Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

Lars Feld , Chef der Wirtschaftsweisen: „Aus meiner Sicht ist es in der aktuellen Lage Irrsinn, über eine Vermögensabgabe zu diskutieren. Der beste Weg, um Schulden abzubauen, ist immer noch eine intelligente Wachstumsstrategie.“ S eit März ist Lars Feld Vorsitzen- der des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamt- wirtschaftlichen Entwicklung, formal betrachtet ist er somit der ranghöchs- te wirtschaftliche Berater der Regierung, und sein Wort hat auch für die Staatsfüh- rung Gewicht. Und er stellt ihr kein schlechtes Zeugnis für ihr Krisenmanage- ment aus. Sieht man von einigen Details ab, habe sie im Großen und Ganzen richtig auf die Pandemie reagiert. Feld arbeitet nun so wie alle anderen Ökonomen des Landes daran, das Ausmaß der wirtschaftlichen Schäden zu erfassen, um daraus Handlungs- empfehlungen für die weitere Vorgangs- weise abzuleiten. Beneiden muss man ihn um diese Aufgabe nicht. Herr Prof. Feld, waren die Wirtschaftswei- sen im Rückblick nicht viel zu optimistisch in Bezug auf ihre Prognosen im Sonder- gutachten zur gesamtwirtschaftlichen Lage angesichts der Corona-Pandemie? Lars Feld: Aus heutiger Sicht lässt sich das natürlich leicht sagen. Aber ich möchte nur erinnern, dass das Sondergutachten auf der Basis von Zahlen erstellt wurde, die uns bis Mitte März vorlagen. Zudem haben wir – nicht nur in unserer internen Diskussion, sondern auch in der Kommunikation nach außen – deutlich gemacht, dass es sich nicht um eine Prognose im engeren Sinne han- delt. Gerade weil die Datenlage damals noch relativ dürftig war, haben wir uns ja für eine Projektion auf der Basis von ins- gesamt drei Szenarien entschieden. In unse- rem Basisszenario sind wir damals noch von einer fünfwöchigen Shutdownphase und einer drei Wochen dauernden Über- gangsphase, bis die Wirtschaft wieder hoch- gefahren wird, ausgegangen. Auf dem Stand von heute wissen wir natür- lich, dass das nicht zu halten sein wird. Lars Feld: Deshalb sind wir längst bei unse- rem damals schon erarbeiteten Risikoszena- rio, und das haben wir zwischenzeitlich Der Ökonom Lars Feld , seit März Chef der Wirtschaftsweisen, spricht Klartext: Seiner Ansicht nach hätte die Politik die Finger besser gelassen von Änderungen bei der Mehrwertsteuer und stattdessen den Solidaritätszuschlag endgültig beerdigt. A L L E F OTO S : © A ND R E A S E ND E R MA NN » MEHR STATT WENIG 32 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : LARS FE LD | WI RT SCHAFT SWE I SER

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=