Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

N o. 3/2020 | www.institutional-money.com 125 T H E O R I E & P R A X I S : Z ENT RA L BANKPOL I T I K erklärten 73 Prozent, dass die neue Situation ihre taktische Asset Allocation beeinflussen wird, 55 Prozent gingen davon aus, dass dies auch auf die strategische Asset Alloca- tion zutreffen wird, wobei 63 Prozent bestä- tigten, dass die Krise ihre Risikobereitschaft beeinflussen dürfte. 58 Prozent gaben zu dem Zeitpunkt an, dass sie auch ihren Risi- korahmen anpassen würden – die Studien- autoren merken dazu an, dass diese Hal- tungsänderung vor allem bei Notenbanken mit geringeren Reserven stärker ausgeprägt war. Demzufolge äußerten sich die Vertreter größerer Notenbanken im April eher noch abwartend, weil es für eine Beurteilung der Lage noch zu früh war. Aus heutiger Sicht hat sich diese Ruhe angesichts der ersten Panik an den Märkten als die richtige Hal- tung erwiesen. Ein wesentliches Element dieser Studie ist alljährlich die Beurteilung der einzelnen Währungen durch die Anlageverantwortli- chen der Notenbanken. Die Frage, welche Währung als geeignetes Instrument für die Währungsreserven anderer Staaten angese- hen wird, ist für jedes Land von Belang. Besonders interessant war daher die in die- ser Studie erfasste Einschätzung zum Euro, bei dem eine erste 20-Jahres-Bilanz mög- lich ist. In einem Satz zusammengefasst lautet sie: Als Reservewährung hat der Euro aufgrund seiner Underperformance in den letzten zwei Dekaden enttäuscht. Als Ursa- chen dafür werden das Fehlen einer koordi- nierten Politik und negative Zinsen gesehen. Im Umkehrschluss könne der Euro für Reserve Manager nur dann an Attraktivität gewinnen, wenn es zu einer Rückkehr zu positiven Renditen käme. Wesentlich günstiger beurteilen die No- tenbanker Chinas Währung. Während im Vorjahr nur 51 Prozent der Umfrageteilneh- mer angaben, in Renminbi investiert zu sein, stieg dieser Wert zuletzt auf 55 Pro- zent, womit die Währung zur Nummer eins unter den Nicht-Leitwährungen avancierte. Dies geschah zulasten der „Rohstoffwäh- rungen“ Australiens, Kanadas und Norwe- gens, deren Quoten durchwegs sanken. Ebenfalls gesunken ist das Interesse an Sin- gapur-Dollar und koreanischem Won. In diesem Zusammenhang bedeutungslos blie- ben zuletzt auch Rubel, brasilianischer Real, mexikanischer Peso und die indische Rupie. Allerdings steht der Euro mit seinen „Strafzinsen“ nicht allein da: Weil auch die anderen Leitwährungen keine Renditen bie- ten, ergänzen die Anlagemanager der Noten- bank sowie nahezu alle institutionellen Anleger ihre im Wesentlichen aus Hartwäh- rungs-Bonds mit bester Bonität bestehenden Portfolios um weitere Assetklassen und Währungen und auch weiterhin um Gold. 67 Prozent der Notenbanken gaben an, Bestän- de des Edelmetalls zu halten, 13 Prozent haben vor, Gold zu kaufen. Ein Jahr davor lagen die Vergleichswerte bei 68 und vier Prozent. Nur 16 Prozent haben daran keiner- lei Interesse, 2019 gaben noch 19 Prozent an, weder kurz- noch langfristig in Gold investieren zu wollen. Das Interesse an Aktieninvestments hat sich im Jahresrück- blick hingegen nicht wesentlich verändert. Rund ein Viertel der Befragten hält bereits Dividendenwerte, etwa die Hälfte denkt nicht an entsprechende Käufe. Gestiegen ist indes die Bereitschaft, inflationsgesicherte Anleihen zu gewichten. Nach 38 Prozent im Vorjahr gaben 2020 bereits 42 Prozent an, in dieser Assetklasse investiert zu sein; versi- cherten 2019 noch 25 Prozent, keinesfalls in solche Papiere investieren zu wollen, sank dieser Wert nun auf 19 Prozent. Anhaltend unpopulärer bleiben Hedge- fonds, Infrastrukturinvestments, Rohstoffe, Katastrophen-Bonds sowie Staats- und Un- ternehmensanleihen schwacher Bonität. Sie sind für mehr als 80 Prozent kein Thema. GERHARD FÜHRING Historische Entwicklung der Notenbankreserven Der Anteil der Schweiz steigt deutlich, China verliert. Rest d. Welt China* Japan EU Schweiz Russland S. Arabien 2005 47,71 % 20,49 % 18,04 % 8,04 % 1,23 % 3,88 % 0,62 % 2006 47,79 % 21,67 % 15,86 % 7,60 % 1,14 % 5,38 % 0,54 % 2007 47,21 % 23,87 % 13,57 % 7,11 % 1,05 % 6,67 % 0,52 % 2008 43,55 % 28,70 % 13,69 % 6,94 % 0,98 % 5,67 % 0,46 % 2009 42,28 % 29,02 % 11,16 % 7,07 % 1,44 % 4,68 % 4,36 % 2010 41,82 % 29,35 % 10,11 % 7,65 % 2,47 % 4,38 % 4,20 % 2011 40,49 % 29,40 % 10,67 % 8,00 % 2,75 % 4,11 % 4,58 % 2012 40,60 % 28,69 % 9,78 % 7,50 % 4,10 % 4,15 % 5,19 % 2013 39,41 % 31,59 % 9,51 % 6,08 % 4,03 % 3,83 % 5,54 % 2014 47,04 % 24,62 % 9,56 % 6,06 % 4,14 % 2,93 % 5,65 % 2015 40,43 % 30,57 % 9,96 % 6,13 % 4,87 % 2,98 % 5,07 % 2016 41,76 % 28,65 % 9,95 % 6,52 % 5,55 % 3,09 % 4,48 % 2017 42,13 % 28,41 % 9,65 % 6,45 % 6,19 % 3,29 % 3,89 % 2018 42,62 % 27,59 % 9,70 % 6,64 % 6,00 % 3,56 % 3,89 % 2019** 42,39 % 26,93 % 9,75 % 7,13 % 6,10 % 3,86 % 3,83 % * inkl. Hongkong und Macao | **Stand: August 2019 Quelle: HSBC Reserve Management Trends 2020 Der Trend, dass sich der relative Anteil der chinesischen Währungsreserven verringert, hielt auch 2019 an. 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 China Japan EU Schweiz China Russland Japan Saudi-Arabien EU Mrd. USD* 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 *Gegenwert inMrd.USD,Stand:August2019 Rest

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