Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

jeweils 84 Prozent und in Großbritannien (FTSE 350) bei 99 Prozent. WTW-Exper- tin Conrad meint dazu: „Insgesamt zeigt sich über die vergangenen 20 Jahre, dass die DAX-Unternehmen ihre Pensions- werke wetterfest aufgestellt und klug ge- managt haben, sodass Schwankungen des Kapitalmarktumfeldes meist gut genutzt oder gut aufgefangen werden konnten.“ Corona senkt Rechnungszins Weil sich im deutschen Handelsrecht der Rechnungszins am aktuellen Markt- zins orientiert, beeinflusst die Coronakri- se nicht nur die Kapitalanlagen, sondern auch den Rechnungszins. Diese Grund- lage für die Berechnung der Pensionsver- pflichtungen sank bereits im Jahr 2019 um 81 Basispunkte auf 1,10 Prozent. Da- her stiegen die Pensionsverpflichtungen 2019 stärker an als die Pensionsvermö- gen. „Infolge der Coronakrise sank der Rechnungszins im Januar und Februar zunächst spürbar. Im Lauf des März jedoch konnten die Renditen von AA- Unternehmensanleihen mit einer Rest- laufzeit von mehr als zehn Jahren und damit auch der Rechnungszins einen deutlichen Anstieg verzeichnen“, schrei- ben die WTW-Consultants. Von einer Trendwende könne jedoch noch nicht ge- sprochen werden. So könnten das von der EZB angekündigte Anleihenkaufprogramm sowie mögliche Änderungen des Ratings von Unternehmensanleihen den Rechnungs- zins wieder unter Druck bringen. „Die Vola- tilität des Rechnungszinses wird im Jahr 2020 vermutlich weiter anhalten“, heißt es in der Studie. Willis Towers Watson zeigt auf, wie stark der Einfluss des Rechnungs- zinses ist: „Eine marktbedingte Änderung des Rechnungszinses um einen Prozent- punkt führt zu einer Veränderung der Pen- sionsverpflichtung um rund 17 Prozent.“ Steigt der Zins, sinkt die Verpflichtung und umgekehrt. Der Einfluss der längeren Le- benserwartung ist vergleichsweise gering: „Eine um ein Jahr abweichende – angenom- mene – Lebenserwartung der Mitarbeiter und Betriebsrentner führt zu einer Ände- rung der Pensionsverpflichtung um rund drei Prozent.“ Alternatives wirken dämpfend Insgesamt stellt WTW den Pensionsein- richtungen ein positives Zeugnis aus. „Pen- sionsanleger, die sich für eine höhere Go- vernance und eine Auslagerung der Kapital- anlage entschieden haben, profitieren nun besonders von der höheren Diversifikation“, erklärt Hanne Borst, Leiterin Actuarial Con- sulting bei WTW. „Insbesondere illiquide Anlagen wie beispielsweise Immobilien oder Infrastruktur dürften den Wertrückgang aufgrund der Bewertungszyklen eher lang- sam nachvollziehen. Sie wirken daher stabi- lisierend auf Pensionsportfolios. Portfolios, die im Wesentlichen aus liquiden Aktien und Anleihen bestehen, stehen derzeit hin- gegen stärker unter Druck.“ ANKE DEMBOWSKI Die Pensionsvermögen der DAX-Unternehmen hatten 2019 ein Volumen von 276 Milliarden Euro, was etwa zwei Drittel der bestehenden Pensionsverpflichtungen entspricht. Anlage der Pensionsvermögen DAX-Unternehmen legen ihre Pensionsgelder weiterhin konservativ an. Der Anleihen- und Aktienanteil hat sich allerdings seit 2010 um 16 Prozentpunkte zugunsten von „weiteren Investments“ verlagert. Experten empfehlen auch künftig, den Ausbau alternativer und illiquider Investments voranzutreiben, um im anhaltenden Niedrigzinsumfeld den in der Regel langen Anlagehorizont der Pensionsvermögen optimal zu nutzen. Quelle: Willis Towers Watson, Studie „DAX-Pensionswerke 2019“ Wertgewichtete Struktur des Planvermögens im DAX 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Aktien Aktienanteil international Anleihen Immobilien Weitere Investments Aufteilung „Weitere Investments“ 25 % 19 % 60 % 50 % 5 % 4 % 10 % 27 % 16 % 5 % 3 % 3 % Rückdeckungs- versicherungen Cash Alternative Investments (Private Equity, Infrastruktur, …) Sonstiges N o. 2/2020 | www.institutional-money.com 249 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : P ENS I ONSWE RK E

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