Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

21 Jahre lang für die IBM Deutschland Pensions- kasse gearbeitet, zuletzt als Vorstandsvorsitzen- der, insgesamt 30 Jahre bei IBM – der Mann gibt nicht auf, wirft die Flinte nicht ins Korn, wenn’s komplex und schwierig wird. Dinge, die ihm wichtig sind, zieht er durch; und ja, betriebliche Altersversorgung ist ihm ein Anliegen. Ende August letzten Jahres verabschiedete sich Hans Dieter Ohlrogge in den geplanten Ruhestand. Ein guter Moment, um mit ihm ohne den Filter eines Großkonzerns über bAV-Themen zu sprechen. Die neue Freiheit, die er als Ruhe- ständler genießt, nutzt er: Er spricht aus, was er nach 21 Jahren Praxis denkt, wettert über die Mandatsüberschreitung der EIOPA und plädiert für eine obligatorische bAV, wenn es anders nicht geht. Mit solchen Aus- sagen wird er sich in der Branche nicht nur Freunde machen, aber das muss er auch nicht. Er spart auch nicht mit Kritik, was die Regulierung der bAV betrifft: „Die EIOPA muss unbedingt ihre Aktivitäten zum Com- mon Framework einstellen. Sie agiert außer- halb ihres Mandats. Wird der Common- Framework-Ansatz konsequent verfolgt, führt das am Ende dazu, dass für voll aus- finanzierte Versorgungsverpflichtungen er- hebliche Risikomittel als Eigenkapital hin- terlegt müssen, wie das in der Lebensversi- cherung heute schon so ist. Der Vorteil der bAV für Arbeitnehmer und Arbeitgeber wird damit eliminiert“, betont der Fach- mann. Er sieht große Unterschiede zwi- schen Lebensversicherungen und betriebli- chen Altersvorsorgesystemen. „Wenn die EIOPA hier weiter auf Gleichmacherei pocht, beendet das die deutsche bAV auf lange Sicht.“ Viele bAV-Verantwortliche dürften froh sein, dass einer wie Ohlrogge das mal ausspricht. Wobei er eigentlich doch nicht mehr ganz frei ist, denn er hat sich nach seiner Pensionierung wieder ein- fangen lassen. „Ich hatte nicht geplant, noch viel zu arbeiten. Aber dann kamen Anfragen aus der Bran- che: ‚Wollen Sie nicht für uns was machen?‘ Es kam eins zum anderen, und dann habe ich im Dezember mein eigenes kleines Con- sultingunternehmen ge- gründet – richtig mit Homepage, Steuern und Sozialversicherung.“ Er macht eben keine halben Sachen. Es sei ja auch ein schönes Gefühl, wenn man gefragt werde. „Außerdem mache ich jetzt nur noch Dinge, die ich interessant finde. Diese Frei- heit schätze ich sehr!“ Vor der Selbstständigkeit hat er aber etwas getan, was er vorher noch nie gemacht hat: ausgiebig Urlaub. Nach dem „normalen“ Sommerurlaub ist er zumWandern, Klettern und Mountainbike-Fahren in Südtirol gefah- ren und hat einfach nochmal eine Woche drangehängt, weil das Wetter schön war. „So etwas konnte ich vorher nicht machen. In der bAV beginnen nach den Sommer- ferien die Gremiensitzungen. Ich war ja nicht nur Vorstandsvorsitzender der Pen- sionskasse, sondern verantwortlich für alle IBM-Pensionseinrichtungen in Deutschland, also für mehrere Fir- men. Wenn die Gremiensit- zungen rum sind, kommen die Arbeiten für die Jahres- abschlüsse und für die Ver- bände. Und im Frühjahr geht’s wieder los, erst die Strategieplanung, und dann finden von Februar bis Mai wieder Gre- mien, Verbandssitzungen und wichtige Konferenzen statt.“ Ohlrogge war unter Hans Ohlrogge, früher Vorstandsvorsitzender des IBM Deutschland Pensionskasse VVaG, ist nicht ganz im Ruhestand, denn er hat sich vor Kurzem mit einem Consulting-Business selbstständig gemacht. Dabei genießt er seine neue Freiheit und kann zum Thema bAV Klartext sprechen. FOTO : © HANS SCHE RHAU F E R Neue Freiheit als „Ruheständler” Hans Ohlrogge frei assoziierend zu … … Arbeiten in einem Großkonzern: „Hochinteressant, manchmal vielleicht etwas schwerfällig. Aber eine gute Beschäftigung!“ … Arbeiten als Selbstständiger: „Toll, weil frei und selbstbestimmt. Natürlich riskant, wenn man davon leben muss.“ … EIOPA: „Überschreitet permanent ihren in den Verträgen festgelegten Auftrag.“ … Niedrigzinsumfeld: „Ist halt unser Leben. Terra incognita für die Zukunft.“ … Alternative Anlagen: „Zu viele verschiedene Produkte, um mit einem Satz zu antworten.“ … BaFin: „Prinzipiell kooperativ und sachlich. Grenzt die deutsche bAV-Landschaft zu wenig von unpassen- den EIOPA-Vorstellungen ab.“ … Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage: „Wird wohl künftig eine stärkere Rolle spielen.“ … Sicherung von Pensionsansprüchen über den PSV: „Sehr gut. Und für Pensionskassen in Zukunft wohl unvermeidlich.“ … Garantien in der Altersvorsorge: „Unnötig bei seriösem Management.“ … Theologiestudium: „Danach können Sie alles analysieren!“ » Wenn die EIOPA weiter auf Gleichma- cherei pocht, beendet das die deutsche bAV auf lange Sicht. « Hans Ohlrogge, Inhaber Ohlrogge Consulting 236 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com POR T RÄ T: HANS OHL ROGGE | I BM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=