Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

Best Practice Best Practice entwickelt sich ständig wei- ter. Genügte es früher, Ausschlusskriterien zu formulieren und umzusetzen, erwarten institutionelle Investoren heu- te deutlich mehr. ESG-Invest- ments sollen nämlich einen positiven und auch messbaren Impact liefern, während die inhärenten Risiken gemanagt werden. Als Wegbereiter für den ESG-Fortschritt bei Hedgefonds stellen sich in der Umfrage vier Dinge heraus: die Vermeidung von Green- washing, die Unterzeichnung der UN-PRI, die Verbesserung des ESG-Reportings und die aktive Ausübung der Eigen- tumsrechte. Institutionelle hegen hohe Erwartungen an die Fortschritte in puncto ESG auch bei ihren Hedgefonds- investments. Da besteht natürlich die Ver- lockung seitens der Hedgefonds, Greenwa- shing zu betreiben, indem sie ihren bisheri- gen Investmentstrategien, ohne diese zu ver- ändern, ein grünes Mäntelchen umhängen. Dieser Etikettenschwindel ist in der ganzen Investmentindustrie weit verbreitet und wird größtenteils auf Datenprobleme zurückge- führt. So nimmt es auch nicht wunder, dass immerhin 41 Prozent der befragten Institu- tionellen von einem gehörigen Ausmaß von Greenwashing bei Hedgefonds berichten. Elf Prozent berichten immerhin noch von einem gewissen Ausmaß von Greenwashing, nur ein wenig Greenwashing will kein Institutioneller bemerkt haben, der Großteil jedoch (48 Prozent) ist sich nicht sicher, ob Greenwashing bei Hedgefonds stattfindet. Hier könnte sich in Zukunft einiges ändern, weil durch eine konzertierte Aktion von Datenanbietern, Indexprovi- dern, börsengelisteten Unter- nehmen und Asset Managern die Datenqualität gehoben und FOTO : © GP I F Kann Short Selling überhaupt sein? Profite mithilfe von Leerverkäufen in fallenden Märkten sind Gegenstand einer Grundsatzdiskussion – eine Antwort steht aus. I n den letzten Jahren ist eine philosophi- sche Debatte darüber entbrannt, ob Leerverkäufe von Vermögensgegen- ständen in ESG-orientierten Portfolios einen Platz haben können. Ende letzten Jahres lieferte Hiro Mizuno, Chief Investment Officer von Japans Government Pension Investment Fund (GPIF), diesbezüglich Dis- kussionsstoff, als er ankündigte, nicht länger Aktien an Short Seller und damit auch an Hedgefonds zu verleihen. Begründung: Short Selling gehe mit kurzfristigen Investmentzielen einher und stehe daher im Widerspruch zu der Idee, dass nachhaltige Investments einen langfristigen Investmenthorizont hätten. Gegner des Shortens von Wertpapieren führen aber auch andere Argumente ins Treffen: Eines davon lautet, dass durch erfolgreiche Leer- verkäufe in den Zielunternehmen Arbeits- plätze abgebaut würden oder sogar ein Bankrott drohen könnte. Selbst Leerver- käufe von „Sin Stocks“ wie etwa Tabakak- tien machten es notwendig, diese vorüber- gehend auszuleihen, womit man sie besit- ze, obwohl sie von den Ausschlusskriterien erfasst seien. Dasselbe gilt für den Kauf beim Closing von Short-Positionen. Originell ist die Aussage eines Long-/ Short-Managers, der an der Umfrage teil- nahm und meinte, dass Short Selling so- gar als Druckmittel dienen könne, Unter- nehmen zu größerer Nachhaltigkeit zu zwingen. Der Leerverkauf ihrer Anleihen erhöhe deren Kapitalkosten. Erfolgreiches Short Selling könne zudem positive Rendi- ten generieren, die dazu verwendet werden könnten, zusätzliches Research oder En- gagement-Aktivitäten zu finanzieren, diene also einem aus Nachhaltigkeitssicht guten Zweck. Zudem können Erträge aus dem Shorten eine Portfoliostabilisierung in ab- wärts gerichteten Märkten bedeuten. Ein- fache Antworten scheint es also nicht zu geben. Für ESG-Jünger sollte nichts falsch daran sein, karbonintensive Branchen, die sie für Sonnenuntergangsindustrien halten, zu shorten, solange sie ihre Absichten in transparenter Weise offenlegen. Versteckte Nebenwirkungen Scott Nisbet, Partner des Fondsanbieters Baillie Gifford, weist in einem Posi- » Kurzfristig orientiertes Short Selling widerspricht dem langfristig orientierten Nachhaltigkeitsansatz. « Hiro Mizuno, CIO des Japan Government Pension Investment Fund (GPIF), Tokyo ESG-Strategie von Hedgefonds Nachhaltigkeitsintegration steht an erster Stelle, gefolgt von Negativ-Screening. Engagement steht bei Hedgefonds an dritter Stelle, gefolgt von Impact Investing und Positive Screening. Thematisches Investieren ist nur jedem 20. Hedgefonds ein Anliegen. Quelle: KPMG-CAIA-AIMA-CREATE Umfrage 2020 Thematisches Investieren Positives Screening Impact Investing Aktionärs- Engagement Ausschluss- kriterien Nachhaltig- keitsintegration 52 % 50 % 31 % 19 % 12 % 5 % Fortsetzung nächste Seite  92 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S : HEDGE FONDS

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