Institutional Money, Ausgabe 2 | 2020

Mietzahlungen, zum Teil auch die Neben- kosten, bis zur Wiedereröffnung ihrer Ge- schäfte nicht leisten wollten. Einer der ge- nannten Händler begründete die angekün- digte Nichtzahlung mit dem fast schon klassenkämpferisch anmutenden Argument, dass die Vermieter institutionelle Investoren wie Versicherungen beziehungsweise Invest- mentgesellschaften seien … Vor diesem Hintergrund wird es Immobilienanleger der- zeit sehr interessieren, wie die Zukunftsaus- sichten der wichtigsten Immobiliennut- zungsarten sind und wo gröbere Probleme drohen. Stabilität gefragt Wohnimmobilien wurden trotz ihrer im Vergleich zu anderen Nutzungsarten relativ niedrigen Renditen in den vergangenen Jah- ren als defensiver Rentenersatz und verläss- licher Cash-Generator in den institutionellen Portfolios neben Gewerbeimmobilien wie Büro, Handel oder Logistik etc. immer höher allokiert. „Wohnimmobilien gelten ja oft als langweiliges Anlageprodukt. Doch gerade diese angebliche Langeweile macht die Assetklasse so robust, dass sie stabil aus der Coronakrise hervorgehen wird“, erklärt Fe- lix von Saucken, Head of Residential bei Colliers International. Er begründet dies mit der Suche von Investoren nach sicheren Hä- fen in Zeiten volatiler Finanzmärkte und weiterhin niedriger Finanzierungszinsen. Nach Einschätzung des Colliers-Internatio- nal-Experten sei noch immer ausreichend Liquidität im Markt, die beispielsweise von Family Offices genutzt wird, um in die As- setklasse Wohnen zu investieren. Ähnlich sieht dies Karsten Nemecek, Managing Di- rector Corporate Finance – Valuation bei Savills Germany. Seiner Einschätzung nach werden die Wohnungsmärkte weniger stark vom Konjunktureinbruch betroffen sein als die meisten anderen Nutzungsarten. „Die vergleichsweise hohe Stabilität der Mieten könnte dazu führen, dass institutionelle In- vestoren nach oder sogar schon während der Krise den Wohnanteil in ihren Portfolios ausbauen möchten. Perspektivisch dürfte die Nachfrage am Investmentmarkt somit steigen, sodass sich insbesondere bei Be- standsportfolios die Bieterprozesse intensi- vieren könnten.“ Auch wenn der Langfristtrend klar für Immobilien spricht, auf kurze und mittlere Sicht wird sich auch der Wohnungsmarkt den negativen Pandemiefolgen nicht ganz entziehen können: Laut Einschätzung von Dr. Stefan Mitropoulos, Leiter der Konjunk- tur- und Immobilienanalyse der Helaba Landesbank, werden viele Interessenten angesichts hoher Unsicherheit hinsichtlich Beschäftigung und Einkommensperspekti- ven zumindest kurzfristig den geplanten Wohneigentumserwerb oder den Umzug in eine neue Mietwohnung verschieben. Bestä- tigt wird diese Einschätzung von einer Stu- die der Deutschen Bundesbank, die vor ne- gativen Auswirkungen auf den Wohnungs- markt warnt, falls die Haushaltseinkommen aufgrund massiver Arbeitslosigkeit unter Druck kommen. Vor schwierigeren Zeiten stehen vor allem teure Lagen in Großstäd- ten, bei denen sinkende Preise drohen. Die Helaba beobachtet bei Luxuswohnungen bereits eine deutliche Abkühlung, da sich Kapitalanleger – vor allem aus dem Aus- land – nunmehr mit Käufen zurückhalten. EY Real Estate wollte es genauer wissen und hat nur wenige Wochen nach der regu- lären Veröffentlichung des „Trendbarome- ters Immobilien-Investmentmarkt 2020“ im Januar dieses Jahres (Umfragezeitraum: Immobilien gelten auch bei institutionellen Investoren als ebenso ertragreiches wie ertragsstabiles Investment. Aber auch die schönste Fassade wird sehr rasch unattraktiv, wenn die erwarteten Mieterträge ausbleiben. N o. 2/2020 | www.institutional-money.com 201 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : IMMOB I L I EN

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