Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

Reset ein wesentlicher Punkt im Rahmen der kundenindividuellen Mandatsgestal- tung.“ Bei Merck Fincks Publikumsfonds wird momentan die Allokation zum Jah- resende auf 50:50 gesetzt. Zukünftig soll aber ein glatter Übergang von Dezember zum Januar erfolgen. So lasse sich die Pfadabhängigkeit im Modell vermeiden. Was den Spezialfonds anbelangt, nutzt man ein modifiziertes BoT-Modell, das einen Mittelwert aus mehreren Austausch- optionen errechnet. Metzler wendet in sei- ner Strategie eine Zeitfaltung an. Diese besteht aus zwölf Einzelstrategien, die zu jedem Monatsanfang starten. Diese Vorge- hensweise führt zu einer deutlich stabile- ren Allokation. Extreme stichtagsbezogene Risiken werden dadurch vermieden. Lampes Konzept adjustiert die Allokation täglich neu. Zudem wird täglich eine Austauschoption hinzugefügt, und es wird täglich eine Austauschoption fällig. „Wir haben damit das Gamma, so stark es geht, diversifiziert und den Turnover tatsächlich reduziert. So kommen wir dem gewünsch- ten Ergebnis, nämlich eine stetige, pro- gnosefreie, auf Risikogrößen basierende dynamische Allokation zu erreichen, am nächsten“, weiß Patrick Geraats. Bei der MEAG findet der Reset jährlich zum letz- ten Handelstag des Jahres statt, ebenso bei Raiffeisen Capital Management. Als man BoT noch in Spezialfonds eingesetzt hat, wurde auf das Geschäftsjahresende der Kunden abgestellt. BoT nach Corona „Unsere Erfahrung zeigt, dass risikobasierte Anlagekonzepte wie BoT in positiven Aktienmarkt- phasen etwas in den Hintergrund geraten. Nach den Krisenjahren 2002 und 2008 haben wir hinge- gen eine deutlich erhöhte Nach- frage in diesem Bereich erlebt. Ebenso erfahren wir auch aktuell wieder ein erhöhtes Interesse an diesem Konzept“, sagt Marko Hirsch. Mehr Interesse an BoT bestätigt auch Merck Finck: „Wir glauben, dass BoT beziehungs- weise modifizierte Varianten der Strategie – auch mit Risiko-Over- lay – in Zukunft von institutio- nellen Kunden stark nachgefragt werden.“ Solange Anlageklassen existie- ren, die nicht perfekt zueinander korreliert seien, werde BoT eine elegante trendfol- gende Multi-Asset-Anlagestrategie darstel- len. Metzler erlebt gerade aufgrund der in- tegrierten Wertsicherungssystematik einen Nachfrageanstieg. Mögliche Marktrisiken seien wieder in die Köpfe der Investoren zurückgekehrt und führten zu einer erhöh- ten Nachfrage nach effizienten Risikoma- nagementsystemen. Unabhängig von der langjährigen Hausse gab und gibt es aus Sicht von Lampe Kundengruppen, deren Risikotragfähigkeit kein „Durchhalten“ von statischen Allokationen erlaubt. Patrick Geraats: „Zudem sind wir überzeugt, dass Prognosefehler durch eine diskretionär getriebene Asset Allocation zu groß sind. Hier war und ist eine systematische, pro- gnosefreie Herangehensweise – und das gilt für Best-of-Konzepte per Definition – ein sinnvolles Mittel, um Risiken zu redu- zieren und dennoch verlässlich Risikoprä- mien zu vereinnahmen. Wir kombinieren unseren Best-of-Ansatz für viele institutio- nelle Kunden auch mit einer Risikobud- getvorgabe. Hier zeigt die Erfahrung, dass solche Konzepte gerade nach großen Kri- sen wie 2008/2009 verstärkt nachgefragt werden. Hier sahen wir Zuflüsse im Rah- men von institutionellen Spezialfonds und auch für Risiko-Overlay-Konzepte, die die Risikosteuerung für gesamte Master- Fonds-Strukturen übernehmen.“ Ein ge- steigertes Interesse an systematischen Strategien von Kundenseite vernimmt man auch bei der MEAG nach der starken Korrektur am Aktienmarkt, insbesondere in Verbindung mit einer integrierten Risi- kosteuerung sowie einem nach ESG-Kri- terien zusammengestellten Aktienuniver- sum. Raiffeisen Capital Management ortet vor allem im Private Banking für Multi- Asset-Strategien auch in Zukunft eine ver- stärkte Nachfrage. Einen Erfolgsausweis kann alpha port- folio advisors mit der Performance des Dynamic Europe Balance (Retailfonds mit Kosten von 1,66 Prozent p. a.) seit Aufla- ge im Juni 2005 vorlegen (siehe Grafik) . Mit einem deutlich günstigeren institutio- nellen Set-up wäre der langfristig erzielte Vorsprung deutlicher. Der Drawdown 2008/09 war im Fonds wesentlich gerin- ger als beim 50:50-Portfolio. Die institu- tionellen alphaport-Mandate werden bis dato nicht im Publikumsfondsrahmen ver- waltet. Für den Dynamic Europe Balance ist die Auflage einer institutionellen An- teilsklasse mit attraktiven Gebühren zur- zeit in Planung. Gleichzeitig soll dabei das Mandatsprofil modernisiert werden, um das Rendite-Risiko-Profil zukünftig weiter zu schärfen. Dabei sollen insbesondere Elemente der in institutionellen Mandaten erfolgreich umgesetzten Konzepte zur Anwendung kommen. Zusammenfassung Nur einige Anbieter wie alpha portfolio advisors praktizieren Best of Two in seiner Reinform, andere setzen BoT als Basis für Wertsicherungskonzepte oder Bestandteil eines Overlays ein. Ein höheres Interesse an BoT-Ansätzen gleich welcher Art ist im Gefolge der Coronakrise aber zu erwarten. Was den Anbietern jedoch in die Suppe spucken könnte, sind die Interventionen der Zentralbanken und auch die fiskalischen Stimuli der Regierungen, die eine viel schnellere Krisenverarbeitung an den Börsen ermöglichen als frü- her. Baissen könnten kürzer aus- fallen, sodass BoT nicht mehr so stark von der Anlage im stabilen Safe-Haven-Austausch-Asset pro- fitieren kann. Schnellere Kurs- rückgänge und die rasche Ausbil- dung von Gegentrends sind der neue Standard. DR. KURT BECKER Statisches 50:50 geschlagen Brutto alphaport Strategie schlägt 50:50-Portfolio deutlich. Der Drawdown 2008/09 ist bei Best of Two – unabhängig davon, ob vor oder nach Kosten berechnet – deutlich geringer ausgefallen und erlaubte damit eine Fortsetzung der Strategie von einer höheren Basis aus. Quelle: alpha portfolio advisors 80 % 100 % 120 % 140 % 160 % 180 % 200 % 220 % 240 % ’20 ’19 ’18 ’16 ’17 ’15 ’14 ’13 ’12 ’11 ’10 ’09 ’08 ’07 ’06 ’05 Dynamic Europe balance – Netto (Retail) 50:50-Allokation Dynamic Europe balance – Brutto N o. 2/2020 | www.institutional-money.com 85 T H E O R I E & P R A X I S : BE S T OF TWO UNT E R DE R LUP E

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