Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

Mitte 4. Quartal 2019) als Reaktion auf die Coronakrise eine neuerliche Umfrage ge- startet, um deren jeweiligen Ergebnisse mit- einander zu vergleichen. Die in den Krisen- tagen gemachte jüngste „Spezialumfrage“ von EY Real Estate fand vom 19. bis zum 24. März unter rund 300 Teilnehmern aus allen Bereichen der Immobilienwirtschaft zu den wichtigsten Nutzungsarten statt und zeigt, dass sich auch bei Wohnimmobilien der Ausblick mittlerweile stärker eintrübt. Hatten noch 55 Prozent der Marktteilnehmer weiter steigen- de Preise prognostiziert, rechnen inzwischen nur noch 16 Prozent mit einem steigenden Preisniveau. Um- gekehrt ist der Anteil derer, die sin- kende Preise erwarten, von vier auf 34 Prozent in die Höhe geschossen. Immerhin: Die Hälfte der Befragten rechnet auch in der aktuellen Situa- tion mit einem gleichbleibend hohen Preis- niveau im Bereich Wohnimmobilien. Durchatmen bei Büros Büroimmobilien sind vor allem in großen institutionellen Immobilienportefeuilles tra- ditionell immer sehr hoch gewichtet. Das könnte sich nun rächen, wenn sich nachfol- gende Prognose bewahrheiten sollte: Denn laut der oben angeführten EY-Real-Estate- Umfrage von März 2020 hat sich der recht optimistische Ausblick bei Büroimmobilien von Jahresanfang inzwischen umgekehrt: 73 Prozent der rund 300 Umfrageteilneh- mer rechnen mit sinkenden Preisen – nach nur zwei Prozent am Jahresanfang. Der Grund für diesen Pessimismus könnte an zukünftig unter Druck kommenden Büro- mieten liegen. Eine vergleichbare Umfrage von Colliers International Deutschland unter 65 Investoren zeigt, dass 43 Prozent der Befragten mit Rückgängen rechnen. 39 Pro- zent erwarten eine stabile Entwicklung, zwei Prozent sehen Mietzuwächse. Vor diesem Hintergrund könnte das von BNP Paribas Real Estate am deutschen Büro- markt im ersten Quartal gemessene starke Mietpreiswachstum von plus sieben Prozent bei Spitzenmieten und plus acht Prozent bei Durchschnittsmieten auf absehbare Zeit der Vergangenheit angehören. Noch müssen Investoren aber bei deut- schen Büroimmobilien – zumindest aus der- zeitiger Sicht – nicht auf die Verkaufsknöp- fe drücken. Denn im Gegensatz zu anderen Krisen und Rezessionen wie Anfang des Millenniums oder im Nachgang der Finanz- krise 2008/09 befindet sich der Büromarkt aktuell in einer deutlich günstigeren Aus- gangssituation. So liegen die Leerstands- quoten in den Top-7-Städten Deutschlands laut Colliers mit einem Wert von lediglich 2,9 Prozent auf einem wesentlich niedrige- ren Niveau als damals. Und über alle Stand- orte, also auch außerhalb der Top-7-Städte, liegt die durchschnittliche Leerstandquote gemäß Daten von BNP Paribas Real Estate Deutschland weit unter vier Prozent. „Die aktuelle Angebotssituation auf den deut- schen Büromärkten stellt sich damit kom- plett anders dar als während der Finanz- krise. Der Leerstand liegt um die Hälfte niedriger als Anfang 2009“, ordnet Marcus Zorn, Deputy CEO von BNP Paribas Real Estate Deutschland, die Zahlen ein. Darüber hinaus wird erwartet, dass viele derzeit noch in Planung befindliche Büro- projekte wahrscheinlich nicht oder erst viel später realisiert und auf den Markt gebracht werden, sodass der für den deutschen Büro- markt von BNP Paribas Real Estate FOTO : © BNP R E Zukünftige Erwartungen Mieten und Kaufpreise im Vergleich Erwartete Veränderung der Mieten Erwartete Veränderung der Kaufpreise Eine von Colliers Deutschland unter dem Eindruck der ausgebrochenen Corona-Epidemie gestartete Umfrage unter Immobilienexperten, die mehr als 500 Milliarden Euro an Immo- bilienvermögen verantworten, zeigt, welche Erwartungshaltungen betreffend Miet- und Kaufpreisentwicklungen bei den unterschiedlichen Nutzungsarten bestehen. Der große Krisengewinner sind Logistikimmobilien, für die steigende Mieten und tendenziell auch steigende Kaufpreise erwartet werden. Düster sind die Aussichten für Einzelhandelsimmobilien und Hotels, bei denen Investoren mit sinkenden Mieterlösen und damit niedrigeren Immobilienpreisen konfrontiert werden könnten. Laut Colliers Deutschland kommen gesamthaft betrachtet die Kaufpreise stärker unter Druck als die gezahlten Mieten. Quelle: Colliers Germany: Covid 19-Survey 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Nahversorgung Einzelhandel Hotel Büro Wohnen Lager/Logistik 13 % 75 % 12 % 2 % 39 % 43 % 16 % 3 % 88 % 9 % 13 % 66 % 15 % 6 % 14 % 56 % 23 % 7 % steigen gleich niedriger nicht abschätzbar 44 % 36 % 13 % 7 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Nahversorgung Einzelhandel Hotel Büro Wohnen Lager/Logistik steigen gleich niedriger nicht abschätzbar 77 % 15 % 2 % 40 % 48 % 10 % 4 % 86 % 10 % 16 % 52 % 24 % 8 % 14 % 40 % 36 % 10 % 34 % 38 % 12 % 16 % » Spürbare Mietpreisrückgänge oder gar nachhaltige Verwerfungen auf den Büro- märkten sind mehr als unwahrscheinlich. « Piotr Bienkowski, CEO von BNP Paribas Real Estate Deutschland 202 N o. 2/2020 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : IMMOB I L I EN

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