Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

anderem aktiv in der Fachvereini- gung der Pensionskassen und in den Investment Advisory Boards einiger ausländischer IBM-Töchter. Auf den ersten Blick passen seine riskanten Sportarten wie Klettern und Mountainbike-Fahren nicht zur bAV. „Doch, bei beidem loten Sie die Risiken aus, sichern diese – so- weit sinnvoll – ab, sodass Sie nur diejenigen Risiken eingehen, die Sie tragen können und wollen. Und Ausdauer benötigen Sie bei beidem! Am Ende macht es auch noch einen Riesenspaß, und Sie haben Erfolg, ob am Berg oder mit der Firma.“ Die Schere wird größer Was waren die großen Trends in den gut zwei Jahrzehnten in der Branche? „Als ich 1998 in die Pen- sionskasse kam, hatten wir fast nur deutsche Aktien, Anleihen und Immobilien im Portfolio. Als dann der Euro eingeführt wurde, haben wir uns auch ins Euroland hinaus- gewagt. Inzwischen legen wir welt- weit an.“ Auch die Produkte hätten sich massiv verändert. „Früher hiel- ten deutsche Pensionskassen Renten, Immobilien und auch ein paar Ak- tien – zumindest wir bei IBM hiel- ten ein großes Aktienportfolio. Mitt- lerweile sind alle deutlich breiter aufgestellt. Der ganze Private-Be- reich kam hinzu, mit Private Equity und Private Debt, aber auch neue Produkte wie Liquid Alternatives, Infrastruktur.“ Dieser Trend werde auch anhalten, solange die Zinsen so niedrig bleiben, meint Ohlrogge. Und auch die Volatilität werde weiter hoch bleiben. „Seit der Jahr- tausendwende hatten wir vier Ein- brüche. Eine solche Häufung in so kurzer Zeit hat es vorher noch nie gege- ben!“ Er macht sich Sorgen: die hohe Ver- schuldung, der negative Realzins … „Eine echte Niedrigzinsphase gab es vorher nur einmal: in den 50er-Jahren nach dem Zwei- ten Weltkrieg, aber nur kurz.“ Er glaubt, dass die finanzielle Repression, die wir heu- te haben, länger anhalten wird. „Dadurch wird die Bevölkerung entspart. Ein Großteil der Deutschen legt ja ihr Geld in Bankgut- haben und Lebensversicherungen an, was soll denn da real rauskommen?“ Er verweist auf die Tatsache, dass aktuell 55 Prozent der Menschen in Deutschland aufgrund der negativen Realzinsen ärmer werden. „Ak- tionäre und Immobilienbesitzer werden rei- cher, Sparer werden ärmer. Die Wohlstands- schere geht immer weiter auf.“ Kommt da etwa der Theologe durch? Ohlrogge ist nämlich sowohl Theologe als auch Kaufmann, genauso wie sein Nachfol- ger im Vorstand der IBM Pensionskasse, Walter Reck. Ob es wohl einen Zusammen- hang gibt zwischen Theologie und der Tä- tigkeit für Pensionseinrichtungen? „Ja klar! Bei beidem sollten Sie integer und verant- wortungsbewusst sein. Im Theologiestudium lernen Sie, einen Blick für Menschen zu be- kommen, das passt für jede Führungsrolle, aber insbesondere in der bAV. Außerdem lernen Sie, abstrakte Sachverhalte zu analy- sieren. Dann können Sie die unterschied- lichsten Sachen analysieren.“ Den Wunsch, Hans Ohlrogge zum optimalen bAV-System: „Sinnvoll wäre es, wenn alle Zuführungen zur bAV, egal in welcher Höhe, für die Unternehmen als Betriebsausgaben anrechenbar und damit für die Arbeitnehmer und Arbeitgeber steuer- und sozialabgabenfrei wären.“ N o. 2/2020 | www.institutional-money.com 237 POR T RÄ T: HANS OHL ROGGE | I BM

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