Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

zialkommanditgesellschaft (SCSp) mit einer Laufzeit von zwölf Jahren aufgesetzt. Nach deren Ablauf haben die Anleger die Mög- lichkeit, das Vehikel zu kündigen oder die Laufzeit zu verlängern. Während des En- gagements können die Anleger ihre Inves- tition nicht zurückgeben, sie haben jedoch eventuell die Möglichkeit, ihr Investment über den Sekundärmarkt zu verkaufen. Wie gut der Sekundärmarkt funktioniert, hängt von der aktuellen Marktsituation ab. Die könnte aktuell kaum besser sein. „Derzeit sehen wir bei Infrastruktur einen starken Verkäufermarkt“, beobachtet Sofia Harrschar, Leiterin des Bereichs Al- ternative Investments bei Universal- Investment. Entsprechend drängen derzeit die Infrastrukturmanager nach Europa, womöglich auch weil sie hierzulande noch höhere Mar- gen generieren können als in ihren jeweiligen Heimatmärkten. „Im abgelaufenen Jahr war Infra- struktur neben Private Equity USA einer der beiden ganz großen Wachstumsmärkte“, beobachtet Harrschar, und sie nennt auch gleich den Grund: „In- frastrukturinvestments generieren oft schon früh positive Cashflows. Aufgrund ihrer re- gelmäßigen Erträge sehen Investoren sie als Substitut für Staatsanleihen. Außerdem se- hen viele Infrastrukturinvestments auch un- ter ESG-Gesichtspunkten gut aus.“ Was will der Investor? Doch vor einem Investment sind viele technische Fragen zu klären. Auf Seiten des Investors stellt sich die Frage, ob er den Debt- oder den Equity-Anteil des Infra- strukturinvestments haben möchte. „Debt- Strukturen mit laufenden und kalkulierbaren Einnahmeströmen passen gut zur Verpflich- tungsseite vieler Investoren aus dem Be- reich der Altersvorsorge“, kennt Harrschar die Bedürfnisse der Investoren. Beispiel Talanx: Im Dezember 2019 koordinierte der Versicherungskonzern aus Hannover als Lead-Investor eine Gruppe institutioneller Investoren bei der Zeichnung einer zehnjährigen Anleihe zur Finanzie- rung eines Offshore-Windparks. „Mit der Finanzierung von Borkum Riffgrund 2 setzen wir unsere Strategie konsequent fort, den Anteil der Infrastrukturinvestments im Anlageportfolio weiter zu erhöhen, um anhaltenden Renditerückgängen durch das Niedrigzinsniveau entgegenzuwirken“, er- klärte damals Immo Querner, Chief Finan- cial Officer der Talanx, und fuhr fort: „Kommendes Jahr erwarten wir im Bereich Infrastrukturinvestments trotz zunehmenden Wettbewerbs Neuinvestitionen in Höhe von zirka 300 Millionen Euro in Form von Ei- gen- und Fremdkapital.“ Der Versicherer bleibt dran: Anfang April gab Talanx be- kannt, für 200 Millionen Euro siebenjährige Anleihen zur Finanzierung eines Glasfaser- projekts in Frankreich zu erwerben, und gleich Anfang Mai folgte die Beteiligung für einen dreistelligen Millionenbetrag als Co-Investor indirekt beim Oldenburger Ver- sorgungsunternehmen EWE. Damit hat Ta- lanx sein Infrastrukturportfolio auf rund drei Milliarden Euro erhöht; perspektivisch hält man bei Talanx ein Investitionsvolumen von bis zu fünf Milliarden Euro für mach- bar. Nähe zum Investment Hinsichtlich der Nähe zu den Investments haben die Investoren unterschiedliche Vor- lieben. „Das ist insbesondere von der Größe des Investors abhängig“, beobachtet Harr- schar. „Große Investoren wollen im Regel- fall direkt in Infrastruktur investieren, so- wohl bei Equity als auch bei Debt. Sie kau- fen sich über ihre eigenen Alternativen Investmentfonds direkt in Windparks, Wär- mekraftwerke, Photovoltaikanlagen, Flug- häfen, Containerumschlagplätze und so weiter ein. Der Vorteil der Nähe besteht dar- in, dass sie mehr Kontrollmöglichkeiten und weniger Abzüge durch Intermediäre haben“, erklärt Harrschar. Größere Investoren woll- ten auch eher ein eigenes Investmentvehikel haben, statt in ein fertiges Produkt zu in- vestieren. „Mit einer eigenen Investment- struktur haben sie stärkere Kontroll- und Informationsmöglichkeiten“, so Harrschar. Kleinere Investoren würden – ähnlich wie bei Private Equity – eher in Zielfonds- oder Dachfondskonstruktionen investieren. Hier bieten sich als bevorzugte Vehikel für deutsche Investoren geschlossene Spe- zialfonds an. „Beispielsweise über eine Investment KG in Deutschland oder eine SICAV-Struktur in Luxemburg“, sagt Harr- schar. Dabei können auch Gelder von ver- schiedenen Investoren gebündelt und unter- schiedlich aufgeteilt werden. So hat Univer- sal-Investment 2019 in Luxemburg einen Spezialfonds für MEAG, die Asset-Ma- nagement-Tochter von Munich Re und Ergo, aufgelegt. „Die Infrastrukturinvest- ments werden jeweils über eine Zweck- gesellschaft gehalten. Aufgrund der Finan- zierungsstruktur kann in das Fremd- oder das Eigenkapital investiert werden. So kann eine Konzerngesellschaft beispielsweise einen höheren Fremdkapital- oder einen höheren Eigenkapitalanteil nehmen, je nachdem wie das Risiko-Rendite-Profil ins Portfolio passt. In dem konkreten Fall wur- den dazu Drittmittel eingesammelt. Die mit diesen gebündelten Geldern getätigten Investments werden durch uns adminis- triert“, so Harrschar. Bewertung Wurde eine geeignete Struktur gefunden, geht es im laufenden Betrieb auch um Be- wertung und Datenaustausch. „Bei Infra- strukturinvestments gibt es oft nur einmal jährlich eine Preisfeststellung“, weiß Lam- mert. „Der Investor oder bei Investition durch einen Spezialfonds die von ihm be- auftragte Kapitalverwaltungsgesellschaft müssen klären, wie damit umzugehen ist, denn das hat Konsequenzen für die nach- gelagerten Einheiten.“ Die Kapitalanlage- Rechnungslegungs- und -Bewertungsver- ordnung (KARBV) enthält Bestimmungen zu Inhalt, Umfang und Darstellungen der Rechnungslegung, zur Bewertung von Ver- mögensgegenständen sowie Vorgaben zum Umgang mit sogenannten nichtnotierten » Wenn die Struktur nicht passt, wird der Investor das Asset für sein Portfolio nicht kaufen. « Katja Lammert, Lammert Legal Consulting, München FOTO : © M I CHA E L S T E I NE R 252 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T : WRAPP I NG

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