Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

sechs, acht oder zehn Monaten. Eine Art Ripple-down-Effekt – deshalb werden viele Private-Equity-Investments durchaus leiden, weil die Krise diesmal sozusagen mit der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung ver- linkt ist. Aber es wird auch Chancen geben, insbesondere im Secondary-Markt von Pri- vate Equity. Was macht Sie so zuversichtlich? Fiona Frick: Diese Assetklasse ist vor der Coronakrise relativ teuer geworden. Daher werden die Bewertungen dieser Investments – wie bei Direktanlagen auch – schon re- lativ bald deutlich niedriger ausfallen, als das noch vor sechs oder zwölf Monaten der Fall war. Das wird durchaus interessante Möglichkeiten eröffnen. Noch im Juni wer- den wir mehr wissen. Wagen Sie einen Blick nach vorn? Fiona Frick: Unserer grundsätzlichen Erwar- tung nach steht die Weltwirtschaft vor einer beispiellosen Schrumpfung, und die weite- ren Aussichten sind höchst unsicher. Aber auch diese Krise wird vorübergehen, und irgendwann werden wir Lösungen in Form eines Medikaments und eines Impfstoffs ha- ben. Und die Reaktionen der Zentralbanken und der Finanzpolitik waren immens. Aber ich weiß natürlich auch nicht, wie lange das dauern wird, ob es sechs, acht oder zehn Monate oder sogar noch mehr sein werden. Investoren fragen sich natürlich zu Recht, ob wir eine schnelle oder eine langsame Erholung erleben werden und ob jetzt schon die Zeit zum Einstieg gekommen ist. Fiona Frick: Solche Fragen kann ich natürlich auch nicht mit Bestimmtheit beantworten. Was ich schon weiß: Es wird auch in dieser Krise Verlierer geben, entweder weil sie nicht die jetzt nötige Finanzkraft haben oder weil ihr Angebot, sei es eine Dienstleistung oder ein Produkt, nicht mehr nachgefragt wird. Aber gesunde Unternehmen mit einer guten Bilanz und einem langfristigen und nachhal- tigen Geschäftsmodell werden die Gewin- ner sein, weil sie etwas anbieten, das von den Menschen nachgefragt wird. Deshalb muss man als Investor den Mut haben, weit vorauszuschauen, um solche Unternehmen zu finden. Und schließlich gibt es ja auch schon heute gewisse Lichtblicke. Was meinen Sie damit? Fiona Frick: Zum einen haben wir unseren „Newscaster“-Indikator entwickelt, der die in den Medien verbreiteten Einschätzungen über das Wirtschaftswachstum auswertet. In den vergangenen vier Wochen hat dieser Indikator Anzeichen einer Stabilisierung gezeigt. Gegenwärtig verbessern sich 49 Prozent dieser Daten, was bedeutet, dass die Abschwächung des Wirtschaftswachstums aus Sicht der Medien vorläufig gestoppt wurde. Außerdem untersuchen wir regel- mäßig, ob die Veröffentlichung von Makro- daten die Ökonomen eher positiv oder negativ überrascht. Am Anfang einer Phase des Rückgangs werden Ökonomen in der Regel negativ überrascht. Wenn sich diese Verschlechterung allmählich verlangsamt, sind die Überraschungen tendenziell aus- geglichener, wie dies am Ende der letzten vier Makroschockperioden in den Jahren 2001, 2008, 2011 und 2015 der Fall war. 45 Prozent der G10-Überraschungsindizes verbessern sich derzeit. Auch hier zeichnet sich eine Stabilisierung ab, denn Ende April lag dieser Wert noch bei 38 Prozent. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Gesunde Unternehmen mit einer guten Bilanz und einem langfristigen und nachhaltigen Geschäftsmodell werden die Gewinner sein. « Fiona Frick, Unigestion F OTO S : © E R I C F R ACHON 52 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : F IONA FR I CK | UNIGES T ION

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