Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

-20 % -15 % -10 % -5 % 0 % 1998 Russlandkrise 4Q18 Crash 1973 Ölkrise 2008/9 Globale Finanzkrise 2020 COVID-19-Krise Dotcom-Blase 1987 Crash Frühe neunziger Rezession 1929 Crash 220 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 Trading-Session -8 % -6 % -4 % -2 % 0 % 2 % 4 % Februar 2020 April 2020 März 2020 Top-Ten IG Unternehmensanl. ETFs Top-Ten HY Unternehmensanleihen 2 4 6 8 10 12 14 16 2012 2013 2014 2018 2019 2020 2017 2016 2015 Basispunkte 21-Tagesdurchschnitt Geld-Brief-Spread T H E O R I E & P R A X I S : L I QU I D I T Ä T I m März 2020 verzeichnete der S&P 500 den bisher rasantesten Bärenmarkt in seiner Historie: minus 20 Prozent gegenüber sei- nem Höchststand in nur 15 Handelstagen. Damit ging das Blutbad doppelt so schnell vonstatten wie etwa während des Trauma-Jahres 1929 oder 1998, als sich die Russlandkrise in die Portfolios der Investoren fraß. Mit dem Corona-Crash trocknete lehrbuch- mäßig auch die Liquidität aus, was wiederum die Volatilität weiter anheizte. Das traf auch auf Assetklassen zu, die eigentlich zur Stabilität der jeweiligen Strategien beitragen sollen – beispiels- weise der Anleihenmarkt. Betrachtet man diesen unter dem von Barclays entwickelten Score der Liquiditätskosten (LCS), der einen guten Näherungswert für das Ausmaß von Liquiditätsengpässen darstellt, so wurden am bisherigen Höhepunkt der Covid-Krise sämtliche Alarmsirenen ausgelöst. Besorgnis könnte dabei auslösen, dass das LCS-Barometer bis Redak- tionsschluss auf Werte gestiegen ist, wie man sie im Vorfeld der schlimmsten Auswirkungen der großen Finanzkrise von 2008 beobachten konnte. Institutional Money hat diese Entwicklung zum Anlass genommen, einen genaueren Blick auf die Liquidität von Aktien-, Anleihen- und den damit verbundenen ETF-Märkten zu werfen. Bemerkenswert erscheint, dass die Liquidität selbst in vermeintlich sicheren Häfen bedrohlich zurückgegangen ist und gerade bei der zuletzt bejubelten Investment-Wunderwaffe ETF zu Ver- werfungen geführt hat. AZIM EL-MORSI Die Frage nach der Liquidität neigt in Krisenzeiten dazu, alles entscheidend zu werden. Im Zeitalter der ETFs ist diesbezüglich eine weitere Risikokomponente hinzugekommen – eine Bestandsaufnahme. Corona, Crash und Cash Im Vergleich die neun fatalsten Bärenmärkte in der Kursgeschichte des S&P 500. In nur 15 Handelstagen verlor der S&P 500 mehr als 20 Prozent zu seinem Höchststand. Dem können bisher nur Ereignisse wie die Russlandkrise 1998 und der legendäre Crash von 1929 annähernd das Wasser reichen. Quelle: J.P. Morgan Equity Derivatives Strategy, Bloomberg Der COVID-19-Aufprall: Steil und hart Gegen das Tempo des Corona-Crashs nimmt sich das Platzen der Dotcom-Blase wie eine Zeitlupenaufnahme aus. Liquiditätsalarm bei Anleihen und Aktien Starke Diskrepanz zum NAV von Investment Grade und High-Yield-ETFs Mittelwert des S&P-500-Geld-Brief-Spreads explodierte förmlich Gerade im Investment-Grade-Bereich kam es im ETF-Markt während der Coronakrise aufgrund der illiquiden Marktsituationen zu gewaltigen liquiditätsgetriebenen Unterschieden zwischen NAV und Kurs. Auffällig waren dabei die Ausschläge im Handel von ETFs, die den Investment-Grade-Bereich abdecken. Die Verwerfungen am Aktienmarkt und die damit verbundenen Liquiditäts- engpässe haben wiederum ein drastisches Bild bei der Entwicklung des S&P-500-Geld-Brief-Spreads gezeichnet. Quelle: Bloomberg, BofA Research 30 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com

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