Institutional Money, Ausgabe 3 | 2020

Regressionsrechnungen fasst die Tabelle „Wirkung der Mini-Futures auf das Handelsvolumen der Standardkontrak- te“ auf der Folgeseite zusammen. Im Durchschnitt über alle Beobach- tungen führt die Einführung eines Mini- Kontrakts nicht zu signifikanten Verän- derungen des Handelsvolumens des re- gulären Kontrakts, wohl aber zu einer Erhöhung der Liquidität und einer Ver- ringerung der Volatilität. Eine eingehen- dere Analyse zeigt differenzierte Ergeb- nisse. Während alle Mini-Kontrakte elektronisch gehandelt werden, gibt es bei den Standardkontrakten sowohl sol- che, die auf dem Parkett gehandelt wer- den, als auch jene, die elektronisch ge- handelt werden. Eine entsprechend dif- ferenzierte Analyse zeigt, dass das Han- delsvolumen elektronisch gehandelter regulärer Kontrakte ansteigt, die Liqui- dität sich erhöht und die Volatilität ver- ringert, wenn ein Mini-Kontrakt einge- führt wird. Wird der reguläre Kontrakt dagegen auf dem Parkett gehandelt, ver- ringert sich mit Einführung der E-Minis sein Handelsvolumen, während sich Li- quidität und Volatilität nicht signifikant verändern. Insofern sind die Ergebnisse ein starker Beleg dafür, dass die Markt- teil-nehmer eindeutig eine Präferenz für den elektronischen Handel zeigen. Resultate Wie die Ergebnisse zeigen, hat die Ein- führung von Mini-Kontrakten im Durch- schnitt keine signifikante Auswirkung auf das Handelsvolumen regulärer Standard- kontrakte, während das kombinierte Han- delsvolumen beider Kontraktarten wächst. Daraus kann man ableiten, dass elektronisch gehandelte Mini-Futures die Umsätze der Standardkontrakte nicht kannibalisieren. Vielmehr generieren sie eher mehr Handels- volumen und bewirken damit zusätzliche Gebühreneinnahmen der Börsenbetreiber. Des Weiteren fanden die Autoren heraus, dass die Spreads der Standardkontrakte nach der Einführung von Mini-Kontrakten steigen, so es sich um am Floor getradete Kontrakte handelt. Werden die regulären Kontrakte hingegen ebenfalls elektronisch gehandelt, engen sich deren Spreads durch die Einführung der Minis ein. Dieses Er- gebnis spiegelt sich in den Resultaten zur Entwicklung der Volatilität der Kontrakte wider. Hier gilt: Am Floor gehandelte Stan- dardkontrakte gehen mit höherer Volatilität nach der Einführung der Mini-Kontrakte einher, während die Volatilität der elektro- nisch gehandelten Standardkontrakte nach der Zuschaltung der Minis zurückgeht. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Arbitrage zwischen den beiden elektronisch gehan- delten Kontraktarten die Futures-Preise nahe beieinander hält, was sich volatilitäts- reduzierend auswirkt und die Spreads niedrig hält. Keinerlei „Schäden“ Aus diesen Ergebnissen kann man schlie- ßen, dass die zunehmende Fragmentierung von Liquidität der Qualität der Märkte keinen Schaden zufügt. Wenn alle Futures- Instrumente elektronisch gehandelt werden, ist die Marktqualität tatsächlich in einem fragmentierteren Setting nach der Einfüh- rung von Mini-Futures-Kontrakten höher. Unterstützend mag sein, dass die kleineren Stückelungen der Minis zusätzliche Markt- teilnehmer abseits der professionellen und institutionellen Szene an die Futuresmärkte lockt. Alles in allem ist es nur zu verständ- lich, dass Investoren den elektronischen dem Präsenzhandel eindeutig vorziehen. DR. KURT BECKER Die Chicago Mercantile Exchange ist die größte Terminbörse der Welt. Mit der Einführung der S&P-500-E-Mini-Futures gelang ihr ein Geniestreich: Das Geschäft der Börse nahm zu, auf den Markt hatte die Aktion hingegen keinerlei negativen Einfluss. » Die Ergebnisse belegen die Präferenz der Marktteilnehmer für den elektronischen Handel. « Stefan Greppmair, Doktorand an der BWL-Fakultät der Universität Mannheim N o. 3/2020 | www.institutional-money.com 101 T H E O R I E & P R A X I S : FUTUR E S

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=