiabwehrmaßnahmen“ – genannt wer- den. Einige davon listet man bei der Analy- sefirma Merger Arbitrage auf: beispielswei- se die „Macaroni Defense“, die darauf hin- ausläuft, dass ein Unternehmen eine große Menge Bonds begibt, die bei einer Firmen- übernahme zu einem absurd hohen und „somit unökonomischen Preis beglichen werden müssen“, wie man bei Merger Arbi- trage erklärt. Bekannter ist der „Golden Parachute“, also der goldene Fallschirm, der dem Management enorm lukrative Aktien- optionen oder Abschlagszahlungen gewährt Poison Pills, also Maßnahmen, über die die Aktienstruktur eines Unternehmens verändert wird, um feindliche Übernahmen zu verhindern, waren bis vor Kurzem außer Mode. Mit den Kursverlusten im ersten Quartal ist die Zahl der „Poison Pill“-Programme in den USA aber um nahezu ein Drittel gestiegen. Unterschiedliche Ansteckungsgefahr Welche Branchen eine hohe, moderate und eine niedrige Covid-19-Exposition haben Die Ratingagentur Moody’s hat erhoben, inwieweit einzelne Branchen von den Covid-19-Auswirkungen betroffen sind. Nur in Einzelfällen können Unternehmen laut Moody’s von den neuen Rahmenbedingungen profitieren. Quelle: Moody’s FOTO : © D L A P I P E R , B L ACKD I AMOND6 7 | S TOCK . ADOB E . COM » Zum Jahreswechsel gab es nur noch 160 US-Firmen mit Poison Pills. « Joshua Samek, Co-Chairman DLA Piper, spezialisiert auf M&A Giftiges Comeback Moderate Auswirkung – Getränke – Chemie – Produktionsgüter – Medien – Metalle & Minen – Erdöl und -gas & Dienstleister – Immobilienentwickler (China) – Nahrung & Landwirtschaft – Stahlproduktion – Tech/Hardware Niedrige Auswirkung – Bauwirtschaft und -material – Rüstung – Transportwesen – Mietwesen – Verpackungsindustrie – Pharma – Immobilien/REITs – Nahrung/Einzelhandel – Telekom – Abfallbeseitigung – Textil und Bekleidung – Autohersteller – Autozulieferer – Konsumgüter langlebig – Gaming – Hotel & Tourismus – Airlines – Einzelhandel (exkl. Nahrung) – Transportwesen Starke Auswirkung Potenziell positive Wirkung – Online-Dienstleister, – Online-Retailer, – Goldminen Covid 19 Impact Heat Map 140 N o. 3/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : PO I SON P I L L S

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